Votivkirche: NGOs rufen Politik zum Handeln auf
Es gehe den Flüchtlingen mittlerweile „nicht mehr um unrealistische Forderungen“, betonten der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau, Diakonie-Direktor Michael Chalupka sowie der Generalsekretär von Amnesty International Österreich (AI), Heinz Patzelt, in einer gemeinsamen Aussendung. Als Beispiel nannten sie etwa das ursprüngliche Begehr, die Fingerabdrücke der Betroffenen zu löschen. Die Flüchtlinge forderten vielmehr schlicht „ihre Menschenrechte ein“ - etwa, einer sinnvollen Arbeit nachgehen zu können und in menschenwürdigen Quartieren untergebracht zu werden.
Drängen auf Verbesserungen
Die drei NGOs drängen daher konkret auf „rasche, qualitätsvolle Asylverfahren“, eine „echte Möglichkeit, zu arbeiten und für sich selbst sorgen zu dürfen“ sowie einheitliche Qualitätsstandards für die Unterbringung und laufende Kontrollen der Quartiere auf diese Standards hin.
APA/Georg Hochmuth
Wir sind nicht gekommen, um zu sterben! Dann hätten wir gleich in unseren Herkunftsländern bleiben können, wo Krieg und Verfolgung tägliche Realität sind", wird in der Aussendung ein Flüchtlingssprecher zitiert. Das Lager in der Votivkirche sei „ein Hilfeschrei von Menschen in Not, die auf grundsätzliche Probleme und Verbesserungsbedarf aufmerksam machen“, so Caritas, Diakonie und AI. Bundeskanzleramt und Innenministerium seien nun aufgerufen, entsprechende Verbesserungen in die Wege zu leiten.
Das ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ berichtet am kommenden Sonntag, 20.1.2013, über die aktuelle Lage in der Votivkirche.
Sendungshinweis
„Orientierung“ am Sonntag 20.1.2013, 12.30 Uhr, ORF 2
Wiederholung
20.1.2013, 17.15 Uhr, ORF III
Ein Monat Protest in der Votivkirche
In ihrer Aussendung zogen die Hilfsorganisationen auch eine kleine Bilanz, da sich die Asylwerber seit einem Monat, nämlich seit dem 18. Dezember 2012, in der Kirche aufhalten. Vergangene Nacht hätten wieder 45 Menschen dort genächtigt. Aufgrund des Hungerstreiks seien mittlerweile „rund 25 ambulante bzw. stationäre Krankenhausaufenthalte“ erforderlich gewesen. Die Flüchtlinge werden weiterhin von Caritas und Johannitern betreut, wobei die NGO-Vertreter unterstrichen, dass man sie weiterhin „eindringlich“ bitte, den „Hungerstreik besser heute als morgen beenden und ihre Gesundheit nicht weiter gefährden“.
Die FPÖ Wien wetterte am Donnerstag weiter gegen die Votivkirchen-Flüchtlinge, diese würden die Republik „seit Wochen an der Nase herumführen“, so der Stadtrat David Lasar. Die Grünen wiederum warfen der Regierung Untätigkeit vor, sie finde „seit Wochen keinen Ausweg aus der Pattsituation“, wie Menschenrechtssprecherin Alev Korun kritisierte.
APA
Links:
- Votivkirche: Caritas kritisiert Fremdenpolizei (religion.ORF.at; 17.01.2012)
- Votivkirche: Echo auf Besetzung (religion.ORF.at; 07.01.2012)