Vatikan hat erstes weibliches Beratergremium

Erstmals hat im Vatikan ein weibliches Beratungsgremium für eine Kurienbehörde getagt. Das Gremium soll dem vatikanischen Kulturministerium laufend Tipps und Anregungen aus der Sicht von Frauen vermitteln.

Ins Leben gerufen wurde es vom Präsidenten des Päpstlichen Kulturrats, Kardinal Gianfranco Ravasi. Über die Tagung der rund 20 Frauen, darunter „Professorinnen, Diplomatinnen, Journalistinnen, politische Aktivistinnen und Mütter“, informierte der Rat am Dienstagabend auf seiner Facebook-Seite.

Genaue Zielvorgaben unbekannt

Unter den Mitgliedern ist auch die italienische Franziskanerin Mary Melone, die erste Rektorin einer Päpstlichen Universität in Rom. In seiner Begrüßungsansprache sagte Ravasi laut der Mitteilung, er freue sich darauf, den Rat der Frauen anzuhören und sich von ihren Einsichten herausfordern zu lassen. Welche Zielvorgaben genau das Gremium hat, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

Ravasi hatte vor zwei Monaten die Vollversammlung des Päpstlichen Kulturrates dem Thema „Weibliche Kulturen“ gewidmet. Er gilt als einer der Kurienkardinäle, die sich für mehr Frauen an der Kirchenspitze einsetzen.

Im April hatte Sr. Melone mit einem Radio-Vatikan-Interview aufhorchen lassen, wo sie sich für eine „Synode der Frauen“ analog zur katholischen Weltbischofssynode aussprach. In diesem Beratungsorgan müssten Frauen aktiven Raum erhalten, um in der Kirche mitgestalten zu können. Frauen bräuchten eine Stimme, „die als Autorität anerkannt ist“, sagte die Theologin und Philosophin in dem Interview. Das schließe die Beteiligung von Männern in einem solchen Gremium weder aus noch sei diese zwingend erforderlich.

„Theologie der Frau“ wieder im Gespräch

Melone äußerte sich nach einer Konferenz zur Rolle der Frau in der Kirche in der von ihr geleiteten Päpstlichen Universität Antonianum in Rom. Ein stärkerer weiblicher Einfluss im Bereich der kirchlichen Bildung sei unabdingbar für eine neue Vision in der Kirche. Dazu zählte die italienische Ordensschwester etwa den häufigeren Einsatz weiblicher Lehrkräfte in Priesterseminaren und eine Vertiefung der sogenannten „Theologie der Frau“. Letzteres hat auch Papst Franziskus bereits gefordert. Es gehe nicht darum, über die Frauen zu sprechen, sondern mit ihnen.

Melone ist die erste Frau, die an die Spitze einer päpstlichen Universität berufen wurde. Anlass der Konferenz in Rom war das weltkirchliche Fest der Heiligen Katharina von Siena, die auch zur Kirchenlehrerin erklärt wurde. Die Heilige steht in der heutigen Theologie stark für feministische Anliegen.

religion.ORF.at/KAP

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