Schönborn: „Religionslehrer sind Gesicht der Kirche“

Mehr als 1.200 Religionslehrerinnen und -lehrer aus ganz Österreich sind am Mittwoch zum ersten „Tag der ReligionslehrerInnen“ in den Wiener Stephansdom gekommen.

„Ihr seid das Gesicht der Kirche und auch die Gegenwart Gottes“, sagte Kardinal Christoph Schönborn in seinen Eröffnungsworten. Die vom Schulamt der Erzdiözese Wien organisierte Tagung solle den Religionslehrern zeigen, „wie sehr wir ihren Dienst wertschätzen“, sagte der Kardinal. Im Rahmen des ganztägigen Programms wird am Nachmittag auch Bildungsminister Heinz Faßmann zu einem Podiumsgespräch im Dom erwartet.

Der Salzburger Theologe und Sozialethiker Clemens Sedmak ermutigte die Religionslehrer zum Auftakt, in ihrer Berufung „wie gute Hirten“ zu agieren. Der gute Hirte nähre die Herde, gebe ihr etwas, das Substanz hat und nicht „bloßes Geschwätz ohne Mehrwert“, fordere die Starken heraus, schütze die Schwachen und kümmere sich nicht nur um die fetten Schafe, sagte Sedmak, der an der University of Notre Dame (USA) Sozialethik lehrt, in seinem Eröffnungsvortrag.

„Tür zum Himmel weit öffnen“

Idealerweise soll Religionsunterricht laut Sedmak die „Tür zum Himmel weit öffnen“. Ein guter Lehrer verkläre sich vor seinen Schülern, „weil er ganz aufgeht in der Materie“. Der Theologe legte den Anwesenden eine „intellektuell redlichen Frömmigkeit“ ans Herz, die die Sehnsucht nach der Nähe zu Gott in dem ausdrücke, „wie wir etwas sagen, was wir sagen, wie wir zuhören und was wir hören“ und die über ein bloßes Wiederholen von Fachwissen hinausgehe. „Wenn wir Wissensinhalte weitergeben, wie viel davon bewohnen wir selbst?“ Durchaus wichtig sei es für Schüler auch zu beten, „nicht nur abstrakt, sondern namentlich“.

Lehrer sind laut Sedmak Verkünder einer Botschaft, „die sie selbst anderswo empfangen haben. Du teilst nicht aus, was du selbst produziert hast, du teilst aus, was Gott in deine Hände gelegt hat“. Um hier nicht in eine Überforderung zu geraten, bräuchten Unterrichtende die „Tugend der Begnadigungsbereitschaft“.

Gott schenke viel und gerne, „wir müssen uns aber auch beschenken lassen können“, sagte der Triple-Doktor und vielfache Buchautor (zuletzt: Das mit dem Salzburger Erzbischof Franz Lackner verfasste Werk „Kaum zu glauben - Annäherungen an Grundworte christlichen Leben"“). Es brauche etwas Aktives, um leeren Hände zu haben und für die Gnade Gottes empfängnisbereit zu sein.

Religionsunterricht als „Feldlazarett“

Religionsunterricht gleiche einem „Feldlazarett“ und Religionslehrer stünden an der Front und nicht in einem Gebäude. Ein solches „Feldlazarett“ antworte auf Not und sei nahe bei der Not. Dort Arbeitende müssten sich an lokale Verhältnisse anpassen, dabei einem gewissen Minimalismus folgen und ein starkes Inneres und Respekt für kleine Gesten haben.

Allein in der Erzdiözese Wien, deren Diözesangebiet das Wiener Stadtgebiet und das östliche Niederösterreich umfasst, arbeiten nach Schulamtsangaben derzeit 1.550 Religionslehrerinnen und Religionslehrer, unter ihnen auch 60 Priester. Sie unterrichten rund 128.500 Schülerinnen und Schüler im Gegenstand Religion.

Der Anteil der katholischen Schülerinnen und Schüler in den öffentlichen Schulen sinkt tendenziell. Steigend ist hingegen der Anteil der Kinder und Jugendlichen ohne religiöses Bekenntnis, von denen jedoch österreichweit etwa 27 Prozent den katholischen Religionsunterricht als Freifach besuchen.

religion.ORF.at/KAP

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