Aleviten in Österreich kämpfen um Anerkennung

Die Föderation der Aleviten-Gemeinden in Österreich (kurz: aleviten österreich) kämpft um eine vom Islamgesetz unabhängige Anerkennung als eigenständige Glaubensgemeinschaft. Am Donnerstag wurde dazu vor dem Verwaltungsgerichtshof Wien verhandelt.

Ein Urteil wird bis zum 30.1.2019 erwartet. Die Föderation bemüht sich seit 2009 darum, als unabhängige Glaubensgemeinschaft anerkannt zu werden. „Wir sind weder eine islamische Konfession, noch sind wir irgendeine weitere Strömung innerhalb islamischer Rechtsschulen“, schrieb die Föderation in einer Aussendung. 2013 wurde eine Strömung innerhalb der Alevitinnen und Aleviten in Österreich, die sich zum Islam bekennt, durch das Kultusamt als „Islamisch-Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich“ (ALEVI) staatlich anerkannt.

Drei Gruppen bei Aleviten

Nach eigenen Angaben vertritt die Föderation der Aleviten-Gemeinden rund 70.000 Alevitinnen und Aleviten. Sie befürchten die Auslösung eines Dominoeffekts in Richtung „Islamisierung“, wenn in Österreich die Verhandlung negativ entschieden wird. In diesem Fall droht die Schließung ihrer Einrichtungen. „Wir sehen es nicht ein, dass wir in Österreich damit konfrontiert werden, uns gegen den Islam zu positionieren und uns zu verteidigen“, so die Aleviten.

Das Alevitentum gliedert sich in drei Gruppen: Manche rechnen sich zu den Schiiten, andere sehen darin eine eigenständige Konfession innerhalb des Islams und die dritte Gruppe betrachtet das Alevitentum als nichtislamischen Glauben. Diese dritte Gruppe (aleviten österreich) ist es, die um die Anerkennung kämpft.

Sie führen ihren Glauben zwar auf den Ur-Islam, der von Mohammed begründet wurde, zurück, verstehen ihn aber als eigenständige und synkretistische Religion mit besonderen Bezügen zum Islam. Sie beziehen sich auf Ali, den Schwiegersohn von Mohammed, was auch im Namen deutlich wird.

Menschenrechte und Demokratie

Nach eigenen Angaben bekennen sie sich zu Humanität und Demokratie. Äußere, ritualisierte Glaubens- und Gesetzespflichten (wie in Scharia und Sunna dargelegt) sind daher für sie unbedeutend. Auch Moscheen brauchen sie keine, sie beten individuell, Frauen und Männer beten und tanzen gemeinsam in Versammlungshäusern (Cemevi).

Sie betonen auf ihrer Website, die Menschenrechte im Allgemeinen sowie die Meinungs- und Religionsfreiheit im speziellen ausdrücklich zu bejahen. Verschleierungspflicht für Frauen gibt es keine. Nach ihrer Lehre lebt Gott im Menschen.

Bereits zwei Verhandlungen

Eine erste Verhandlung bezüglich Anerkennung als eigene Glaubensgemeinschaft gab es am 28. Dezember 2018 beim Verwaltungsgerichtshof Wien. Eine zweite Verhandlung erfolgte am 4. Jänner 2019. Die dritte und letzte Verhandlung sollte am 25. Jänner 2019 stattfinden, diese sei kurzfristig auf den 24. Jänner vorverlegt worden, wie die Föderation am Mittwoch in einer Aussendung kritisierte. Die aleviten österreich zeigten sich über die Vorverlegung verärgert.

Viele „Glaubensgeschwister aus dem Ausland“ hätten die Verhandlung mitverfolgen wollen und kämen nun zu spät. Die Flüge seien längst gebucht. Sie sehen darin „ein weiteres Manöver der Strapazierung der alevitischen Gemeindemitglieder“.

„Islamgesetz spaltet“

Das Alevitentum sei in sieben europäischen Staaten als eine unabhängige und eigenständige Glaubensgemeinschaft anerkannt, so die Aussendung. „In Österreich hat das österreichische Islamgesetz die Spaltung der Gemeinde in Islamische-AlevitInnen und AlevitInnen institutionalisiert.“

In einem Schreiben hatte das Kultusamt den Verein aufgefordert, den Namen zu ändern, um eine Verwechslung mit der bereits anerkannten Alevitischen Glaubensgemeinschaft (ALEVI) zu verhindern. Außerdem sollten sie die Verbreitung ihrer Lehren unterlassen. Anlass für das Schreiben des Kultusamts waren Medienberichte über angebliche Verstöße gegen das Islamgesetz in einem Cem-Haus (alevitisches Kultur- und Bethaus, Anm.).

gold, religion.ORF.at

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