Vatikan: Veruntreuungsprozess vertagt
Ursprünglich sollten an diesem Donnerstag die Angeklagten sowie erste Zeugen gehört werden. Freitag bis Samstag waren als weitere Verhandlungstage angesetzt. Weil sie einem Kardinal die Renovierung seiner Wohnung mit Krankenhausgeldern finanzierten, müssen sich der Ex-Präsident der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses Bambino Gesu, Giuseppe Profiti, sowie der frühere Schatzmeister der Stiftung „Bambino Gesu“, Massimo Spina, vor Gericht verantworten.
Renovierung einer Kardinalswohnung im Mittelpunkt
Grund für die Verschiebung ist laut italienischen Prozessberichterstattern eine neue Dokumentation der derzeitigen Leiterin des Bambino Gesu, Mariella Enoc, die als Zeugin aussagen sollte. Sie erschien am Donnerstag nicht und hatte dem Gericht stattdessen einen Tag zuvor Unterlagen übermittelt, die alle Seiten nun sichten wollen.
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Ebenfalls abwesend war der als Zeuge geladene Direktor der Vatikan-Finanzaufsicht AIF, Tommaso Di Ruzza. AIF-Präsident Rene Brülhart hatte nach Aussagen von Prozessbeobachtern in einem Brief geschrieben, Ruzza könne „aus Gründen der Geheimhaltung“ nicht als Zeuge gehört werden. Eine Entscheidung dazu gab das Gericht bisher nicht bekannt.
Mit Klinikgeldern Freund beauftragt
Der Prozess hatte Mitte Juli mit der Verlesung der Anklage begonnen. Die Staatsanwaltschaft des Vatikan wirft Profiti vor, rund 420.000 Euro veruntreut zu haben. Mit dem Geld soll der Umbau der Wohnung von Kardinal Tarcisio Bertone, unter Benedikt XVI. (2005-2013) Kardinalstaatssekretär und damit Nummer zwei des Vatikan, finanziert worden sein. Den Auftrag dazu soll der frühere Präsident der Stiftung „Bambino Gesu“ der Firma eines Freundes zugeschanzt haben.
Bertone hat nach eigenen Angaben nichts von dem Beitrag der Stiftung gewusst. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe tauschte der Vatikan im November 2015 den kompletten Vorstand der Klinik aus. Kardinal Bertone war wegen der Renovierung eines 300-Quadratmeter-Appartments neben dem Petersdom in die Schlagzeilen geraten.
Laut den Berichten sollte er im Gegenzug seine Räume für Veranstaltungen zur Verfügung stellen, um Spenden für das Krankenhaus einzuwerben. Bisher habe es jedoch keinen derartigen Termin gegeben. 300.000 Euro hat der frühere Kardinalstaatssekretär nach eigener Aussage für die Renovierung selbst beigesteuert.
religion.ORF.at/APA
Mehr dazu:
- Prozess gegen frühere Leiter der päpstlichen Klinik
(religion.ORF.at; 18.07.2017)