Granate schlägt in Vatikan-Botschaft in Damaskus ein

Die diplomatische Vertretung des Vatikans in Damaskus ist Dienstagfrüh von einer Granate getroffen worden. Durch den Einschlag sei Sachschaden entstanden, hieß es.

Verletzte habe es nicht gegeben, teilte die Nuntiatur auf Anfrage der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA mit. Das Geschoß sei ins Dach eingeschlagen und habe beträchtliche Schäden im Gebäude verursacht. Ob der Angriff auf Rebellenmilizen oder Regierungstruppen zurückgehe, konnte der befragte

Betrieb nicht beeinträchtigt

In dem Viertel in der syrischen Hauptstadt, in dem die Botschaft liegt, seien seit Juli etwa neun Granaten eingeschlagen, sagte der Kanzler der Nuntiatur, der italienische Priester Giorgio Chezza. Üblicherweise arbeiteten neun Personen in dem Gebäude, neben den beiden Diplomaten auch drei Ordensfrauen und vier weitere Angestellte. Wegen der frühen Uhrzeit des Angriffs um 6.30 Uhr sei niemand zu Schaden gekommen.

Der Einschlag werde den Betrieb der Nuntiatur nicht beeinträchtigen, so der Kanzler. „Wir bleiben weiter hier, um zu helfen und die Solidarität des Papstes mit der leidenden Bevölkerung zu bekunden“, so Chezza.

Hoffnung auf „Genf 2“

Unterdessen sagte der chaldäisch-katholische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, in Radio Vatikan, die geplante Friedenskonferenz „Genf 2“ sei die letzte Möglichkeit, damit es in Syrien vor Wintereinbruch noch zu einem Stopp der Gewalt kommt. Der Bischof, der auch Präsident der Caritas Syrien ist, forderte einen „uneingeschränkten Einsatz der internationalen Staatengemeinschaft“, damit das Treffen in Genf am 23. November „überhaupt stattfinden können“ werde.

Jedem sei klar geworden, dass nur eine Einigung der großen Staaten auf ein Ende der Waffenlieferungen nach Syrien die Lage im Bürgerkriegsland verbessern könne, so Bischof Audo. Schließlich bekämen sowohl die syrische Regierung als auch die Opposition vom Ausland Geld und Waffen.

Verschiedene „Oppositionen“

Laut dem Caritas-Präsident könnte „Genf 2“ bereits bei der Einladung der syrischen Opposition scheitern, von der im Gegensatz zur syrischen Regierung und ihrer Armee „fast nichts“ bekannt sei. „Man müsste vielmehr von ‚Oppositionen‘ sprechen, denn es gibt so viele verschiedene Gruppen, es herrscht diesbezüglich wirklich ein Durcheinander. Selbst wir Syrer haben den Überblick verloren. Viele haben den Eindruck, dass nicht wenige Gruppen von ausländischen Mächten manipuliert werden.“

Es gebe in den „Oppositionen“ auch viele islamistische Fundamentalisten, betonte Bischof Audo. Die Lage der Christen sei diesbezüglich sehr prekär: „Die Christen stehen an vorderster Front. Sie leiden wie alle anderen Syrer an der Wirtschaftskrise, sind aber auch eine Minderheit und fühlen sich deshalb noch mehr als andere Gruppen bedroht.“ Die „schöne historische Präsenz“ der Christen in Syrien werde immer schwächer, was ihn „sehr traurig“ stimme.

Bischof Audo nimmt von 19. bis 22. November am 4. „Colloquium Syriacum“ der Stiftung Pro Oriente in Wien teil. Generalthema ist „Auf dem Weg zu einer Kultur der Koexistenz in pluralistischen Gesellschaften des Nahen Ostens und Indiens“.

Immer wieder Kämpfe

Der syrische Bürgerkrieg hatte nach der Niederschlagung von Protesten gegen Staatschef Baschar al-Assad im März 2011 begonnen. Schätzungen von Aktivisten zufolge wurden bisher mehr als 120.000 Menschen in dem Konflikt getötet. Auch im Großraum von Damaskus gibt es immer wieder Kämpfe zwischen den Truppen Assads und Aufständischen.

Seit mehreren Monaten gibt es auch vermehrt Granateneinschläge in verschiedenen Vierteln von Damaskus. Die Regierung macht die Rebellen dafür verantwortlich. Häufig sind christliche Einrichtungen wie Kirchen Ziel von Angriffen.

Deutschland: Solidarfonds für Syrien-Flüchtlinge

Die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland riefen zu mehr Unterstützung für Flüchtlinge aus Syrien auf. Unabhängig von der Suche nach Schuldigen im syrischen Bürgerkrieg sei die Linderung der unmittelbaren Not erster christlicher Auftrag, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, am Wochenende.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, schlug am Montag einen Solidarfonds für syrische Flüchtlinge mit kirchlicher Beteiligung vor. „Die Bundesländer sollten prüfen, wie sie in Deutschland lebenden Syrern die vorübergehende Aufnahme von Angehörigen und Freunden erleichtern und so die Selbsthilfekräfte stärken können“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag-Ausgabe).

religion.ORF.at/AFP/dpa/KAP

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