Papst beendet Kuba-Besuch und reist in die USA

Mit einer Messe in Santiago de Cuba beendet Franziskus am Dienstag seinen viertägigen Kuba-Besuch und fliegt in die USA weiter. Dort wird er US-Präsident Barack Obama treffen.

Papst Franziskus wird auch als erster Papst vor dem US-Kongress sprechen und eine Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen halten.

Papst im Konvoi

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Vatikan als Vermittler zwischen USA und Kuba

Der Vatikan spielte eine Schlüsselrolle bei der diplomatischen Annäherung zwischen den USA und Kuba, wohl auch deshalb besucht das Oberhaupt der katholischen Kirche beide Länder auf einer Reise.

Im Juli eröffneten die USA und Kuba wieder Botschaften - nach der kommunistischen Revolution unter Führung von Fidel Castro 1959 hatte es eine jahrzehntelange Eiszeit gegeben. Franziskus macht sich als nächsten Schritt für eine vollständige Aufhebung des US-Handelsembargos gegen den Karibikstaat stark.

Tiefe Spaltung innerhalb der Kirche

Nach Angaben des Vatikans sind 22,7 Prozent der US-Amerikaner katholisch, Kirche und Staat sind in den USA streng getrennt. Für die gut 70 Millionen Katholiken gibt es rund 18.200 Pfarren, die Zahl der aktiven Bischöfe liegt bei rund 400. Die katholische Kirche der USA ist tief gespalten, vor allem zwischen eisernen Traditionalisten und moderneren Bewegungen. Zudem wurde sie in den vergangenen Jahren von einem Kindesmissbrauchs-Skandal erschüttert.

Bevor es in die USA weitergeht, hat Papst Franziskus am Montag seine Kuba-Reise mit einem Besuch in Holguin im Osten von Kuba fortgesetzt. Am Nachmittag mitteleuropäischer Zeit feierte er mit über 100.000 Menschen eine Messe auf dem „Platz der Revolution“. Die Messe wurde bei tropischen Temperaturen gefeiert.

Jeder Mensch hat gleiche Würde

„Ein Kind Gottes zu sein, verleihe jedem Menschen eine Würde, die jenseits von jeder gesellschaftlichen Bewertung liegt“, erklärte der Papst in seiner Predigt. Jesus sei in dieser Einstellung zum Menschen Vorbild und lade dazu ein, „Schritt für Schritt unsere Vorurteile zu überwinden“ und somit Veränderungen zu bewirken.

Christen sollten sich im Gebet, in den Sakramenten und in der Begegnung mit den Armen, Verlassenen und Einsamen von Jesus „anschauen“ lassen und seine Zärtlichkeit und Barmherzigkeit mit anderen Menschen teilen, betonte Franziskus.

„Seine Liebe heilt unsere Kurzsichtigkeiten und regt uns an, unseren Blick zu weiten und nicht bei der äußeren Erscheinung oder dem politisch Korrekten stehen zu bleiben.“

Missionshäuser statt Kirchen

Der Papst würdigte in seiner Rede die Anstrengungen und Opfer der Kirche in Kuba, wobei er besonders die sogenannten „Missionshäuser“ hervorhob: Die rund 2.300 in den ländlichen Regionen üblichen Gebetsräume der Christen in Privathäusern seien „kleine Zeichen der Gegenwart Gottes“, so Franziskus.

In Kuba durfte auf Anordnung der kommunistischen Führung zwischen 1959 bis 2014 kein Gotteshaus gebaut werden, weshalb die Kirche durch diese Versammlungsorte Abhilfe fand.

Besonderer Schutz durch die Mutter Gottes

Holguin, die drittgrößte kubanische Stadt, ist zugleich Sitz einer Diözese mit 440.000 Katholiken. Nach Vatikanangaben gehören 27 Prozent der Bevölkerung Holguins der katholischen Kirche an. Der landesweite Durchschnitt liegt bei 60 Prozent.

Franziskus ist der erste Papst, der die Stadt im Osten der Karibikinsel besucht, wo die Marienstatue der „Virgen del Cobre“ gefunden wurde. Zum Abschluss der Predigt empfahl der Papst Kuba dem besonderen Schutz der „Muttergottes der Barmherzigkeit“, so der hier gebräuchliche Beiname der heiligen Maria.

Papst warb auf Kuba für offene, mutige, lebendige Kirche

Papst Franziskus hat zum Abschluss seiner Kuba-Reise für eine offene, mutige und lebendige Kirche geworben. Er wünsche sich eine Kirche, „die aufbricht, um Brücken zu spannen, Mauern zu durchbrechen und Versöhnung auszusäen“.

