Burma: Neuer Vorstoß gegen interreligiöse Ehen

In Burma hat eine bekannte Gruppe radikaler buddhistischer Mönche Gesetzesvorschläge eingebracht, die Buddhistinnen die Heirat mit Muslimen und Konfessionswechsel erschweren sollen.

Das soll künftig nur noch nach einem komplizierten Genehmigungsverfahren möglich sein, wie die Nachrichtenagentur AP in einem Korrespondentenbericht von Kyaw Lynn berichtete. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete das als „schockierend“, die UNO protestierte dagegen. Dennoch plant das burmesische Parlament demnächst die erste Lesung.

Religiöse Spannungen nehmen zu

Ressentiments gegen die muslimische Minderheit der Rohingya gibt es seit Jahrzehnten, aber seit dem Ende der Militärdiktatur 2011 sind die Spannungen gewachsen. 2012 kam es in der Region Rakhine zu heftigen Zusammenstößen, bei denen rund 200 Menschen umkamen. Zehntausende Muslime wurden vertrieben und leben seitdem nach Aussage von NGOs in menschenunwürdigen Lagern, so AP-Korrespondentin Lynn. Die Regierung verweigere den Rohingyas die Staatsbürgerschaft.

Burmesische Polizisten bewachen ein Flüchtlingslager im Westen des Landes

APA/EPA/Lynn Bo Bo

Polizisten bewachen ein Flüchtlingslager im Westen des Landes

Gegen die muslimische Minderheit gerichtete Hasskampagnen wie die des radikalen buddhistischen Mönchs U Wirathu verschärfen das Klima der Intoleranz in dem südostasiatischen Land. Ziel der radikalen rassistischen Gruppe „969“, deren Anführer Wirathu ist, ist es, Burma zur muslimfreien Zone zu machen. Die Buddhisten stellen rund 87 Prozent der Bevölkerung Burmas dar; in populistischen Pamphleten und Hetzreden wird jedoch die Angst vor einer Verdrängung durch Muslime geschürt.

Zwei Tote bei Unruhen

Bei Ausschreitungen zwischen Buddhisten und Muslimen in Burmas zweitgrößter Stadt Mandalay wurden am Donnerstag mindestens zwei Menschen getötet. Die Millionenmetropole im Zentrum des auch als Birma oder Myanmar bekannten Landes war die zweite Nacht in Folge Schauplatz von Unruhen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Anlass waren Internetberichte, wonach ein muslimischer Teeladen-Besitzer eine buddhistische Frau vergewaltigt haben soll.

Buddhistische Mönche in Burma demonstrieren

APA/EPA/Nyein Chan Naing

Radikale buddhistischer Mönche machen Stimmung gegen Muslime

Burmas Präsident Thein Sein warnte vor einer Gefährdung seines Reformkurses, der eine vorsichtige politische und wirtschaftliche Öffnung Myanmars nach fast einem halben Jahrhundert Militärherrschaft verfolgt. Damit die Reformen erfolgreich sein könnten, sollten Hetze und Anstiftung zu Hass vermieden werden, erklärte der ehemalige General in einer Rede, die in der staatlichen Zeitung „New Light of Myanmar“ abgedruckt war.

Angst vor Übergriffen

Bei den Toten handelte es sich nach Angaben eines Armeeoffiziers um einen Muslimen und einen Buddhisten. 14 Menschen seien zudem verletzt worden. Bewohner sagten, die Muslime trauten sich aus Angst vor Übergriffen nicht aus ihren Häusern. Viele hätten sich auch in Orte rund um Mandalay oder in Hotels zurückgezogen. In der Stadt war ein großes Polizeiaufgebot unterwegs, wie Reuters-Reporter von vor Ort berichteten. Einige Straßen waren Blockaden aus Holz- und Metallteilen sowie Stacheldraht errichtet. Geschäfte in einem von Muslimen bewohnten Viertel blieben geschlossen.

Seit Jahren kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen Buddhisten und Muslimen. Seit Thein Seins Amtsantritt 2011 haben die Ausbrüche jedoch zugenommen. Mindestens 240 Menschen wurden seit Juni 2012 getötet. Die meisten Opfer waren Muslime, die etwa fünf Prozent der Bevölkerung ausmachen.

religion.ORF.at/Reuters/AP

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