Papst-Kyrill-Treffen brachte Fortschritte in Ökumene

Die ökumenischen Beziehungen in Russland sind heute „gut, konstruktiv und freundschaftlich“, hat der katholische Erzbischof für Westrussland, Paolo Pezzi, am Donnerstag gesagt. Das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill habe dazu beigetragen.

Pezzi äußerte sich in einem Interview aus Anlass der am Mittwoch, 18. Jänner, beginnenden gesamtchristlichen Gebetswoche für die Einheit. Seit der Begegnung zwischen Papst und Patriarch Kyrill gebe es „einen größeren Wunsch nach gegenseitigem Kennenlernen“, sagte der aus Ravenna stammende Bischof. Daher gebe es jetzt auch häufiger Gelegenheiten der Begegnung und der Zusammenarbeit.

Freilich sei die Situation örtlich unterschiedlich. Es gebe Städte, in denen der örtliche orthodoxe Bischof die Zusammenarbeit nicht so positiv sehe, räumte Pezzi, der in Moskau seien Sitz hat, ein.

Dialog fördern

Auf der zentralen Ebene seien seine persönlichen Beziehungen zu Patriarch Kyrill und zu Metropolit Hilarion (Alfejew), dem Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, allerdings „gut, herzlich und immer konstruktiv“. Die meisten bisherigen Erfolge seien im kulturellen und im karitativen Bereich erzielt worden.

Auf theologischer Ebene gebe es verschiedene Kommissionen, die den Dialog fördern, so Pezzi. Aber diese Arbeit benötige Zeit, die theologische Übereinkunft werde wahrscheinlich erst am Ende des ökumenischen Weges erzielt werden.

Ehen zwischen den Konfessionen

In pastoraler Hinsicht seien schon Schritte gesetzt worden - „wir hoffen, noch weitere zu setzen“. Für die Zukunft werde es auch darum gehen, die Familienseelsorge gemeinsam zu entwickeln, weil es viele konfessionsverschiedene Ehen gebe. Auch wäre es wichtig, Initiativen für die Jugend zu starten, um im Jugendmilieu gemeinsam die Botschaft des Evangeliums zu verkünden.

Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I.

APA/AFP/POOL/Alejandro Ernesto

Papst Franziskus und der Moskauer Patriarch Kyrill bei ihrem Treffen in Havana

Russlandbesuch des Papstes „kein Problem“

Er habe den Eindruck, dass auf dem Hintergrund der Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem Moskauer Patriarchen Kyrill vor einem Jahr in Havanna ein Russland-Besuch des Papstes „kein Problem“ mehr sei, sagte Pezzi weiter. Der wichtigste Schritt für die Kirchen in Russland sei es, keine Angst mehr davor zu haben, einander zu begegnen.

Wörtlich meinte der katholische Erzbischof: „Ich kann nicht sagen, wie lange man auf einen Papstbesuch in Russland warten muss.“ Jedenfalls werde ein solcher Besuch nicht mehr als problematisch gesehen. Auch die negativen Reaktionen, die es in einigen orthodoxen Kreisen auf die Begegnung zwischen Franziskus und Kyrill in Havanna gegeben habe, seien „gut aufgearbeitet“ worden. Es habe zwar nicht viele, dafür jedoch relativ lautstarke Reaktionen auf diese Begegnung gegeben. Das sei nun aber Vergangenheit. Der Patriarch - und andere - hätten auf überzeugende Weise die Motive für die Begegnung darlegen können.

Papst-Kyrill-Treffen wiederholen

Es könne weiterhin Diskussionen geben, ob die Begegnung politischen, kulturellen oder religiösen Charakter gehabt habe. Die Auseinandersetzung habe immerhin dazu beigetragen, dass die Möglichkeit eines Besuches von Papst Franziskus in Russland jetzt mit größerer Gelassenheit gesehen werde, betonte Erzbischof Pezzi.

Papst Franziskus selbst sei in diesem Zusammenhang immer äußerst diskret. Er habe niemals gesagt, dass er nach Russland reisen wolle, doch zweifellos wolle er wieder mit Patriarch Kyrill zusammentreffen. „Ob in Moskau oder in Rom - jeder Ort ist in Ordnung. Aber der Papst will nichts überstürzen“, fasste Pezzi zusammen.

religion.ORF.at/KAP

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