„Vatileaks 2“-Prozess: PR-Agentin befragt

Im Vatikan ist am Mittwoch das Verfahren um die illegale Weitergabe vertraulicher Dokumente an zwei Journalisten nach dreiwöchiger Unterbrechung fortgesetzt worden. Im Zentrum stand die Befragung der angeklagten PR-Fachfrau Francesca Chaouqui.

Ab Montag setzt der Vatikan das Verfahren um die Weitergabe von vertraulichen Dokumenten an zwei Journalisten fort. Das teilte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Mittwochabend mit. Zu den bisherigen Inhalten des Verfahrens äußerte sich Lombardi nicht. Das Verfahren war wegen gesundheitlicher Probleme der hochschwangeren Chaouqui gut drei Wochen ausgesetzt worden.

Chaouqui leugnet Dokumentenweitergabe

Italienische Medien berichteten am Donnerstag, Chaouqui habe bei der etwa sechsstündigen Befragung betont, keine Vatikan-Dokumente an die ebenfalls angeklagten Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi weitergegeben zu haben. Chaouqui, ehemaliges Mitglied einer von Papst Franziskus eingesetzten Untersuchungskommission für die Vatikan-Finanzen, bestätigte, sie sei mit Nuzzi befreundet und habe ihn dem früheren Sekretär der vatikanischen Wirtschaftspräfektur, Lucio Angel Vallejo Balda, vorgestellt. Allerdings habe Nuzzi sie nie um vertrauliche Dokumente gebeten. Für deren Weitergabe sei allein Balda verantwortlich.

Die italienische PR-Agentin Francesca Chaouqui auf dem Weg zum Gericht im Vatikan

APA/AFP/Andreas Solaro

Die italienische PR-Agentin Francesca Chaouqui auf dem Weg zum Gericht

Priester „bedroht und sexuell bedrängt“

Der spanische Geistliche hatte in der vergangenen Prozessrunde Mitte März gestanden, den beiden Journalisten interne Unterlagen über Misswirtschaft im Vatikan zugespielt zu haben. Er gab an, von Chaouqui bedroht und sexuell bedrängt worden zu sein. Die im achten Monat schwangere PR-Fachfrau, die bisher nicht von der Verschwiegenheitspflicht gegenüber Dienstgeheimnissen befreit wurde, erklärte laut Medien: „Ich kann nicht alles sagen, was ich weiß, aber ich habe mich Monsignore Balda nie körperlich genähert.“ Sie behauptete zudem, der Geistliche sei homosexuell.

Chaouqui erzählte außerdem, ein Freund habe Balda in seiner Zeit des Hausarrests heimlich ein Handy zukommen lassen, das dieser verwendet habe, um Beweise zu beseitigen. Die Vatikan-Gendarmerie hatte bei dem Geistlichen tatsächlich ein Telefon gefunden. Nach Chaouquis Aussage kündigte der Vatikan eine Untersuchung wegen Verdunklungsgefahr an.

Chaouqui wurde zudem zu gefälschten Briefen mit dem Briefkopf der Vatikanbank IOR und mehreren SMS- und WhatsApp-Konversationen befragt. Ihr Antrag, einige Mitschnitte von Telefonaten in die Akten aufzunehmen, wurde abgelehnt. Anwesend waren auch die beiden mitangeklagten Journalisten Nuzzi und Fittipaldi. Kritiker sehen in dem Prozess gegen sie einen Angriff auf die Pressefreiheit.

religion.ORF.at/APA/KAP

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