Papst Franziskus pocht auf mehr „Freiräume“ in Kuba
Begleitet von hohen Erwartungen ist Papst Franziskus zu einem Besuch in Kuba eingetroffen. Das Flugzeug des Oberhaupts der katholischen Kirche landete am Samstag auf dem Flughafen der Hauptstadt Havanna, wo der 78-jährige Papst von Kubas Staatschef Raul Castro, sowie Erzbischof Jaime Ortega begrüßt wurde.
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Eine Gruppe von Kindern überreichte Franziskus Blumen. Entlang der Straße in die Stadt hinein, an der riesige Transparente mit seinem Konterfei hingen, waren tausende Menschen versammelt, um Franziskus willkommen zu heißen.
Papst empfiehlt: „weiter auf dem Weg voranzuschreiten“
In einer ersten Ansprache versprach der Papst, die katholische Kirche werde „das kubanische Volk mit seinen Hoffnungen und Sorgen weiterhin unterstützen“. Dazu sei es notwendig, dass die Kirche in Kuba „in Freiheit“ wirken könne. Er werde „für diese geschätzte Nation bitten, dass diese auf den Wegen der Gerechtigkeit, des Friedens, der Freiheit und der Versöhnung voranschreite“.
Im Hinblick auf die Annäherung zwischen den langjährigen Erzfeinden USA und Kuba, bei der der Vatikan vermittelt hatte, betonte der Papst: „Es ist ein Zeichen für den Sieg der Kultur der Begegnung, des Dialogs.“ Er ermuntere die verantwortlichen Politiker, weiter auf diesem Weg voranzuschreiten: "Als Beweis für den erhabenen Dienst, den zu leisten sie berufen sind für den Frieden und das Wohlergehen ihrer Völker (...) und als ein Vorbild der Versöhnung für die ganze Welt.
Im Flugzeug hatte der Papst zuvor gesagt, die Welt dürste nach Frieden. Jeder müsse „kleine Brücken bauen, um die große Friedensbrücke zu errichten“.
Kein Treffen mit Fidel Castro
Franziskus ist nach Johannes Paul II. (1998) und Benedikt XVI. (2012) der dritte Papst, der Kuba besucht. Empfangen wurde er von Staatschef Raul Castro. Franziskus bat Raul Castro, dessen Bruder Fidel - dem Anführer der Revolution von 1959 - „den Ausdruck meiner speziellen Achtung und Ehrerbietung zu überbringen“.
Debatte: Was bewirken Reisen des Papstes?
Zur Enttäuschung kubanischer Dissidenten, die ein Signal des Papstes gegen Menschenrechtsverletzungen fordern, war mit ihnen zunächst kein Treffen geplant. Der Papst bat nur allgemein darum, auch all diejenigen zu grüßen, „die ich aus verschiedenen Gründen nicht werde treffen können“.
Stürmischer Empfang macht Papst zu schaffen
Das Bild hat fast schon Tradition: Papst Franziskus und die vom Wind weggewehte Kopfbedeckung, der Pileolus. Als der Papst am Samstag in der kubanischen Hauptstadt Havanna aus dem Flugzeug stieg, war es wieder so weit: Noch auf der Treppe flog das Scheitelkäppchen davon.
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Kurz überlegte der Papst, ob er wieder die Stufen hochgehen und die Kappe einsammeln solle - doch dann kam ein Helfer und reichte sie ihm. Der Papst nahm sie in die Hand und ging herunter zur Begrüßung von Kubas Staatschef Raúl Castro.
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Eigentlich gehört der Pileolus stets auf das päpstliche Haupt, außer während der Anbetung der Hostie in der Messe. Anders als bei der Südamerikareise des Papstes im Juli, als die Präsidenten Evo Morales (Bolivien) und Rafael Correa (Ecuador) Franziskus wie einen Bruder ungebührlich umarmten, wahrte Castro bei der Begrüßung den protokollarisch angemessenen Abstand zum Oberhaupt der katholischen Kirche - und reichte dem Jesuiten aus Argentinien die Hand.
religion.ORF.at/APA/KAP/dpa
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