Mit neuer Bibelübersetzung „Urtext mehr spüren“

Die seit Jahresende im Buchhandel erhältliche überarbeitete Einheitsübersetzung der Bibel lässt laut dem Linzer Alttestamentler Johannes Marböck „den Urtext wieder mehr spüren“.

In einem Interview mit der Mitarbeiter-Zeitung der Diözese Linz „informiert“ erklärt der in die Textrevision eingebundene Theologe, die neue Ausgabe lasse mehr Raum und Offenheit zu und schreibe weniger fest durch die Übersetzung.

Grundlage für die 2006 begonnene Revision der Einheitsübersetzung waren neue Erkenntnisse der Wissenschaft, Veränderungen im deutschen Sprachgebrauch und an manchen Stellen die Rückkehr zu einer biblischen Redeweise. Maria sei in der neuen Übersetzung deshalb „schwanger“ statt dass sie „empfing“. In den Seligpreisungen stehe nun „selig“ und nicht mehr „wohl denen“.

Einbeziehung von Frauen

Dem Zeitempfinden angepasst wird laut Marböck an manchen Stellen auch die Einbeziehung der Frauen, wenn das im Text inhaltlich so gemeint ist: „Direkte Anreden in den Paulusbriefen richten sich jetzt an ‚Brüder und Schwestern‘ statt nur an ‚Brüder‘. An Stellen, wo es passt, steht statt ‚Söhne‘ nun ‚Kinder‘ und statt ‚Väter‘ jetzt ‚Eltern‘“, berichtete Marböck. Und die wohl aus kirchenpolitischen Gründen zum Mann gewordene „Apostelin Junia“ im Römerbrief des Paulus bekomme in der neuen Einheitsübersetzung ihr eigentliches Geschlecht.

Offener formuliert sei etwa die Übersetzung des Wortes für Gott, das in der neuen Fassung „Ich bin, der ich bin“ lautet. „Wie und wer Gott ist, das ist seine Sache“, erklärt Marböck. Aus Rücksicht auf das Judentum, habe man immer dort, wo der hebräische Gottesnahme Jahwe steht, die griechische Übersetzung für Kyros „Herr“ - gewählt.

Der früher in Graz lehrende Bibelwissenschaftler gehörte neben dem emeritierten Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser und dem Neutestamentler Franz Zeilinger zu den österreichischen Mitgliedern des für die Überarbeitung verantwortlichen Gremiums. Er freue sich, „dass von meiner Arbeit den rund 30 Sitzungen der letzten Jahre etwas eingeflossen ist“, bekannte er. Die Einheitsübersetzung sei „Zeichen der Gemeinschaft“ und schaffe „Gemeinsamkeit im Gebet und in der Liturgie“.

religion.ORF.at/KAP

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