Ex-Kardinal McCarrick beteuert Unschuld

In seinem ersten Interview seit der Entlassung aus dem Klerikerstand im Februar zeigt sich Ex-Kardinal Theodore McCarrick uneinsichtig. „Ich bin nicht so schlecht, wie sie mich dargestellt haben“, sagte er einer Reporterin des US-Onlinemagazins Slate.

Der 89-Jährige hatte sie laut dem am Dienst publizierten Artikel am Klostereingang getroffen. Weiter sagte der unter anderem wegen Missbrauchs Minderjähriger in ein Kapuzinerkloster nach Kansas verbannte McCarrick: „Ich glaube nicht, dass ich die Dinge gemacht habe, derer sie mich angeklagt haben.“

Der ehemalige Washingtoner Erzbischof war 2018 wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und Unzucht mit jungen Männern beschuldigt worden. Im Juni 2018 suspendierte der Vatikan McCarrick wegen eines Übergriffs auf einen Ministranten aus dem Jahr 1971. Nachdem weitere glaubhafte Vorwürfe hinzukamen, musste sich der Kardinal vor der vatikanischen Glaubenskongregation verantworten.

Kardinal Theodore McCarrick

APA/AP/Robert Franklin

Ex-Kardinal Theodore McCarrick

Aus Klerikerstand entlassen

Sie entließ McCarrick Mitte Februar aus dem Klerikerstand. In der Urteilsbegründung hieß es damals, er habe Minderjährige und Erwachsene sexuell missbraucht und dazu auch das Beichtsakrament benutzt. Das ist nach dem Kirchenrecht eines der schwersten Verbrechen.

In dem Interview verwahrt sich McCarrick ausdrücklich gegen den Vorwurf, ein Opfer während der Beichte sexuell belästigt zu haben. „Das ist eine fürchterliche Sache", so der Ex-Kardinal: Ich war über 60 Jahre Priester und hätte so etwas niemals gemacht.“ Mitchell Garabedian, Anwalt eines Betroffenen, der ausgesagt hat, von McCarrick missbraucht worden zu sein, bezeichnete die Äußerungen des Ex-Kardinals als unglaubwürdig. McCarrick sei ein „Kinderschänder ohne Gewissen“. Sein Mandant wolle eine neue rechtliche Möglichkeit im US-Bundesstaat New York nutzen und die Erzdiözese Washington zivilrechtlich verklagen.

Vorwurf Übergriffe und Belästigung

McCarrick wies in dem Interview auch die Vorwürfe mehrerer ehemaliger Priesteramtsanwärter zurück, die ihm sexuelle Übergriffe und Belästigung vorhielten. Er glaube, seine Ankläger seien von anderen aufgestachelt worden. Viele hätten ihn seinerzeit besucht „und niemals solche Probleme gehabt“.

Auf Nachfrage der Reporterin, woher diese gleichlautenden Vorwürfe dann rührten, meinte McCarrick, „Feinde“ hätten „eine Kampagne“ gegen ihn „orchestriert“. Später erwähnte er den Namen des ehemaligen Nuntius in Washington, Erzbischof Carlo Maria Vigano. Dieser habe als „Vertreter der Rechtsaußen gesprochen“, als er behauptete, führende Kreise im Vatikan hätten seit Jahren von den Vorwürfen gegen ihn gewusst. „Ich sage nicht, dass er ein Lügner ist, aber viele Bischöfe haben gesagt, dass er nicht die Wahrheit sagt.“

McCarrick lebt unter strengen Auflagen in der Kapuzinergemeinschaft St. Fidelis in Victoria im ländlichen Kansas. Er verbringt nach eigenen Angaben die meiste Zeit in der Bibliothek oder Kapelle und hält sich an das strikte Ausgehverbot. Er nehme am Leben der Gemeinschaft teil, besuche aber nicht die Basilika gegenüber seiner neuen Bleibe. Wöchentlich lege er die Beichte ab. Er bemühe sich, seine neue Lebenssituation zu akzeptieren.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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