Papst Benedikt XVI. als junger Mann unglücklich verliebt

Papst Benedikt XVI. war als junger Mann unglücklich verliebt. Das erzählte ein Papst-Kenner und Autor eines Interview-Bandes mit dem zurückgetretenen 89-jährigen Papst, der am Donnerstag erscheint.

„Ja, da gab es eine Verliebtheit in seinem Studium, die sehr ernst war“, sagt der renommierte Papst-Kenner Peter Seewald der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ kurz vor Erscheinen seines Buches. „Letzte Gespräche“ erscheint weltweit am 9. September und gilt als Sensation, weil Joseph Ratzinger damit das Schweigen zu seinem Rücktritt bricht. Die Episode der frühen Liebe ist laut Seewald in den Band nicht aufgenommen worden, weil sie nicht in den Ablauf gepasst habe.

Veröffentlichung zu Lebzeiten nicht geplant

„Dieses Buch sollte es ‎gar nicht geben“, sagt Seewald „Christ & Welt“, „mein Interviewpartner war zunächst nicht dafür.“ Die Gespräche seien ursprünglich nicht zur Veröffentlichung zu Lebzeiten bestimmt gewesen, sondern für eine spätere Biografie geführt worden. Erst auf briefliche Bitten Seewalds hin habe Joseph Ratzinger einer Veröffentlichung zugestimmt.

Georg (li.) und Joseph Ratzinger bei ihrer Ordination in Freising (Bayern) im Jahr 1951

APA/AFP/DDP/Timm Schamberger

„Ein hübscher junger Mann“: Joseph Ratzinger (re.) mit Bruder Georg bei ihrer Ordination in Freising (Bayern) im Jahr 1951

„Voraussetzung für die Publikation war für ihn allerdings, dass Papst Franziskus seine Zustimmung gibt“, so Seewald, „und die hat es ohne Wenn und Aber gegeben“. Benedikt XVI. hatte bei seinem Rücktritt 2013 ein Leben im Gebet angekündigt, öffentliche Reden gab es seitdem kaum.

„Jetzt hab ich mich wieder derrappelt“

‎Seewald zufolge rechnete Ratzinger nach dem Rücktritt mit seinem baldigen Tod: „Er hat selber nicht mehr damit gerechnet, dass er nach dem Amtsverzicht noch lange leben wird. Aber Ratzinger ist ein Stehaufmännchen. Im einen Moment denkt man: Das war jetzt der letzte Besuch. Beim nächsten Mal merkt man: Er ist neu zu Kräften gekommen. Er sagt dann, auf Bayerisch: ‚Jetzt hab ich mich wieder derrappelt.‘“ Dazu gehöre, dass „Benedikt inzwischen einen Rollator braucht“.

„Ein hübscher junger Mann“

Die Verliebtheit als junger Mann „hat ihm schwer zu schaffen gemacht. In der Studienzeit nach dem Krieg sind erstmals auch Studentinnen dabei. Er ist wirklich ein sehr smarter Typ gewesen, ein hübscher junger Mann, ein Schöngeist, der Gedichte schreibt und Hermann Hesse liest. Einer seiner Kommilitonen hat mir erzählt, er habe durchaus eine Wirkung auf die Frauen gehabt – und umgekehrt auch. Die Entscheidung für den Zölibat ist ihm nicht leichtgefallen.“ Peter Seewald veröffentlichte gemeinsam mit Ratzinger bereits die Gesprächsbände „Salz der Erde“ und „Licht der Welt"‎.‎

religion.ORF.at

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