Bei der Predigt in Santiago de Cuba betonte der Papst die Wichtigkeit einer lebendigen Kirche. Dort feierte das Kirchenoberhaupt als erster Papst eine Messe im Nationalheiligtum „Virgen de la Caridad del Cobre“, die vor 100 Jahren von Papst Benedikt XV. zur Schutzpatronin der Kubaner erklärt worden war.

Virgen de la Caridad del Cobre

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Papst Franziskus beim stillen Gebet im Nationalheiligtum „Virgen de la Caridad del Cobre“

Kirche in Bewegung

Die Kirche müsse immer in Bewegung bleiben, forderte der 78-jährige Papst. Wir „wollen eine Kirche sein, die dient, die aufbricht, die aus ihren Kirchen, aus ihren Sakristeien herausgeht, um das Leben zu begleiten, die Hoffnung zu unterstützen und Zeichen der Einheit zu sein“, sagte er.

Man dürfe sich bei Problemen nicht „davonschleichen“, sondern müsse die Mitmenschen auch in schwierigen Situationen begleiten. Santiago de Cuba ist die dritte und letzte Station des viertägigen Besuchs des Papstes in dem Karibikstaat. Nach einem Treffen mit Familien sollte Franziskus am Dienstag in die USA weiterreisen, wo er bis zum kommenden Sonntag ein straffes Programm absolvieren und auch von Präsident Barack Obama empfangen wird.

Christlicher Glaube auf Kuba ein Teil des Volkes

Der christliche Glaube sei auf Kuba trotz aller Schmerzen und Entbehrungen in der kubanischen Geschichte immer ein Teil des Volkes geblieben, so der Papst Er gehöre zu den Wurzeln und der Identität des Inselstaates.

Franziskus dankte besonders den Müttern und Großmüttern, die den Glauben in den Familien lebendig gehalten hätten. „Sie hielten einen Spalt offen, so klein wie ein Senfkorn, durch den der Heilige Geist weiter das pulsierende Leben seines Volkes begleitete.“

Die katholische Kirche kann wegen der kommunistischen Herrschaft auf Kuba nur unter großen Schwierigkeiten und Repressionen arbeiten. Nach Vatikanangaben bekennen sich rund 60 Prozent der Kubaner zur katholischen Kirche. Andere Quellen nennen deutlich niedrigere Zahlen. Ein großes Problem auf Kuba ist der Mangel an Priestern und Kirchengebäuden.

Mutter Gottes als Brückenbauerin

In seiner Predigt in der Basilika des Heiligtums hob Franziskus die Bedeutung der Mutter Jesu als Vorbild für die Kirche hervor. „Wie Maria wollen wir eine Kirche sein, die aufbricht, die aus ihren Kirchen, aus ihren Sakristeien herausgeht, um das Leben zu begleiten, die Hoffnung zu unterstützen und ein Zeichen der Einheit zu sein“, sagte Franziskus.

Die Bibel zeige Maria als eine Frau, die Brücken baue, Mauern durchbreche und Versöhnung bringe, so Franziskus in der Basilika der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre, der Schutzpatronin Kubas.

Der Papst erinnerte an die prägende Rolle der Marienverehrung in der Geschichte des kubanischen Volkes. Vor genau 100 Jahren hatte Papst Benedikt XV. (1914-1922) dem Bitten der Kubaner entsprochen und die Jungfrau von El Cobre zu Patronin des Inselstaats erklärt, wo die Kirche heute wegen der kommunistischen Herrschaft nur unter schwierigen Bedingungen arbeiten kann.

Maria sei immer unterwegs zu den Menschen gewesen, sagte Franziskus. Sie stehe dafür, dass der Glaube von den Christen aus den Häusern nach draußen getragen werden müsse, so der Papst am vierten und letzten Tag seiner Kuba-Reise.

Franziskus besuchte die „Virgen del Cobre“ bereits am Montagabend. An dem nationalen Marienheiligtum betete er für Versöhnung und eine brüderliche Gesellschaft. „Mutter der Versöhnung! Führe dein Volk, das über die Welt verstreut ist, wieder zusammen. Mache aus der kubanischen Nation einen Hort der Geschwisterlichkeit“, bat er. Die Muttergottes ehrte er mit einer Rose aus Silber und Keramik und nannte sie in seinem Gebet die „Mutter und Herrin Kubas“. Ihr Name und Bildnis sei „in den Geist und das Herz aller Kubaner eingraviert, im Land und außerhalb“.

religion.ORF.at/KAP

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