Coming-out von Charamsa sorgt in Polen für Kritik

Das Coming-out des polnischen Vatikan-Prälaten Krzysztof Charamsa hat in seiner Heimat Kritik hervorgerufen. Er solle zur „Besinnung“ kommen, sagte Erzbischof Wojciech Polak von Gnesen.

Als einziger Bischof des Landes äußerte sich bislang Polens Primas gegenüber Journalisten zu dem Fall. Es bezeichnet die Homosexualität Charamsas laut Kathpress als ein „persönliches Drama dieses Menschen“. Polak rief Charamsa zur Rückkehr zur „Einheit der Kirche“ auf: „Möge Gott ihm die Gnade der Besinnung geben.“ Die Leitung von Charamsas Heimatdiözese Pelplin rief Priester und Gläubige dazu auf, für Charamsa zu beten. Der Prälat solle auf den „Weg des Priestertums Christi“ zurückkehren.

„Heuchelei der Kirche“ offengelegt

Polnische Zeitungen und Politiker warfen dem Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation vor, die Gläubigen betrogen zu haben. Der frühere rechtskonservative Justizminister Zbigniew Ziobro sagte, der Priester habe ein „Doppelleben“ geführt und nun seine „Heuchelei“ offenbart.

Die linksliberale Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ kommentierte, Charamsa habe der Bekämpfung von Homophobie in der Kirche mehr geschadet als genutzt. Gläubige, die seine Predigten gehört oder bei ihm die Beichte ablegt hätten, könnten sich von ihm betrogen fühlen. Er habe sein Gelübde gebrochen. Das Magazin „Newsweek Polska“ kommentierte: „Pfarrer Charamsa wird nicht der regenbogenfarbene Marin Luther werden.“ Der Vatikan-Mitarbeiter habe jedoch erfolgreich die „Heuchelei der Kirche“ offengelegt.

Monsignore Krzysztof Charamsa

APA/EPA/Luciano del Castillo

Charamsa werden in seiner Heimat Polen schwere Vorwürfe gemacht

Charamsa hatte am Wochenende in Interviews in italienischen und polnischen Medien sowie bei einer Pressekonferenz in Rom erklärt, dass er praktizierender Homosexueller ist. Er forderte eine grundlegende Öffnung der katholischen Kirche für gleichgeschlechtliche Paare. Der Vatikan teilte mit, dass der Geistliche seinen Posten in der Glaubenskongregation sowie seine Lehrbefugnis für päpstliche Hochschulen verliere.

Buch zu Homosexualität und Kirche angekündigt

Charamsa arbeitete seit 2003 in der Glaubenskongregation und ist zudem Beigeordneter Sekretär der Internationalen Theologenkommission des Vatikan. Er ist außerdem Dozent an den Päpstlichen Hochschulen der Jesuiten (Gregoriana) und der Hochschule der Legionäre Christi (Regina Apostolorum). Der Prälat will demnächst ein Buch zum Thema Kirche und Homosexualität veröffentlichen.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi gab im Anschluss an Charamsas Coming-out bekannt, dass der Theologe von all seinen Ämtern im Vatikan enthoben wurde. Alle anderen Aspekte seien Angelegenheit seiner Heimatdiözese Pelplin. Charamsa berichtete am Montag, er werde diese Woche zu seinem Lebensgefährten Eduardo Planas nach Barcelona ziehen. Dort werde er sich eine neue Arbeit suchen.

religion.ORF.at/KAP

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