Wiener Diözesanreform: Konkrete Umsetzung ab 2015

Unter dem Titel „Pfarre neu“ arbeitet die Erzdiözese Wien weiterhin intensiv an der Umsetzung einer groß angelegten Strukturreform, im Zuge derer die Anzahl der Pfarren auf die Hälfte reduziert werden soll.

Zuletzt ging ein erster Entwurf für die pfarrliche Neuordnung an die diözesanen Gremien und auch an die laufenden „Pilotprojekte“ in den Stadtdekanaten 10 und 15, wo die Strukturreformen bereits fortgeschritten sind. Bis Ende Februar 2014 werden nun Rückmeldungen erbeten.

Ab 2015 soll mit der Umsetzung der neuen Strukturen begonnen werden, teilte Generalvikar Nikolaus Krasa am Donnerstag bei einem Hintergrundgespräch mit. Geplant ist, dass in zehn Jahren mindestens 80 Prozent der Vorhaben umgesetzt sind.

Nikolaus Krasa

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Generalvikar Nikolaus Krasa

Von 660 auf 300 Pfarren

Wie viele von den derzeit 660 Pfarrgemeinden in den drei Wiener Vikariaten Stadt, Nord und Süd als solche bestehen bleiben, ist laut Krasa noch offen - „vielleicht halb so viele“, sagte er am Donnerstag. Ihm sei es aber dennoch wichtig, angesichts schwindender Katholikenzahlen, weniger Gottesdienstbesucher und Priester nicht den Eindruck eines „Aderlass“-Prozesses zu vermitteln, bei dem der Fokus darauf liege, was mit weniger Ressourcen gerade „noch“ gehe.

Durch die in den „Pfarren neu“ geplanten Leitungsteams mit drei bis fünf Priestern und - auch ehrenamtlich engagierten - Laien, soll das Personal leichter entsprechend der vorhandenen Fähigkeiten eingesetzt werden können, so Krasa. Nicht jeder Priester habe die für die Leitung einer Pfarre nötigen Management-Fähigkeiten, dennoch würden heute 90 Prozent der Priester als Pfarrer eingesetzt; Kapläne oder im Schulunterricht tätige Priester gebe es kaum noch.

Durchschnittlich relativ kleine Pfarren

Krasa wies darauf hin, dass die durchschnittliche Katholikenzahl der Wiener Pfarren derzeit mit 1.800 Gläubigen vergleichsweise gering sei (die größte Pfarre ist Aspern mit 12.300, die kleinste Grafensulz im Weinviertel mit 94 Katholiken). Anderswo seien Pfarren viel größer, so der Generalvikar.

Durch Bündelung der Kräfte werde es künftig zwar deutlich weniger Pfarren, aber nicht weniger Gemeinden geben. Die Diözesanreform ziele in erster Linie auf die Lebendigkeit dieser aus Menschen gebildeten Größen ab, der Fokus liege eben nicht auf Gebäuden oder geografischen Kategorien.

Fokus auf Befindlichkeit der Priester

Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel gestand bei dem Hintergrundgespräch zu, dass „Gemeinde“ ein „schwammiger Begriff“ sei, der sowohl kleine Gebetsgruppen wie auch die sonntags versammelte Gemeinschaft der Gläubigen umfassen könne. Sie präsentierte die „Vision“ einer gut vernetzten „Pfarre neu“ mit vielen unterschiedlichen Gemeinschaften, für die eine Kirche als geografische Anlaufstelle Kontakt und Austausch sichert. Die Anzahl der Gottesdienste werde durch die Umstrukturierung jedenfalls nicht leiden, versicherte Prüller-Jagenteufel.

Besonderes Augenmerk werde bei der Diözesanreform auch auf die Befindlichkeit der Priester zu legen sein, so die Pastoralamtsleiterin. Sie berichtete von einer noch laufenden deutschen Studie dazu, wonach gerade jene Kleriker am meisten belastet seien, die sich rollenverunsichert und im „Identitätsstress“ befänden. Es sei wichtig, auch jenen Priestern, die sich nicht mehr auf den „sicheren Status“ als Pfarrer berufen können, Anerkennung und Wertschätzung zu sichern.

religion.ORF.at/KAP/APA

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