Jerusalem: Patriarchen für Schutz der Al-Aksa-Moschee

Kirchenführer in Jerusalem haben angesichts eines „Klimas der Gewalt“ ungehinderten Zugang für Muslime auf den Tempelberg verlangt. Der rechtliche „Status Quo“ dürfe nicht außer Kraft gesetzt werden.

Drei Patriarchen und zehn weitere hohe Kleriker äußerten am Montag in einer gemeinsamen Erklärung „tiefe Sorge“ über gewalttätige Ausschreitungen auf dem Areal des Felsendoms und der Al-Aksa-Moschee. Wer die Kontrolle über die Heiligen Stätten habe, müsse die traditionellen Zugangs- und Nutzungsrechte vollauf respektieren.

Jede Veränderung dieses sogenannten Status Quo, eines Regelwerks aus dem 19. Jahrhundert, könne „unabsehbare Konsequenzen“ haben, schrieben die Kirchenführer, unter ihnen der katholische Patriarch Fouad Twal. „Die Muslime haben Recht auf freien Zugang zur Al-Aksa-Moschee und müssen dort beten dürfen.“

Unruhen und Verbote

Bei Zusammenstößen im israelisch besetzten Ostteil Jerusalems waren Ende vergangener Woche laut Medienberichten mehr als 20 Palästinenser und drei Polizisten verletzt worden. Zuvor war ein Autofahrer in Jerusalem am jüdischen Feiertag Rosch Ha-Schana tödlich verunglückt, nachdem sein Fahrzeug offenbar mit Steinen beworfen worden war. In Reaktion auf die Unruhen verbot Israel am Freitag Arabern unter 40 Jahren den Zutritt zum Tempelberg.

Zugleich hatten israelische Behörden zum jüdischen Neujahrsfest die Anhöhe für jüdische Besucher freigegeben. Die Regierung verwies auf die Religionsfreiheit. Muslime betrachten dies aber als Versuch Israels, Vorherrschaft über die drittheiligste islamische Stätte zu gewinnen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am Sonntag, den Status quo auf dem Tempelberg nicht antasten zu wollen.

Heilige Stätte für Juden und Muslime

Auf dem Tempelberg, arabisch „Haram al-Scharif“, kommt es immer wieder zu Provokationen und Ausschreitungen. Die Anhöhe ist für Juden und Muslime eine wichtige heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel. Hier soll sich das Allerheiligtse befunden haben, zu dem selbst der Hohepriester nur einmal im Jahr - zu Jom Kippur - Zutritt gehabt haben soll.

Seit dem 7. Jahrhundert erhebt sich dort der Felsendom, der Muslime unter anderem an die nächtliche Himmelsreise Mohammeds erinnert.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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