Theologe: Piusbrüder anerkennen wäre riesiger Fehler

Eine offizielle Anerkennung der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX, auch Piusbruderschaft) durch Papst Franziskus wäre aus Sicht des deutschen Fundamentaltheologen Magnus Striet ein „riesiger Fehler“.

Der zu zahlende Preis „wäre schlicht unerschwinglich“, schreibt der Freiburger Striet in der Berliner „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“ (Donnerstag). „Im Kern geht es in diesem Konflikt um nicht weniger als um die Menschenrechtsfrage.“

Der Theologe stellte die Frage, ob Franziskus eine Kirche wolle, „in der die einen für ein modernes Menschenrechtsethos streiten, während die anderen im 19. Jahrhundert verharren“. Wenn sein „Barmherzigkeitsbegriff so integrativ ist, dass nun alles nur noch barmherzig angeschaut wird und dazugehören darf, dann fragt man sich, ob das Prinzip der Unterscheidung der Geister nun ad acta gelegt wird“.

Kommt jetzt „Anything-goes“?

Die Piusbruderschaft weigere sich, das seinerzeit „revidierte Verhältnis der Kirche zu den Prinzipien von Religions- und Gewissensfreiheit anzuerkennen“, betonte Striet. Und weiter: „Wenn unentschieden bleiben darf, wie sich die Priesterbruderschaft zu den theologischen Kurskorrekturen des Zweiten Vatikanischen Konzils verhalten soll, so frage ich mich: Ist die Kirche denn jetzt im Anything-goes angekommen?“

Der Obere der Piusbruderschaft, Bernard Fellay, war in der vergangenen Woche im Vatikan empfangen worden. Der Bruderschaft zufolge führte Fellay Gespräche mit dem Chef der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Zudem habe er im Gästehaus Santa Marta kurz Papst Franziskus begrüßt. Der Vatikan äußerte sich bislang offiziell nicht dazu.

Seit Jahrzehnten Spannungen

Zwischen der katholischen Kirche und den Traditionalisten bestehen seit Jahrzehnten Spannungen. Die 1969 vom französischen Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Priesterbruderschaft lehnt wichtige Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Nach unerlaubten Bischofsweihen exkommunizierte Rom Lefebvre und die von ihm geweihten vier Bischöfe 1988. Unter Papst Benedikt XVI. kam es zu Annäherungsversuchen. Papst Franziskus kündigte an, den Dialog fortsetzen zu wollen.

Ungeachtet dessen nehmen die Piusbrüder immer wieder Priesterweihen vor, die kirchenrechtlich unerlaubt sind. Im Sommer warf Fellay Papst Franziskus vor, Verwirrung und Irrtümern in der Lehre Vorschub zu leisten.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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