Synode: Papst fordert Offenheit von Bischöfen

Papst Franziskus hat am Montag zum Beginn der Weltbischofssynode über Ehe und Familie zu ehrlichen und angstfreien Aussagen in den Wortmeldungen der anwesenden Bischöfe und Kardinäle aufgefordert.

„Niemand soll sich sagen: Diese Meinung darf ich nicht offen aussprechen, denn wenn ich das sage, dann denkt man dieses oder jenes über mich“, so Franziskus in seiner kurzen Ansprache in der Synodenaula. Bereits am Sonntag hatte der Papst bei der Eröffnungsmesse zu einer „aufrechten, offenen und brüderlichen“ Debatte aufgerufen - mehr dazu in Papst: Bischofssynode muss „Schrei des Volkes“ hören.

Am Montagvormittag nahm die Synode ihre Beratungen auf. In den kommenden zwei Wochen erörterten 191 Bischöfe aus aller Welt - darunter 62 Kardinäle - im Beisein von Papst Franziskus, wie die katholische Kirche mit der veränderten Lebenswirklichkeit von Familien umgehen soll und wie diese besser unterstützt werden können. Hierbei geht es etwa um Patchwork-Familien, wiederverheiratete Geschiedene, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften und Paare ohne Trauschein.

Papst Franziskus

Reuters/Claudio Peri/Pool

Papst Franziskus bei der Eröffnung der Synode am Montag

Zuhören mit „Demut“ und „offenem Herzen“

In seiner Eröffnungsansprache forderte der Papst die Teilnehmer auch erneut auf, einander mit „Demut“ und „offenem Herzen“ zuzuhören. Nach der Versammlung des Kardinalskollegiums im Februar habe ihm ein Kardinal gesagt, es sei schade, dass manche Kardinäle sich nicht getraut hätten, bestimmte Dinge anzusprechen, weil sie Angst gehabt hätten, dass der Papst anderer Meinung sei. Dies sei nicht gut und entspreche nicht dem Prinzip der „Synodalität“, so Franziskus.

Der Generalberichterstatter der Synode, Kardinal Peter Erdö, hob in seinem einführenden Referat hervor, dass eine „überwältigende Mehrheit“ der Katholiken die kirchliche Lehre über Ehe und Familie auch heute nicht grundsätzlich infrage stelle. Erdö verwies dabei auf die Ergebnisse der vatikanischen Umfrage zu Ehe, Familie und Sexualität.

Dies gelte insbesondere auch für die Unauflöslichkeit der Ehe und ihren Charakter als Sakrament. Diese sei unbestritten und werde „größtenteils“ im kirchlichen Umgang mit Personen, deren Ehe gescheitert sei und die „einen Neuanfang“ suchten, eingehalten, so der Erzbischof von Esztergom-Budapest. Es gehe deshalb nicht um Fragen der Lehre, sondern um die seelsorgerische Praxis. Die Umfrage habe gezeigt, dass nicht alle schwierigen und „irregulären“ Situationen, gleich behandelt werden könnten.

Drastischer Befund von Kardinal Martinez

Der spanische Kardinal Lluis Martinez Sistach fand am Montag schließlich die drastischsten Worte für die die Entfremdung zwischen Kirchenleitung und Basis. Mit Verweis auf das Gleichnis vom Hirten, der 99 Schafe zurücklässt, um ein verlorenes Tier zu suchen, sprach er von einer „Tatsache, dass sich heute in verschiedenen Breiten der Kirche die Zahl umkehrt“.

Der Erzbischof von Barcelona, rief die Synodenväter bei einem Gebet in einer Sitzungspause laut Kathpress auf, den Missionseifer wiederzugewinnen und zu vermehren. In dem Sinn sollten Bischöfe von der „Schönheit der Familie“ sprechen, aber zugleich jene im Blick haben, denen es nicht gelinge, ein glückliches Familien- und Eheleben zu führen.

Vingt-Trois fordert mehr Kollegialität

Aus Sicht des Pariser Kardinals Andre Vingt-Trois wiederum steht die Synode auch für den Wunsch nach einer stärkeren Kollegialität zwischen den Bischöfen und dem Papst. Sie gelte es weiterzuentwickeln, sagte der Pariser Erzbischof am Montag in einem Grußwort an die Synode.

Die Versammlung werde in zwei Wochen keine abschließenden Ergebnisse vorlegen können. Vielmehr lade sie ein, die Inhalte in den nationalen Bischofskonferenzen weiter zu vertiefen, bevor im Herbst 2015 die Ordentliche Synode zum Thema Ehe und Familie zusammentrete, so Vingt-Trois.

Europäische Bischöfe verweisen auf „Lebenszeugnisse“

Ebenfalls am Montag wurde das Abschlussdokument der Jahrestagung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) veröffentlicht. Die Vorsitzenden der jeweiligen nationalen Bischofskonferenzen hatten im Vorfeld der Synode im Vatikan getagt und ebenfalls über das Thema Ehe und Familie beraten.

In dem abschließenden Dokument, das am Sitz des CCEE in St. Gallen in der Schweiz veröffentlicht wurde, heben die europäischen Bischöfe die Bedeutung des Lebenszeugnisses von Ehepaaren hervor. „Die wahre Quelle der Kirche besteht aus dem Zeugnis christlicher Familien, die auch inmitten einer oft individualistisch geprägten Kultur ihre Treue leben“, heißt es in dem Abschluss-Kommunique.

Papst für mehr Vernetzung in Europa

Im Rahmen ihrer Jahrestagung in der vergangenen Woche waren die Mitglieder des CCEE auch mit Papst Franziskus zusammen getroffen, der dabei eine europaweit bessere Vernetzung der „good practice“-Modelle im Bereich der Familienseelsorge gefordert hatte. Die Bischöfe wiederum erinnerten an die Wichtigkeit einer engagierten Familienpolitik in Europa, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des dramatischen Geburtenrückgangs in vielen Ländern.

Familie sei für das neue Europa „kein Problem, sondern eine Lösung“, betonen die Bischöfe in ihrem Kommunique. Die Kirche müsse sich bemühen, jedes einzelne Familienmitglied - Ehefrau, Ehemann, Kinder, Großeltern - „mit seiner jeweiligen Besonderheit, und gleichzeitig die Familie als Einheit, wie sie im Licht der Wahrheit durch die Person Christi über den Menschen offenbart wurde, ans Licht zu rücken“.

religion.ORF.at/KAP

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