Schönborn und Vural zu Nutzung der Hagia Sophia

Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, äußerten sich am Freitag in Richtung Begegnungszentrum für Religionen bzw. gemeinsamer Nutzung der Hagia Sophia.

Mit einem „Traum“ schaltete sich am Freitag Kardinal Christoph Schönborn in die Debatte um die Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee ein: „Ein Traum wäre es, wenn die Hagia Sophia ein Zentrum der Begegnung der Religionen würde“, schreibt Schönborn laut Kathpress in seiner wöchentlichen Kolumne in der Gratiszeitung „Heute“.

Ein solches Zentrum wäre „für alle ein Sieg und ein Segen“, so der Wiener Erzbischof. Ähnlich plädierte in einem Kommentar in der Tageszeitung „Der Standard“ am Freitag auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, für eine „gemeinsame Nutzung“ der Hagia Sophia als Ort des Gebets und als Zeichen des „Zusammenwachsens unserer Kulturkreise“.

Schönborn: „Unvergleichliches Juwel“

Schönborn erinnert in seiner Kolumne an die wechselvolle Geschichte der Hagia Sophia als „unvergleichliches Juwel im Herzen von Istanbul“. Politik und Religion hätten immer wieder um Kirchen gestritten - das gelte für die großen Gotteshäuser in aller Welt wie die Hagia Sophia oder die große Moschee von Cordoba ebenso wie für Kirchen in Wien, wo etwa die Kirche St. Leopold im zweiten Wiener Gemeindebezirk nach der Vertreibung der Juden aus Wien 1670 an der Stelle einer Synagoge errichtet wurde.

Kardinal Christoph Schönborn und IGGÖ-Präsident Ümit Vural

APA/Herbert Pfarrhofer

IGGÖ-Präsident Ümit Vural (li.) und Kardinal Christoph Schönborn (re.) bei einer Veranstaltung 2019

Vural: Zeit der Umwidmungen vorbei

Für eine „gemeinsame Nutzung“ der Hagia Sophia als Ort des Gebets hat sich indes auch IGGÖ-Präsident Vural im „Standard“ ausgesprochen. Prinzipiell müsste es Gläubige jeder Religion freuen, dass die Hagia Sophia wieder zu einem Gotteshaus und einem Ort des Gebetes wird - die nunmehrige Umwidmung in eine Moschee allein werde allerdings der Geschichte der Hagia Sophia „nicht gerecht“, so Vural: „Dieses Gotteshaus war zuvor beides: Kirche und Moschee. Es sollte im Sinne eines Zusammenwachsens unserer Kulturkreise, um Ausgrenzung und Konflikte zu vermeiden, eine gemeinsame Nutzung möglich sein.“

Kritik übte Vural indes an der Debatte rund um die Umwidmung. In dieser Debatte seien „Ausgrenzung und Konfliktwilligkeit“ auf beiden Seiten zu spüren gewesen. Schließlich habe die an der Umwidmung geäußerte Kritik „genau jene antitürkischen und antimuslimischen Ressentiments bedient und sich aus ihnen befeuert, die wir überwinden sollten“, schreibt Vural in seinem Gastkommentar. Prinzipiell gelte es festzuhalten, dass die Zeit einfacher Umwidmungen vorbei sein sollte: „Wir können keine Moscheen mehr in Kathedralen umwandeln, wie es in Cordoba geschehen ist, und keine Kathedralen mehr in Moscheen. Kirchen, Synagogen und Moscheen sind alle Gotteshäuser, und wir glauben alle an den einzigen wahren Gott.“

religion.ORF.at/APA

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