Journalist befragt: „Vatileaks 2“-Prozess „kafkaesk“

Im Vatikan ist am Mittwoch das Verfahren um die illegale Weitergabe vertraulicher Dokumente an zwei Journalisten nach dreiwöchiger Unterbrechung fortgesetzt worden. Befragt wurde der angeklagte Enthüllungsjournalist Gianluigi Nuzzi.

Nuzzi erklärte vor Gericht, er habe in seinem im November erschienenen Buch „Alles muss ans Licht. Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes“ (Originaltitel: „Via Crucis“) zwar vertrauliche Dokumente veröffentlicht, die jedoch „von öffentlichem Interesse“ seien und keine Staatsgeheimnisse enthielten.

Prozess „kafkaesk“

„Ich hätte nie etwas veröffentlicht, was zum Beispiel die Sicherheit des Papstes gefährden würde“, versicherte Nuzzi, der den gegen ihn laufenden Prozess als „kafkaesk“ bezeichnete. Es handelte sich um die neunte Gerichtsverhandlung in dem seit Dezember laufenden Verfahren über die Veröffentlichung wirtschaftlicher Missstände in der römisch-katholischen Kirche durch Nuzzi und seinen Kollegen Emiliano Fittipaldi, die sich illegal die Akten einer päpstlichen Untersuchungskommission beschafft hatten.

Gianluigi Nuzzi nach seiner Befragung im Vatikan

AP/Alessandra Tarantino

Gianluigi Nuzzi nach der Befragung

Angeklagt sind im Prozess auch der ranghohe Kurienprälat Lucio Angel Vallejo Balda sowie seine Mitarbeiter Nicola Maio und die PR-Agentin Francesca Chaouqui. Bisher wurden vom dreiköpfigen Gericht alle Angeklagten befragt. Bei der nächsten Audienz am 26. April sollen Zeugen befragt werden.

Die Journalisten sollen die Geheimdokumente von Chaouqui und Vallejo Balda bekommen haben, die zusammen mit Maio früher für die von Papst Franziskus eingerichtete Wirtschaftsprüfungskommission Cosea arbeiteten. Den Angeklagten drohen jeweils bis zu acht Jahre Haft. Ein Gesetz zum Schutz von Informanten existiert im Vatikan nicht.

religion.ORF.at/APA

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