Familiensynode: Kardinäle verneinen Divergenzen

Erzbischof Christoph Schönborn und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Marx, haben Spekulationen über eine Spaltung der Familiensynode dementiert. Marx sprach von einer medialen „Inszenierung“.

Vor Beginn der Synode sei viel von Konflikten gesprochen worden. Dabei herrsche ein „Klima der Gemeinsamkeit“, versicherte der Kardinal am Dienstag im Interview mit Radio Vatikan. Bei der Familiensynode gehe es darum, „Wahrheit mit Barmherzigkeit“ zu verbinden. „Barmherzigkeit ohne Wahrheit ist weich, während Wahrheit ohne Barmherzigkeit hart ist. Wahrheit und Barmherzigkeit zu verbinden, ist ein Bedürfnis des Evangeliums selbst“, sagte Schönborn.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/Georg Hochmuth

Österreich wird bei der Synode von Schönborn, dem Feldkircher Bischof Benno Elbs und dem Wiener serbisch-orthodoxen Bischof Andrej Cilerdzic vertreten. Schönborn wird den Hauptvortrag beim offiziellen Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum der Bischofssynode am 17. Oktober im Vatikan halten.

„Inszenierung der Medien“

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Marx, wies Spekulationen über eine Spaltung der Familiensynode in ein konservatives und ein progressives Lager zurück und bezeichnete sie als „Inszenierung der Medien“. Es gebe keine „Lager“, sondern lediglich „Meinungen - und die sind kontrovers“ -, sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx am Montagabend bei einer Pressekonferenz in Rom. Tatsächlich herrsche eine Atmosphäre der Offenheit unter den Synodenteilnehmern.

Rund 260 Bischöfe, Kardinäle und Ordensobere sowie 90 weitere Teilnehmer nahmen am Montag im Vatikan ihre dreiwöchigen Beratungen über die Haltung der katholischen Kirche zu Ehe und Familie auf. Über den ersten Tag der Beratungen äußerte sich Marx positiv. Er sei zwar von einem „gewissen abwartenden Moment“ geprägt gewesen. Zunächst sei es um ein „Abtasten“, und eine Einschätzung der Kräfteverhältnisse gegangen. Es habe jedoch bereits eine „breite Diskussion“ gegeben.

„Der Papst entscheidet“

Mit Blick auf den Abschluss der Synode forderte Marx, dass sie mit ihren Ergebnissen „mindestens“ auf dem Niveau liegen müsse, das Papst Franziskus mit seinen Äußerungen vorgegeben habe.

Am Ende des dreiwöchigen Weltbischofstreffens zu Ehe und Familie werde ein „hoffentlich einmütiges Ergebnis“ stehen, sagte der Münchner Erzbischof. Letztlich entscheide nicht die Synode, sondern der Papst. Marx fügte hinzu: „Und wenn der Papst entschieden hat, dann halten wir uns daran. So ist das in der katholischen Kirche.“

Gegen generelle Lösung

Bei der Pressekonferenz und in einem anschließenden ARD-Interview ging Marx auch auf die Debatte um den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ein und sprach sich gegen generelle Lösungen aus. Dafür seien die Situationen von Menschen, die nach einer Scheidung standesamtlich erneut geheiratet hätten, zu unterschiedlich.

Kardinal Reinhard Marx

APA/EPA/Rolf Vennenbernd

Kardinal Marx

„Es gibt schuldhaft Verlassene, es gibt Zerwürfnisse“, sagte der DBK-Vorsitzende. Er plädierte für einen Blick auf den Einzelfall, „vor allem wenn in der zweiten Verbindung eine Rückkehr in die alte Lebenswelt gar nicht mehr möglich ist ohne neue Schuld“.

Marx unterstrich, die Synode behandle nicht allein den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Vielmehr solle deutlich werden, dass Ehe und Familie zu den Grundlagen des Zusammenlebens gehörten. Die Kirche stehe jedoch auch zu Menschen, deren Leben nicht so verlaufe wie ursprünglich geplant. Wenn jemand sein bei der Heirat gegebenes Ja-Wort nicht mehr halte, müsse das aufgearbeitet werden, so der Kardinal. Dabei müsse „auch ein pastoraler Weg gegangen werden“.

Synode mit langem Vorlauf

Am Montag hatte Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri den Weg der Debatte seit der Synode im Oktober 2014 zusammengefasst und danach die Spielregeln der kommenden drei Wochen erklärt. Er zeigte auf, welchen langen Vorlauf die Synode gehabt hat und dass sie vermutlich die bestvorbereitete Bischofsversammlung seit 50 Jahren ist.

Der Generalsekretär erläuterte auch den Weg der Debatten und Abstimmungen, der die Synodalen nun erwartet. Pro Woche solle einer der drei Abschnitte des Schlussdokuments bereits verabschiedet werden. Am Ende werde dann noch einmal der Gesamttext für Änderungsvorschläge geöffnet. Diese würden abermals zur Abstimmung gestellt.

Spannung bis zum Ende erwartet

Dieses Verfahren dürfte für einen weiten Spannungsbogen sorgen, so Beobachter. Es führe dazu, dass die Textkommission wichtig wird, und dass kluges Taktieren sich bis zum Ende auszahlen könnte.

Generalrelator Kardinal Peter Erdö gab im Anschluss an Baldisseri einen Überblick über den Stand der Debatte seit der turbulenten Synodenversammlung im Oktober 2014. Die seitdem eingereichten Beiträge aus vielen Bischofskonferenzen seien in das Arbeitspapier eingeflossen. Und das seien, wie Erdö am Montag betonte, in ihrer Mehrheit Beiträge, die an die geltende Lehre der Kirche erinnerten. Die Öffnungen vom Oktober 2014 müssten eingeordnet in Glaubenslehre und Kirchenrecht sein.

religion.ORF.at/KAP/APA

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