Chalupka: „Flüchtlinge sofort in Bundesquartiere bringen“

Nach dem Ultimatum der Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) an die Bundesländer hat Diakoniedirektor Michael Chalupka angesichts des überfüllten Lagers in Traiskirchen gefordert, die Asylwerber sofort in Bundesquartiere zu bringen.

Die Zeit für Ultimaten sei vorbei, „wenn wegen des Matchs Bund-Länder über 2.000 Menschen, darunter unbegleitete Flüchtlingskinder, Familien mit Kleinkindern und selbst Mütter mit Neugeboren, seit Wochen im Freien übernachten und bei jedem Wetter stundenlang für ihr Essen anstehen müssen“, so Chalupka am Mittwoch in einer Aussendung.

Ultimatum der Innenministerin

Mikl-Leitner hatte zuvor am Dienstagabend in der ORF-Nachrichtensendung „ZiB 2“ angekündigt, Bundes-Übergangsquartiere zu belegen, „wenn die Bundesländer bis zum 31. Juli keine tragfähigen Konzepte auf den Tisch legen, um Traiskirchen zu entlasten“. Sie wolle dann die Erstaufnahmestelle als Anlaufstelle stoppen und selbst als Bund Übergangsquartiere schaffen, so Mikl-Leitner.

Michael Chapluka, Diakonie

APA/Herbert P. Oczeret

Michael Chalupka

Für die evangelische Diakonie zeigten die Aussagen, dass derzeit Kapazitäten bewusst nicht genutzt würden, um Druck auf die Bundesländer auszuüben. Es sei „nicht zu verantworten, die Gesundheit von Flüchtlingen aufs Spiel zu setzen, während tausende Betten in Kasernen und anderen Bundeseinrichtungen leer stehen“, so die so die Hilfsorganisation.

Krisenmanager gefordert

Chalupka plädierte für die Ernennung eines unabhängigen Krisenmanagers durch die Bundesregierung, „der mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet wird, und politisch nicht erpressbar ist“.

Die Bundesregierung müsse ihre Kompetenzen wahrnehmen und „endlich adäquat auf die humanitäre Katastrophe in Traiskirchen reagieren“, forderte der Direktor der Diakonie.

Flüchtlingslager Traiskirchen innen

ORF/Orientierung

Asylwerber in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen

Das Flüchtlingslager in Traiskirchen ist überfüllt, mehr als 4000 Menschen sind derzeit in der Erstaufnahmestelle. Mehr als 2000 Menschen haben kein Bett. Sie müssen im Freien auf dem Boden schlafen - darunter sind viele Kinder und Jugendliche. Dass die Situation in Traiskirchen dramatisch ist, bestätigte auch Christoph Pinter, der Leiter von UNHCR Österreich, anlässlich eines Besuchs in Traiskirchen. Es sei „untragbar, gefährlich und menschenunwürdig".

Diakoniewerk schafft 90 Plätze

Das Diakoniewerk Oberösterreich schuf nun temporäre Unterbringungsplätze für Asylwerber in einer Linzer Berufsschule. Wohnplätze für 90 Menschen wurden eingerichtet. Damit reagiere das Diakoniewerk auf die aktuell herrschende Notlage, hieß es in einer Aussendung am Mittwoch. Aufgrund der steigenden Zahl Kriegsflüchtlingen werde das Engagement in der Begleitung von Flüchtlingen im Rahmen der Grundversorgung nun verstärkt.

„Durch die Übersiedlungen ist es den Flüchtlingen nun möglich, in einer menschenwürdigen Unterkunft zu leben“, so die Organisation. Die Versorgung und Begleitung der Asylwerber werde bis zum Umzug in dauerhafte Unterkünfte durch das Diakoniewerk gewährleistet.

religion.ORF.at/KAP

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