Vatikan-Archive-Öffnung: Lob von Jad Vaschem

Die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem und der Zentralrat der Juden in Deutschland haben die angekündigte Öffnung des Vatikan-Geheimarchivs zum umstrittenen Pontifikat von Pius XII. während des Zweiten Weltkriegs begrüßt.

Jad Vaschem in Jerusalem zeigte sich in einer Mitteilung optimistisch, dass dies „eine objektive und offene Forschung sowie einen umfassenden Diskurs über Themen in Bezug auf das Verhalten des Vatikans im Besonderen und der katholischen Kirche im Allgemeinen während des Holocausts ermöglicht“.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte am Dienstag in Berlin: „Es hat lange gedauert, ist aber ein erfreulicher Schritt, dass der Vatikan die Akten über Papst Pius XII. freigeben will“. Unabhängige Historiker sollten die Möglichkeit erhalten, sich ein differenziertes Bild über den Papst zu verschaffen. „Mit der geplanten Archivöffnung setzt Papst Franziskus ein positives Signal im jüdisch-christlichen Dialog“, lobte Schuster. „Alles weitere wird davon abhängen, wie der Vatikan mit möglicherweise neuen Erkenntnissen über Papst Pius XII. umgehen wird.“

Bilder von ermordeten Juden in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel

Reuters/Ronen Zvulun

Die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem begrüßt die Öffnung der vatikanischen Geheimarchive

Papst Franziskus lässt das Geheimarchiv des Vatikans zum Pontifikat von Pius XII. öffnen. Die Akten sollten ab dem 2. März 2020 für Forscher zugänglich sein. Das hatte Franziskus bei einer Audienz Mitarbeitern des Archivs angekündigt.

„Enorm wichtig“ für katholisch-jüdische Beziehungen

Auch das American Jewish Committee (AJC) begrüßte den Schritt. „Die Entscheidung von Papst Franziskus, diese Materialien nun vollständig öffentlich und für internationale wissenschaftliche Forschung zugänglich zu machen, ist für die katholisch-jüdischen Beziehungen enorm wichtig“, erklärte Rabbi David Rosen, Internationaler Direktor für Interreligiöse Angelegenheiten beim AJC. Es sei besonders wichtig, dass Experten der führenden Holocaust-Gedenkstätten in Israel und den USA die Aufzeichnungen auswerteten.

Auch das offizielle Israel begrüßte die Öffnung. „Wir freuen uns über die Entscheidung und hoffen, dass sie den Zugang zu allen relevanten Archiven ermöglicht“, sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums am Montag.

Pius XII. war von 1939 bis zu seinem Tod im Jahr 1958 Papst. Er wurde nach dem Krieg kritisiert, nicht entschieden genug gegen die NS-Verbrechen die Stimme erhoben und über den Holocaust geschwiegen zu haben.

religion.ORF.at/APA/dpa

Mehr dazu:

Links: