Mütter in Schande

ORF/3boxmedia/Valentin Romero

„Mütter in Schande“ und „Die Äbtissin – Eine Frau kämpft um die Macht“

Uneheliche Kinder gelten in den meisten arabischen Staaten als Kinder der Sünde. Ihre Mütter werden beschimpft und in dem meisten Fällen von ihren Familien verstoßen. Ausgegrenzt, am Rande der Gesellschaft, müssen sie sich mit ihren Kindern ohne staatliche Unterstützung durchs Leben schlagen.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 10. Jänner 2017 um 22.35 Uhr, ORF 2, Mittwoch , 11. Jänner 2017 um 20.15 Uhr, ORF III

Mit diesem erschütternden Thema beschäftigt sich die Dokumentation „Mütter in Schande“ des deutsch-spanischen Filmemachers Lorenzo Benítez, die „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – am Dienstag, dem 10. Jänner 2017, um 22.35 Uhr in ORF 2 zeigt.

Noch im 19. Jahrhundert sollen Frauen in der katholischen Kirche höchste Ämter bekleidet haben. Ihre bischöfliche Macht stand unter dem direkten Schutz von Kaisern, Königen und Päpsten.

Es sind Äbtissinnen der reichsfreien Klöster und Stifte in ganz Europa. Hubert Wolf, katholischer Theologe und Autor, macht sich um 23.25 Uhr in ORF 2 auf die Suche nach der verlorenen Macht der Äbtissinnen und entdeckt dabei Erstaunliches.

„Mütter in Schande“

In den meisten arabischen Staaten ist Sex vor der Ehe verboten, besonders für Frauen. Das gilt auch in Marokko. Sollte eine junge unverheiratete Frau dennoch eine sexuelle Beziehung mit einem Mann eingehen und dabei schwanger werden, muss sie mit gesellschaftlicher Ächtung rechnen.

Hafida ist eine junge Marokkanerin, die bei einer kurzen Sommerliebe ungewollt schwanger wurde. Der Vater des Kindes ließ sie sitzen und setzte sich nach Italien ab. Aus Angst vor ihrer Familie floh Hafida aus ihrer Heimatstadt El Jadida in die nordmarokkanische Stadt Tanger, um in der Anonymität der Großstadt ihren kleinen Sohn aufzuziehen. Viele Frauen sehen sich allerdings nicht in der Lage, ein Kind alleine aufzuziehen und entschließen sich zur Abtreibung oder setzten ihr Neugeborenes aus.

In Tanger ist Hafida mit dem Verein „100 Prozent Mamas“ in Kontakt gekommen. Einer Organisation, die sich für die Rechte lediger Mütter und deren Kinder einsetzt und ihnen finanzielle Unterstützung, Unterkunft und Ausbildung bietet. Sie hat begonnen, bei „100 Prozent Mamas“ aktiv mitzuarbeiten, um anderen Frauen in schwierigen Situationen beizustehen.

So hält sie vor Arbeiterinnen und Schülerinnen Aufklärungsunterricht und lehrt die jungen Frauen, wie sie sich vor ungewollten Schwangerschaften schützen können. Auch Männer – zum Beispiel Psychologen und Psychiater – engagieren sich im Verein „100 Prozent Mamas“ für junge alleinstehende Mütter. Ein Lichtblick zwar, doch erst ein Beginn, die prekäre und ungerechte Situation von Frauen in einer männerdominierten Welt zu verbessern.

Ein Film von Lorenzo Benítez

Die Äbtissin

ORF/ZDF/Hans Jakobi

„Die Äbtissin – Eine Frau kämpft um die Macht“

Über Jahrhunderte schufen Äbtissinnen geistige und kulturelle Zentren, setzten Priester ein, vergaben Pfründe, ernannten Kirchenrichter, hielten Strafverfahren ab und richteten neue Pfarreien ein. Ohne ihre Erlaubnis durfte kein fremder Priester auf dem Gebiet der Abtei seelsorgerisch tätig werden. Sie nahmen sogar die Beichte ab und verkündeten das Evangelium. Aufgaben, die heute ausschließlich Bischöfen und Priestern vorbehalten sind.

Die Äbtissinnen residierten in Quedlinburg, Gandersheim und Essen, um nur einige Orte in Deutschland zu nennen, in Fontevrault oder Remiremont in Frankreich. Zu den mächtigsten von ihnen gehörten die Äbtissinnen des königlichen Klosters von Las Huelgas in Spanien. Ihr Pilgerhospiz am Jakobsweg war das berühmteste und größte im Königreich Kastilien.

Die Äbtissin von Las Huelgas war Herrscherin über ein eigenes Gebiet mit mehr als 60 Klöstern und Ortschaften. Den Bischöfen und selbst päpstlichen Gesandten war es verboten, Kirchen und kirchliche Einrichtungen zu visitieren, das heißt zu überprüfen. Immer wieder kam es deswegen zu Begehrlichkeiten und erbitterten Auseinandersetzungen mit den Bischöfen des benachbarten Burgos.

So auch während der Regentschaft der Doña Catalina de Sarmiento, die im 16. Jahrhundert Äbtissin von Las Huelgas war und wiederholt ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Bischof und späteren Kardinal Francesco de Mendoza y Bobadilla verteidigen musste.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts schafften es die Äbtissinnen von Las Huelgas, ihre bischöfliche Macht aufrechtzuerhalten. Sie überstanden Kriege, Revolutionen und sogar die Plünderung durch Napoleons Soldaten. Erst ein Dekret aus Rom von Papst Pius IX. beendete 1873 die letzte Frauenherrschaft in der katholischen Kirche.

Ein Film von Andreas Sawall