Venezuela: Präsident will Papst als Vermittler

Venezuelas Staatspräsident Nicolas Maduro will Papst Franziskus als Vermittler in Gesprächen mit der Opposition gewinnen. Venezuela wird seit mehr als drei Jahren von einer schweren Versorgungskrise und politischen Spannungen erschüttert.

Die römisch-katholische Kirche hat in der Sache schon mehrmals vermittelt. Der sozialistische Regierungschef kündigte am Sonntag (Ortszeit) an, er werde am Montag ein entsprechendes Schreiben an den Heiligen Stuhl senden, berichtete Kathpress. Er werde Papst Franziskus um Hilfe bitten, damit die Opposition ihre Gewalt beende und ganz besonders, damit nicht länger Jugendliche in Gewalttaten eingebunden würden, erklärte Maduro.

Maduro bezog sich bei Letzterem auf die Teilnahme von Minderjährigen in Protesten der Opposition sowie deren Einbezug bei „Übungen von terroristischen Gruppen“. Extremistische Teile der Opposition würden dahinter stehen und auf diesem Wege durch die Unterstützung von Kinder und Jugendlichen Vandalenakte verüben, gab der Präsident in einer Fernseherklärung an.

Vatikan stellt Bedingungen

Zuvor hatten venezolanische Medien berichtet, der Vatikan stehe für eine Wiederaufnahme seiner Vermittlungstätigkeiten nur dann zur Verfügung, wenn die Regierung vier gegebene Zusagen aus der ersten Gesprächsrunde im Dezember 2016 erfülle. Diese Bedingungen habe Kurienkardinal Pietro Parolin in einem Brief genannt, zitieren Zeitungen die Bischöfe.

Dazu zähle, dass die Regierung die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zulasse, dass die Differenzen zwischen Regierung und Opposition auf friedlichem, demokratischen und verfassungsgemäßen Wege gelöst werden, die Rechte des Parlaments gemäß der Verfassung wieder hergestellt sowie Maßnahmen ergriffen werden, die die Freilassung von Inhaftierten beschleunigen.

Bischöfe zeichnen dramatisches Bild

Die venezolanischen Bischöfe hatten zuvor gegenüber Papst Franziskus ein dramatisches Bild ihres Landes gezeichnet. Das für Juli geplante Verfassungsreferendum ziele auf die Errichtung einer marxistisch-kommunistischen Militärdiktatur und eine Entmachtung des Parlaments. Auf Proteste reagiere die Maduro-Regierung mit „brutaler Unterdrückung“. Immer mehr Kinder seien unterernährt, Patienten stürben wegen Mangels an Medikamenten. „Nie haben wir in Venezuela mehr gebetet als jetzt“, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Statement des Präsidiums der Bischofskonferenz.

Unterdessen veröffentlichten regierungskritische Medien am Sonntag ein neues Video des inhaftierten Oppositionspolitikers Leopoldo Lopez. Darin ruft der konservative Politiker die Militärs zum Widerstand gegen die Regierung auf.

Die jüngste Protestwelle entzündete sich an dem gescheiterten Versuch der Justiz, das Parlament zu entmachten. Seit Anfang April kamen bereits über 70 Menschen bei den Unruhen ums Leben. Regierung und Opposition beschuldigen sich gegenseitig, für die Gewalt verantwortlich zu sein.

religion.ORF.at/APA

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