Deutschland: Muslime beklagen neue Hass-Dimension

Nach den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht in Köln und anderen deutschen Städten klagt der Zentralrat der Muslime in Deutschland über eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber Muslimen.

„Wir erleben eine neue Dimension des Hasses“, sagte der Zentralratsvorsitzende, Aiman Mazyek, dem „Kölner Stadtanzeiger“ (Montagausgabe). Der „braune Mob“ tobe in den sozialen Medien und sehe seine Vorurteile durch die Silvesternacht bestätigt.

Antimuslimische Haltung im Steigen

Am vergangenen Donnerstag, als bekannt wurde, dass es sich bei einigen mutmaßlichen Tätern um Asylbewerber aus muslimischen Ländern handle, seien in der Geschäftsstelle des Islamverbands 50 Drohanrufe sowie hunderte Hassmails und -briefe eingegangen, sagte Mazyek der Zeitung. Dazu gebe es Hetze im Internet. Inzwischen habe der Verband die Telefonanlage abstellen müssen.

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland

REUTERS/Fabrizio Bensch

Aiman Mazyek, Zentralratsvorsitzender der Muslime in Deutschland

Rassistische und antimuslimische Haltungen nähmen schon seit einer ganzen Weile zu. „Solche Ereignisse wie in Köln fachen dann die Islamfeindlichkeit nochmals weiter an, weil Muslime dann unter Generalverdacht gestellt werden“, sagte Mazyek. Der Zentralrat wolle den zunehmenden Ressentiments mit „Aufklärung und Besonnenheit“ entgegentreten. So sei es im Islam eine große Sünde, Frauen zu belästigen oder gar zu vergewaltigen.

Übergriffe auf Syrer und Pakistani

Dass die Situation für Menschen aus dem arabischen Raum nach den Angriffen auf Frauen in Köln in der Silvesternacht noch schwieriger geworden ist, zeigen die Geschehnisse vom Wochenende: In Köln griffen Gruppen von Gewalttätern nach Polizeiangaben Menschen mit pakistanischer und syrischer Staatsangehörigkeit an.

Am Sonntagabend seien in der Innenstadt zunächst sechs Pakistani angegriffen worden, teilte die Polizei mit. Zwei von ihnen seien verletzt worden und hätten ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Später hätten fünf Personen einen 39-jährigen Syrer angegriffen und verletzt. Die Polizei habe etwa 100 Personen überprüft, zwei von ihnen seien in Gewahrsam genommen worden, weil sie Platzverweise der Beamten nicht beachtet hätten.

Nachwehen der Silvesternacht

Am Vortag hatte die Polizei in Köln nach Ausschreitungen eine Kundgebung der islamfeindlichen Pegida-Bewegung aufgelöst. Die Beamten seien aus der Menge der rund 1700 Anhänger immer wieder mit Flaschen und Böllern beworfen worden, dabei seien mehrere Polizisten verletzt worden.

Ausgelöst wurde die von Mazyek bezeichnete „neue Dimension des Hasses“ durch die Ereignisse am Kölner Hauptbahnhof. Dort war es in der Silvesternacht zu massenhaften sexuellen Übergriffen sowie Diebstählen gekommen, die laut Zeugenaussagen aus einer großen Gruppe von Männern mit nordafrikanischen bzw. arabischen Hintergrund heraus begangen wurden. Auch in anderen Städten hatte es Übergriffe gegeben. Die Zahl der Anzeigen im Zusammenhang mit den Angriffen stieg am Wochenende auf über 500.

religion.ORF.at/APA/Reuters

Mehr dazu:

Link: