Familiensynode endet mit Kompromissen

Die Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie hat am Samstag den mit Spannung erwarteten Abschlussbericht verabschiedet und dem Papst übergeben. Bei umstrittenen Themen gab es nur vage Kompromisse.

Das Abschlussdokument der Bischofssynode über Ehe und Familie geht laut Kardinal Christoph Schönborn nicht direkt auf die Frage der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ein. Genannt würden lediglich allgemeine Kriterien zur Unterscheidung von konkreten Situationen, die von der katholische Lehre abwichen, sagte der Wiener Erzbischof am Samstag vor Journalisten im Vatikan.

Kardinal Schönborn appelliert an die Hilfsbereitschaft der Österreicher

APA/Herbert Neubauer

Kardinal Schönborn analysiert das Abschlussdokument der Bischofssynode

Zugleich betonte er, dass es eine falsche Erwartung sei, die Synode könne in dieser Frage eine generelle Lösung finden. Es gebe nicht nur Schwarz oder Weiß, so Schönborn. Nötig sei stets die Prüfung des konkreten Einzelfalls.

Keine Empfehlung für Umgang mit Homosexuellen

Zugleich dämpfte Schönborn Erwartungen, der Text könnte sich ausführlicher zum Umgang mit Homosexuellen äußern. Es gehe darin nur um den Umgang mit Homosexuellen innerhalb von Familien.

Im Verlaufe der Beratungen habe sich gezeigt, dass die kulturellen und politischen Umstände zu unterschiedlich seien, um in dieser Frage zu einem Konsens unter den Synodenmitgliedern zu gelangen, erklärte Schönborn, der bei der Synode als Moderator der hochkarätig besetzten deutschen Sprachgruppe fungierte. Dass das Thema nicht ausführlicher im Abschlussdokument vorkomme, heiße jedoch nicht, dass die katholische Kirche in Europa und Amerika sich nicht mit diesem Thema beschäftigen müsse.

Zum Thema Homosexualität erklärte der Kardinal zudem, es gelte weiterhin der Katechismus der katholischen Kirche. Demnach müsse jeder Mensch berücksichtigt werden und seine Würde müsse gewahrt werden. Das Lehramt sei klar und müsse diesbezüglich nicht neu erfunden werden.

Familie kein „überholtes Modell“

Schönborn betonte, die Botschaft der Synode liege für ihn weniger in konkreten Einzelaussagen, sondern darin, dass die katholische Kirche in der heutigen Zeit ein großes „Ja“ zur Familie sage. Dass die katholische Kirche in der ganzen Welt mit 1,2 Milliarden Gläubigen zwei Jahre lang mit allen positiven und schwierigen Seiten debattiert habe, sei allein schon ein bemerkenswerter Umstand. Die Botschaft der Synode sei, dass die Familie kein „überholtes Modell“ sei. Sie sei die „fundamentalste Wirklichkeit“ der Gesellschaft, so der Wiener Kardinal.

Ferner äußerte sich der Wiener Kardinal auch zu einer Dezentralisierung der katholischen Kirche, die Papst Franziskus in einer Grundsatzrede am vergangenen Samstag in Aussicht gestellt hatte.

Papstrede

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Papst Franziskus fordert dezentrale Lösungen

Es bedürfe eines „Ausgleichs zwischen Ortskirche und Universalkirche“, so Schönborn. Das sei ein altes Anliegen. Dabei gehe es nicht um eine Nationalisierung der Kirchen. Die Verbindung zum Papst bleibe das Entscheidende. „Es wäre tragisch, wenn es eine österreichische Kirche oder sonst eine nationale katholische Kirche gäbe“, erklärte er. Gemeint sei mit Dezentralisierung vielmehr eine Zusammenarbeit, die kulturelle Unterschiede berücksichtige.

religion.ORF.at/KAP/APA/AFP

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