Ex-Vatikan-Sprecher Lombardi stellte Buch vor

Der frühere Vatikan-Sprecher P. Federico Lombardi hat am Donnerstag sein neues Buch mit dem Titel „Vatileaks II: Der Vatikan in der Bewährungsprobe durch die Justiz und durch die Menschen“ vorgestellt.

„Es ist besser, in einem juristischen Verfahren die Wahrheit zu suchen, als ein Verfahren aus Angst vor möglichen Imageschäden abzubiegen“: Das sagte Lombardi am Donnerstag bei der Buchpräsentation zu den Dokumenten des „Vatileaks 2“-Prozesses im Vatikanischen Pressesaal. Das sei auch die Linie von Papst Benedikt XVI. in den Fällen von Kindesmissbrauch gewesen, sagte Lombardi.

Wandel in Umgang mit Skandalen

Der Jesuit hatte bereits bei der Kathpress-Jubiläumsfeier am Dienstag in Wien auf den generellen Zug in der Kommunikation des Vatikan zu mehr Transparenz hingewiesen - mehr dazu in Kathpress wurde 70. Beispielhaft für den Wandel sei der Umgang mit Skandalen wie sexuellem Missbrauch oder den „Vatileaks“-Fällen, sagte Lombardi.

Der frühere Vatikan-Sprecher P. Federico Lombardi

Reuters/Alessandro Bianchi

Ex-Vatikan-Sprecher P. Federico Lombardi

Die beiden Verfahren gegen den Kammerdiener Benedikts, Paolo Gabriele, und den COSEA-Kommissionssekretär Lucio Vallejo Balda sollten von der internationalen Presse „angemessen“ mitzuverfolgen sein, weswegen er - Lombardi - im vatikanischen Gerichtssaal dabei war. Das sei ein Novum gewesen.

Versuch, Klarheit zu schaffen

Bei der Buchpräsentation sagte der frühere Papst-Sprecher, in dem Prozess gegen Vallejo habe man versucht, sich Klarheit zu verschaffen, Regeln der Gesetzlichkeit und der Korrektheit zu etablieren und ihnen durch Rechtsprechung Respekt zu verschaffen. Das werde in den jetzt veröffentlichten Dokumenten deutlich.

Lombardi und Radio-Vatikan-Journalist Massimiliano Menichetti beleuchten in „Vatileaks II: Der Vatikan in der Bewährungsprobe durch die Justiz und durch die Menschen“ Hintergründe des Skandals zur möglichen Veruntreuung von Geldern im Vatikan, der im Herbst 2015 ausgebrochen war. Das Werk enthält unter anderem Zeugnisse der Angeklagten im „Vatileaks 2“-Prozess sowie Dokumente der vatikanischen Justiz.

Buch kreist um umstrittenen Prozess

Das Buch kreist um die Frage, ob der umstrittene Prozess gegen die beiden Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi sowie gegen die PR-Expertin Francesca Immacolata Chaouqui und den spanischen Priester Lucio Vallejo Balda hätte angestrengt werden sollen und ob er korrekt verlaufen sei. Minutiös berichten Lombardi und Menichetti über die 21 Gerichtsverhandlungen des acht Monate andauernden Prozesses, der viele Diskussionen über die Meinungsfreiheit im Vatikan auslöste.

Im Falle der beiden Journalisten erklärte sich die vatikanische Justiz am Ende des Verfahrens im vergangenen Juli für nicht zuständig, da die beiden italienische Staatsbürger seien, die keinerlei Beziehung zum Vatikan hätten. Die PR-Expertin Francesca Immacolata Chaouqui wurde zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Für den spanischen Priester Lucio Vallejo Balda wurde eine Haftstrafe von 18 Monaten beschlossen. Vallejo Balda und Chaouqui waren Mitglieder einer vatikanischen Wirtschaftsprüfungskommission, die Missstände im vatikanischen Finanzgebaren aufdecken sollte. Die beiden wurden wegen Veröffentlichung vertraulicher Vatikan-Dokumente verurteilt.

Nicht die erste Publikation zum Thema

Nuzzi und Fittipaldi hatten im November 2015 Bücher veröffentlicht, in denen sie dem Vatikan unter anderem Veruntreuung von Geldern vorwerfen. Sie sollen vertrauliche Dokumente aus der Kurie erhalten haben, die ihnen laut Anklage von den anderen Angeklagten zugespielt worden sein sollen. Die angeklagten Journalisten hatten den Prozess als „kafkaesk“ bezeichnet.

Francesca Chaouqui veröffentlicht ihre Sicht der Dinge in einem Buch, das kommenden Dienstag, 7. Februar, erscheint. Es trägt den Titel „Nel nome di Pietro“ (Im Namen von Petrus). Die Italienerin enthüllt darin Hintergründe der von Franziskus 2013 eingesetzten Finanzexpertenkommission COSEA und die von ihr aufgedeckten Missbräuche und Fragwürdigkeiten in den Gebaren in und um den Vatikan.

Das Buch enthalte „exklusive Schreiben und Dokumente“ über Missstände im Vatikan und klare Vorwürfe gegen „internationale Lobbys“, die im Vatikan die Erneuerungsmission von Franziskus zu stoppen versuchten, so der Verlag. Auch Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi, der freigesprochen worden war, sorgte vor kurzem mit einem weiteren Buch für Aufregung. Der 42-Jährige veröffentlichte Mitte Jänner ein Werk mit dem Titel „Lussuria“ (Unzucht) über Sexskandale in der Kirche.

religion.ORF.at/KAP

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