Freiwilliges Ordensjahr bewährt sich

Das vor drei Jahren in Österreich gestartete Angebot des zeitlich beschränkten Mitlebens in einer katholischen Ordensgemeinschaft, das „Freiwillige Ordensjahr“, hat sich in den Augen der Orden bewährt und wird weiter ausgebaut.

„Mehr als 30 Personen haben bisher zwischen drei und zwölf Monate lang in den Gemeinschaften mitgelebt, bereits über 40 Männer- und Frauenorden beteiligen sich“, resümierte die Ordensjahr-Koordinatorin Ruth Pucher am Dienstag beim Österreichischen Ordenstag in Wien-Lainz. Deren nunmehrige Übernahme durch die Orden in Deutschland gebe dem Angebot hierzulande neuen Auftrieb und habe zu noch mehr Interessenten geführt. „Derzeit leben mehr Leute denn je in den Gemeinschaften mit“, so Pucher.

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer - drei Viertel davon Frauen - habe das Ordensjahr schon öfters eine Klärung in Lebensfragen gebracht und es sei „ein Ankommen oder eine Etappe auf dem Weg“, berichtete Pucher. Manche hätten diese - oft als „Sabbatical“ genutzte - Zeit mit der Frage nach einem etwaigen Ordenseintritt verbunden, andere mit der Frage nach der Studienrichtung.

Kirchenmitgliedschaft keine Vorbedingung

„Auch ein Ordensjahr 2.0 oder 3.0 gibt es bei manchen, die nach einer positiven Erfahrung weiter in Kontakt mit der Gemeinschaft bleiben in bestimmten Aufgaben mitwirken“, so die Ordensfrau von den Missionarinnen Christi im Interview mit Kathpress. Eine Frau sei nach dem Mitleben bei den Orden in die Kirche eingetreten; Kirchenmitgliedschaft ist für das Jahr keine Vorbedingung.

Sr. Ruth Pucher

Medienbüro Ordensgemeinschaften/Magdalena Schauer

Ordensfrau Ruth Pucher

Nicht zu unterschätzen seien die positiven Folgewirkungen für die beteiligten Gemeinschaften, so Pucher: „Sie bekommen wieder Übung darin, Gäste aufzunehmen, werden offener, ‚durchlässiger‘ und auch ein Stück beweglicher. Das Ordensjahr hilft uns, wieder das zu leben, was wir eigentlich leben wollen. Wir werden durch unsere Gäste beispielsweise wieder daran erinnert, wie wichtig uns eigentlich die Stille ist oder wie freudig man das Gebet verrichten kann.“

Für den Ordensalltag schlage sich dies positiv nieder, ebenso wie die „neuen Formen der Zugehörigkeit, Anbindung und Verbundenheit“ durch die nach dem Ordensjahr oft weiterlaufenden Kontakte.

Sorgfältige Begleitung wichtig

Wichtig für das gute Funktionieren des Angebotes bleibe die sorgfältige Begleitung, so die auf Ordensentwicklung spezialisierte Kunsthistorikerin und Kirchenpädagogin. Weiterhin werde viel Augenmerk auf die Auswahl der Teilnehmenden und die genaue Abstimmung von deren Erwartungen mit der Ausrichtung der jeweiligen Gemeinschaften gelegt, „das muss passen wie Puzzleteile, und da ist der Heilige Geist am Werk“, berichtete Pucher über die Aufgabe des „Match-Makings“.

Manchen Bewerbern - von denen alle „bewegten Biografien“ hätten - müsse sie absagen oder sie an andere Stellen vermitteln, „etwa wenn Menschen krank sind und zurecht Heilung und Stütze suchen, die wir als Orden jedoch nicht immer bieten können“. Man dürfe hier keine unerfüllbaren Hoffnungen wecken.

Österreich-Projekt als Vorbild

Dass die Deutsche Ordensobernkonferenz das freiwillige Ordensjahr im vergangenen Sommer ebenfalls gestartet haben, freue sie sehr, sagte die Ordensfrau. Österreich sei für den Nachbarn in dieser Hinsicht ein Testlauf gewesen, „man wollte das Gute übernehmen statt das Ganze neu zu erfinden. Dennoch soll es dort auch zusätzliche Angebote geben wie etwa Einkehr- oder Vertiefungstage - an denen dann vielleicht auch die Ordensjahr-Teilnehmer aus Österreich mitmachen können“, so Sr. Pucher über die zukünftige Zusammenarbeit.

Anlässlich des Österreichischen Ordenstages wurde der begleitenden Website www.ordensjahr.at ein Relaunch verpasst und ein eigener Folder erstellt, mit dem das Angebot ab jetzt beworben wird. Ehemalige Teilnehmer des Ordensjahres berichten darin unter anderem von ihren Erfahrungen.

religion.ORF.at/KAP

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