Wiederverheiratete: Pattstellung bei Synode

In der Debatte über den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zeichnet sich bei der Bischofssynode im Vatikan offenbar eine Pattstellung ab.

Das geht aus den Berichten der zehn Sprachgruppen der Bischofssynode hervor, die der Vatikan am Mittwoch veröffentlicht hat. Synodenteilnehmer äußerten in Interviews jedoch Optimismus, dass sich eine neue Linie durchsetzen werde.

Die Synodenteilnehmer hatten seit Sonntag in zehn Kleingruppen über die Ergebnisse der ersten Diskussionswoche beraten. Laut den Berichten sprechen sich zwei der Gruppen ausdrücklich gegen eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten aus, während zwei weitere eine solche unter „genau festgelegten Bedingungen“ befürworten. Die Berichte der übrigen sechs Gruppen gehen entweder nicht direkt auf das Thema ein, legen sich nicht eindeutig fest oder stellen fest, dass es unter den Diskutanten unterschiedliche Meinungen gebe.

Zwischenbericht forderte „Unterscheidungsprozess“

In dem am Montag veröffentlichten Zwischenbericht der Synode war mit Blick auf die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener von Bischöfen, Seelsorgern und Betroffenen ein „geistlicher Unterscheidungsprozess“ gefordert worden. Nach der offiziellen kirchlichen Praxis sind wiederverheiratete Geschiedene derzeit vom Kommunionempfang ausgeschlossen.

Die zehn Gruppen - drei englischsprachige, zwei französischsprachige, zwei spanischsprachige und drei italienischsprachige - hatten in den vergangenen Tagen über Änderungswünsche am Zwischenbericht der Synode beraten, der am Montag veröffentlicht wurde. Ihre Vorschläge bilden die Grundlage für das Abschlussdokument der Sondersynode.

Papst Franziskus geht eine gepflasterte Straße entlang

APA/EPA/Osservatore Romano/Handout

In welche Richtung Papst Franziskus in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen tendiert, ist noch unklar

„Nicht mehr zurückzudrehen“

Laut der Berliner Familienseelsorgerin Ute Eberl lässt sich trotz auftretender Bremsmanöver die neue Linie zu Wiederverheirateten nicht mehr zurückdrehen. Eberl vertrat zusammen mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die deutschen Katholiken bei der Synode. Sie äußerte sich im Interview des Berliner „Tagesspiegel“ (Freitag-Ausgabe) positiv zum Verlauf der Versammlung,.

„Es ist zu spüren, dass sich da etwas entwickelt“, so Eberl mit Blick auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. „Das lässt sich auch nicht mehr zurückdrehen“, betonte die 52-Jährige: Denn nicht nur in Europa scheitern Ehen. Die Leiterin der Familienseelsorge in der Erzdiözese Berlin berichte, dass bei der Synode die Globalität des Problems deutlich geworden sei. „Auch in Südamerika fallen ganze Familienverbände auseinander.“

Kardinal Marx habe sich in seinem Referat auf der Synode „sehr differenziert dafür stark gemacht, dass man wiederverheiratete Geschiedene nach Prüfung im Einzelfall zu den Sakramenten zulässt“. Dies ist nach katholischer Lehre bisher nicht gestattet.

„Blick ins Schlafzimmer hilft nicht weiter“

Viele Bischöfe hätten auch das Thema Homosexualität aus verschiedenen kulturellen Blickwinkeln angesprochen, erklärte Eberl. „Was Homosexuelle angeht, werden die Gemeinden aufgefordert, hinzuschauen und hinzuhören, welche Gaben diese Menschen mitbringen.“ Die Vielfalt in der Kirche sei sehr groß. „Manche fragen sich, ob es überhaupt noch Antworten geben kann, die für alle gültig sind.“ Bischöfe fragten völlig irritiert: „Ja gibt’s denn gar keine Sünde mehr?“ Das sei eine gute Frage, „aber der Blick ins Schlafzimmer hilft nicht weiter“, so Eberl.

Insgesamt seien die Debatten „sehr kontrovers“ verlaufen, bilanzierte die Theologin. „Da wird hart gerungen um die Frage, ob alles beim Alten bleiben soll oder ob neue Entwicklungen denkbar sind.“ In welche Richtung der Papst selbst tendiere, sei für sie nicht absehbar, so Eberl. „Er hört zu, manchmal macht er sich Notizen.“ In den Pausen verteile der Papst Kekse und spreche mit den Teilnehmern. „Er hat am Anfang erklärt, dass er eine ernsthafte Debatte haben möchte. Die würde er abwürgen, wenn er frühzeitig zu erkennen geben würde, in welche Richtung er neigt“.

religion.ORF.at/KAP

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