Schönborn 20 Jahre Wiener Erzbischof

Kardinal Christoph Schönborn hat eine „missionarische“ und „gastfreundliche“ Kirche zum Ziel: Das sagte er der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ aus Anlass seines 20-jährigen Amtsjubiläums als Erzbischof von Wien.

Gefeiert wird das Jubiläum am Samstag ab 15.00 Uhr mit einem Festgottesdienst im Wiener Stephansdom, bei dem Schönborn den Mitarbeitern und Gläubigen der Erzdiözese für den gemeinsamen Weg danken wolle, hieß es in einer Ankündigung.

Als Bischof sehe er es als seine besondere Aufgabe, „dem Aufbau missionarischer Strukturen zu dienen“, erklärte Schönborn. Um eine „missionarische Kirche“ zu sein, sei vor allem die Gastfreundschaft nötig, das „Einlassen auf das Neue, Unerwartete, Fremde“, sowie auch das Teilen ohne Gegenleistung. Schönborn: „Eine gastfreundliche Gemeinde ist eine missionarische Gemeinde.“ Missionarisch zu sein erfordere jedoch auch, sich auf das Ungewisse und Unvorhersagbare - „das Einzige, mit dem ich sicher rechne“ - einzulassen.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Georg Hochmuth

Kardinal Christoph Schönborn

Die Begriffe „Mission“ sowie auch „Jüngerschaft“ waren bereits in der Vorwoche bei einer Versammlung von 280 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Erzdiözese - dem „Tag der Räte“ - thematisiert worden. Schönborn äußerte sich sehr glücklich über den intensiven Austausch über die beiden „Schlüsselbegriffe“, welche mittlerweile „in der Mitte unseres Denkens angekommen“ seien, nachdem sie noch vor fünf Jahren für Verstörung und Verunsicherung gesorgt hätten.

„Dramatische Umstände“ zu Amtsantritt

Rückblickend erklärte Schönborn, Gott habe ihm manche Lernerfahrungen „ganz unverhofft“ zukommen lassen. Der Weg der Erzdiözese sei 1995 noch nicht absehbar gewesen angesichts der „dramatischen Umstände“ zu seinem Amtsantritt, nahm Schönborn Bezug auf die damaligen Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Vorgänger Kardinal Hans Hermann Groer. Die Kirche Wiens habe damals „so viel Leid, Enttäuschung, Prüfungen, Spannungen und Entfremdung erlebt“. Aus dieser Erfahrung sei jedoch auch ein neuer Blick auf die Menschen „da draußen“ gelungen.

Kardinal Christoph Schönborn bei seiner Bischofsweihe durch Hans Hermann Groer

APA/Ulrich Schnarr

Schönborn bei seiner Bischofsweihe durch Hans Hermann Groer

Zur Veranschaulichung berichtete Schönborn von einer Pfarrvisitation, bei der er von einem Motorradklub vom Ortsanfang abgeholt und bis zur Kirche begleitet worden war. Die Biker, denen der Pfarrer den Segen nach der Messe versprochen hatte, warteten vor der Kirche das Ende des Gottesdienstes ab. Als Schönborn später beim Erzählen der Begebenheit bedauerte, dass die Motorradlenker die Messe nicht besucht hatten und distanziert zur Kirche seien, habe ihm ein Mitarbeiter widersprochen: Sie seien der Kirche vielmehr „schon ganz nahe“. „Dieser Satz hat mich gepackt. Er hat meinen Blickwinkel verändert und damit wohl auch den Weg, den wir heute gehen“, berichtete der Erzbischof.

Höhepunkte Papst-Besuche

Als Höhepunkte der Erzdiözese Wien unter Schönborns Leitung hob der „Sonntag“ unter anderem die Papst-Besuche von Johannes Paul II. (1998) mit der Seligsprechung von P. Jakob Kern, Sr. Restituta Kafka und P. Anton Schwartz, sowie von Papst Benedikt XVI. (2007) hervor.

Kardinal Christoph Schönborn und Johannes Paul II. 1998

APA/Hand Techt

Kardinal Christoph Schönborn und Johannes Paul II. bei dessen Österreich-Besuch im Jahr 1998

Wichtige Stationen waren auch der „Dialog für Österreich“ 1998, das „Großstadtsymposium“ (2000) und die die Wiener „Stadtmission“ (2003), der Weinviertler Pilgerweg (2003), der Abschied von Kardinal Franz König und der Mitteleuropäische Katholikentag (2004), die Diözesanversammlungen zur „Apostelgeschichte 2010“, die Missbrauchs-Krise und die Gründung der unabhängigen Opferschutzanwaltschaft (2010), die Seligsprechung von Hildegard Burjan (2012), und der Beginn der Umstrukturierungen der Pfarren.

Bei der 20-Jahres-Feier am Samstag wird es bereits vor dem Jubiläumsgottesdienst im Stephansdom ab 14.30 Uhr einen Willkommensakt geben, ehe nach der Eucharistiefeier alle Mitfeiernden in den Hof des Erzbischöflichen Palais zu einer Agape geladen sind. Der Gottesdienst wird musikalisch von einem Chor aus über 250 Sängern der ganzen Erzdiözese gestaltet. Speziell für das Fest eingeladen wurden neben den Priestern und Diakonen auch die ehemaligen Firmlinge, denen Schönborn in den 20 Erzbischofsjahren das Sakrament der Firmung gespendet hat.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: