Synode: Reaktionen „vorsichtig positiv“

Eine katholische Theologin, katholische Organisationen und österreichische Bischöfe, äußerten sich teils positiv, teils kritisch zu der am Sonntag zu Ende gegangenen Sondersynode zu Familie und Ehe im Vatikan.

Die zweiwöchige Sondersynode der katholischen Kirche zu den Themen Ehe und Familie ging am Sonntag im Vatikan nach teils heftigen Debatten ohne Einigung in den strittigen Fragen Homosexualität und Scheidung zu Ende. Ein zuvor veröffentlichter Zwischenbericht hatte Aufsehen erregt - mehr dazu in Synode: Positive Signale in Richtung Homosexuelle.

Beobachter sahen darin einen neuen Ton der Kirche. Von konservativer Seite wurde umgehend Kritik laut, das Papier gehe zu weit. Daraufhin hatten die Bischöfe in Kleingruppen weiter über das Dokument diskutiert und zahlreiche Änderungsvorschläge eingearbeitet. Was für die einen also ein Meilenstein ist, geht für andere zu wenig weit. 2015 sollen in einer ordentlichen Bischofssynode Beschlüsse zu diesen Themen gefasst werden.

Theologin Polak: Differenziertes Bild

Ein differenziertes Resümee hat die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak über die Synode in ihrem Blog gezogen. Das eingegangene Risiko eines offenen und freien Austausches von Argumenten sei innerkirchlich ein Fortschritt und selbst aus Perspektive der Organisationsentwicklung gelungen. „Große Sorgen um die Kirche in Europa“ habe sie jedoch aufgrund vieler „schmerzhafter Ungleichheiten und Widersprüche“ angesichts des Inhalts der Debatte, schreibt die Theologin.

Die gesellschaftliche Realität sei bei der Synode nur Ausgangspunkt gewesen, dann aber „nicht in ihrer theologischen Würde anerkannt“ worden. Die „Zeichen der Zeit“ seien überwiegend zum Chiffre für einen Blick auf Defizite der Gegenwart geworden, so Polak. Für viele Menschen sei schon allein die Frage „anachronistisch“ und nicht nachvollziehbar, ob die Kirche offen für alle sei und gleichgeschlechtlich orientierte Menschen „toleriert“ oder wiederverheirateten Geschiedenen die Teilhabe an den Sakramenten erlaube, beobachtete Polak.

Papst Franziskus und Kardinäle bei der Synode

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus mit einigen der 200 Synoden-Teilnehmer

Katholische Jugend: Lob und Kritik

Die Katholische Jugend Österreich (KJÖ) wertet die „konsequente, crossmediale Informationspolitik des Vatikan und die stark forcierte Beteiligung von Laien, zum Beispiel durch den im Vorfeld ausgeschickten Fragebogen“ positiv. Kritisch äußerte sich die KJÖ zur Zurückhaltung der Synodalen beim Thema Homosexualität. Vor dem Hintergrund der Gleichheit aller Menschen, die auch das Zweite Vatikanische Konzil hervorgehoben habe, sei ein Ausschluss Homosexueller aus der Kirche nicht verständlich.

Katholische Aktion: „Ball nur noch ins Tor bringen“

Mit Vergleichen zur Fußballwelt erklärte die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, die Kirche stehe „bereits weit über der Mittellinie“ und müsse „den Ball nur noch ins Tor bringen“, was auch gelingen werde. Der eingeschlagene Weg sei richtig, das Tempo erstaunlich - „bedenkt man, aus welcher Verteidigungsposition wir gestartet sind“, so die KAÖ-Präsidentin am Dienstag in einer Stellungnahme.

Insgesamt gehe es aber nicht darum, „das christliche Ideal von Ehe und Familien wegzudiskutieren, sondern ganz im Gegenteil, dieses wieder zum Strahlen zu bringen, ohne aber jenen, die daran gescheitert sind, die Möglichkeit eines Neuanfanges zu verwehren“. Statt das Ehe- und Familienideal „weichzuspülen“, müsse das Gewissen des Einzelnen respektiert werden, „der sich nach Bekenntnis seines Scheiterns in der grenzenlosen Güte Gottes geborgen weiß“, so Schaffelhofer.

Bischöfe: „Vorsichtig zufrieden“

Vor überzogenen Erwartungen an die Familiensynode im kommenden Jahr warnt der Grazer Bischof Egon Kapellari. Es habe sich schon jetzt bei der außerordentlichen Synodensitzung im Vatikan gezeigt, dass man es „nicht allen recht“ machen werde können. Zuversichtlich zeigte sich der Bischof immerhin dahingehend, dass vieles „differenziert und entkrampft“ werden könnte.

„Vorsichtig zufrieden“ äußerte sich der Vorarlberger Bischof Benno Elbs laut „Kathpress“: Die „Richtung der Diskussionen“ stimme, wenngleich die von ihm erhoffte „Wende“ durch die diesjährige Synode noch nicht geschafft sei. Gerade in den „empfindlichen Themen“ habe die Bischofssynode die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit schließlich nicht erreicht.

Scheuer: „Hoffnungsvolles Signal“

Von einem „äußerst hoffnungsvollen Signal“ sprach der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer: Die Synode sei ein „Wahrnehmen der Realität ohne Scheuklappen“ gewesen, mit „großer Sympathie für die Familien, aber auch für jene, die darin verletzt worden sind, gescheitert sind und neu begonnen haben“, so der Bischof am Dienstag in einer Stellungnahme.

Hinsichtlich des Verlaufs der Synode hob Bischof Scheuer die „Freiheit der Rede“ und die „kontroverse Streitkultur“ hervor. Hätte es auch Versuche gegeben, „bestimmte Positionen mit Macht durchzusetzen“, sei die Einladung des Papstes zu Offenheit der Rede „ein Gut, hinter das man bei einer Synode in Zukunft nicht mehr zurückgehen kann“, so Scheuer.

religion.ORF.at/KAP

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