US-Religionsvertreter gegen Rassismus und Trump

Der „Marsch auf Washington“ im Andenken an Martin Luther Kings „I have a dream“-Rede stand heuer im Zeichen der Kritik an der Verharmlosung rechter Gewalt in Charlottesville durch US-Präsident Donald Trump. Tausende Religionsvertreter marschierten mit.

Die Religionsvertreter, die in Washington protestierten, gehören verschiedenster Glaubensgemeinschaften an. Der Protestzug führte vom Martin-Luther-King-Denkmal zum Justizministerium. Das Land stecke in einer tiefen „moralischen Krise“, sagte der Organisator des Protestmarsches, der Pastor und Bürgerrechtler Al Sharpton. Anstand und Sittlichkeit müssten über Parteipolitik stehen, rief er den Demonstranten zu.

Fehlende Abgrenzung zum Ku-Klux-Klan

In Anspielung auf den rassistischen Anschlag von Charlottesville, bei dem Mitte August eine Frau getötet und 19 weitere Personen durch einen weißen Rechtsextremisten verletzt wurden, fand Pastor Leslie Copeland-Tune von der Ökumenischen Armutsinitiative deutliche Worte an die Adresse Trumps: „Mein Gott, warum können Sie sich nicht gegen den Ku-Klux-Klan aussprechen?“ Die Handlungen des Präsidenten seien so ungeheuerlich, dass die Menschen einfach aufstehen müssen, ergänzte eine Vertreterin des Judentums.

Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson äußerte sich während des Marsches in einem Interview ebenso besorgt über den Zustand des Landes: „Es ist eine harte Zeit für ganz Amerika, aber wenn wir Widerstand leisten, werden wir gewinnen“, so Jackson.

Begnadigung von Ex-Sheriff „widerlich“

Scharfe Kritik erntet Trump auch von Kardinal Roger Michael Mahony, dem emeritierten Erzbischof von Los Angeles. Der Grund ist die Begnadigung des umstrittenen Ex-Sheriffs Joe Arpaio. Die Entscheidung des US-Präsidenten sei „widerlich“ und untergrabe den Rechtsstaat, schrieb der Kardinal in einer Erklärung vom Montag (Ortszeit). Er sei „zutiefst beunruhigt und empört“.

Die Begnadigung sende ein gefährliches Signal an Strafverfolgungsbehörden im ganzen Land, dass auch sie Vorschriften ignorieren und Angehörige ethnischer Minderheiten schikanieren könnten, so Mahony weiter.

Latinos drangsaliert

Mahony warf Arpaio unter anderem vor, während dessen langjähriger Amtszeit in Maricopa County (Arizona) „unsere Latino-Brüder und -Schwestern drangsaliert“ zu haben. Der Sheriff habe unter vielen Einwanderern „Angst und Schrecken“ verbreitet.

Der Kardinal rief „alle Katholiken und Menschen guten Willens“ auf, sich für die Rechte von Zuwanderern einzusetzen. „Es ist offensichtlich, dass der Präsident und seine Regierung die Absicht haben, so viele Migranten wie möglich abzuschieben - ungeachtet ihrer Rechte und Ansprüche.“

Trump findet Verurteilten „großartig“

Arpaio ist wegen seiner Haftmethoden über die USA hinaus bekannt geworden. Um Geld für Unterbringungskosten zu sparen, brachte er Häftlinge in einem Zeltlager neben einer Müllkippe unter. Zudem führte er pinkfarbene Unterwäsche ein, um den Diebstahl von Kleidung durch entlassene Gefangene zu unterbinden. Sein hartes Vorgehen gegen Einwanderer ohne legalen Aufenthaltstatus brachte ihm ebenfalls heftige Kritik, aber auch große Zustimmung ein.

Arpaio drohte eine Haftstrafe, nachdem ihn ein Gericht im Juli für schuldig befunden hatte, gegen Anweisungen zur Gleichbehandlung verstoßen zu haben. Vor Festsetzung des Strafmaßes wurde er vom US-Präsidenten begnadigt. „Er hat einen großartigen Job für die Menschen in Arizona gemacht“, sagte Trump.

religion.ORF.at/KAP

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