Prozess: Vatikan-Mitarbeiter fühlten sich bespitzelt

Am Donnerstagnachmittag ist das Verfahren im Vatikan um die illegale Weitergabe vertraulicher Dokumente an zwei Journalisten („Vatileaks 2“) fortgesetzt worden. Eine Zeugin gab an, Mitarbeiter der Präfektur für Wirtschaftsangelegenheiten seien vielleicht bespitzelt worden.

Das Verfahren im wird am 7. Mai mit der Befragung einiger Zeugen weiterer fortgesetzt. Das berichtete der vatikanische Pressesprecher Federico Lombardi, nachdem am Donnerstagnachmittag das Verfahren fünf Stunden lang fortgesetzt worden war.

„Angespannte Beziehungen“

Dabei wurden zwei Mitarbeiterinnen der Präfektur für Wirtschaftsangelegenheiten befragt, in der der angeklagte Kurienprälat Lucio Angel Vallejo Balda beschäftigt war. Die beiden Mitarbeiterinnen berichteten über angespannte Beziehungen zwischen Vallejo Balda und der ebenfalls angeklagten PR-Agentin Francesca Chaouqui. Diese soll starken Druck auf den Prälaten ausgeübt haben, berichtete eine Zeugin. Sie äußerte den Verdacht, dass die Mitarbeiter mit Wanzen in ihren Büros bespitzelt wurden.

Bei der nächsten Gerichtsverhandlung am 7. Mai soll der Entlastungszeuge des angeklagten Enthüllungsjournalisten Gianlugi Nuzzi, der ehemalige Chefredakteur der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“, Paolo Mieli, aussagen.

Journalist Nuzzi erneut vorgeladen

Nuzzi hatte vor Gericht erklärt, er habe in seinem im November erschienenen Buch „Alles muss ans Licht. Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes“ (Originaltitel: „Via Crucis“) zwar vertrauliche Dokumente veröffentlicht, die jedoch „von öffentlichem Interesse“ seien und keine Staatsgeheimnisse enthielten. Bei dem Verfahren geht es um die Veröffentlichung wirtschaftlicher Missstände in der römisch-katholischen Kirche durch Nuzzi und seinem Kollegen Emiliano Fittipaldi, die sich illegal die Akten einer päpstlichen Untersuchungskommission beschafft haben sollen.

Die Journalisten sollen die Geheimdokumente von Chaouqui und Vallejo Balda bekommen haben, die zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter, Nicola Maio, früher für eine von Papst Franziskus eingerichtete Wirtschaftsprüfungskommission arbeiteten. Den Angeklagten drohen jeweils bis zu acht Jahre Haft. Ein Gesetz zum Schutz von Informanten existiert im Vatikan nicht.

religion.ORF.at/APA

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