Sänger im Scheinwerferlicht, dahinter ein Chor

ORF/Mefafilm/Michael Brauner

Der „Chor der Zivilisationen“

Die Dokumentation „Singen statt schießen“ zeigt den „Chor der Zivilisationen“, der im türkischen Antakya Menschen verschiedener religiöser Herkunft vereint. Danach: Aufzeichnung eines Gesangs- und Rezitationsabends unter dem Titel „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ im Wiener Jüdischen Museum.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 5. November 2013
um 22.30 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 6. November 2013
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 7. November 2013
um 11.50 Uhr, ORF 2
(nur „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“)

Ein jüdischer Schneider, der mit einem sunnitischen Imam armenische Liebeslieder singt und dabei von kurdischen Musikern begleitet wird – das gibt es nur in Antakya. Die südtürkische Stadt gilt seit langem als Musterbeispiel für friedliches Zusammenleben.

Vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs in Syrien zeigt „kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – am 5. November 2013 den Film „Singen statt schießen“ von Michael Brauner und Christian Schüller über den „Chor der Zivilisationen“, in dem Sunniten und Schiiten, Griechisch-Orthodoxe und Katholiken, Juden, Kurden und Armenier miteinander singen.

Um 23.05 Uhr folgt die Aufzeichnung eines Gesangs- und Rezitationsabends von Liedern jüdischer Emigranten, den Schauspielerin Andrea Eckert im Wiener Jüdischen Museum unter dem Titel „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ gab.

„Singen statt schießen“

Im griechischen Antiochia ist vor fast 2.000 Jahren eine große Gemeinde gegründet worden, die man dort erstmals „Christen“ nannte. Heute lebt in Antakya eine sunnitische Mehrheit mit einer starken Minderheit von Alawiten zusammen. Bisher problemlos. Doch der Krieg im benachbarten Syrien bedroht nun dieses Gleichgewicht. Denn dieser Krieg wird auch im Namen unterschiedlicher Religionen geführt. Und die Zusammensetzung der syrischen Bevölkerung spiegelt ziemlich genau jene von Antakya wider.

Wird sich der „Kampf der Kulturen“ ausbreiten oder ist doch ein Miteinander verschiedener Weltanschauungen möglich? Der Bürgerkrieg in Syrien scheint den Pessimisten recht zu geben. Eine Million Syrer ist inzwischen auf der Flucht. Der „Chor der Zivilisationen“ im nur wenige Kilometer entfernten Antakya versucht, das Gegenteil zu beweisen. Im „Chor der Zivilisationen“ singen Sunniten und Schiiten, Griechisch-Orthodoxe und Katholiken, Juden, Kurden und Armenier miteinander. Und die Lieder, die sie vortragen, sind ebenso bunt gemischt.

„Es wird immer nur vergessen, dass es nur einen einzigen Gott gibt“, sagt Chorleiter Yilmaz Özfirat. „Aber jeder, der seinen Verstand benützt und auf seine Gefühle hört, muss zu diesem Schluss kommen!“

Und doch rückt der Krieg immer näher. Eine halbe Million Flüchtlinge aus Syrien hat die Stadt Antakya verändert. Manche Alawiten befürchten, dass es mit der bisherigen Harmonie bald vorbei sein könnte. Vor diesem Hintergrund wirbt der „Chor der Zivilisationen“ darum, das Modell der Multi-Kulti-Stadt zu retten.

Ein Film von Michael Brauner und Christian Schüller

Andrea Eckert am Mikrofon

ORF/Günther Pichlkostner

Andrea Eckert

„Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“ – Lieder jüdischer Emigranten

Die charismatische Schauspielerin Andrea Eckert gab im Wiener Jüdischen Museum einen Gesangs- und Rezitationsabend unter dem programmatischen Titel „Zum Weinen schön, zum Lachen bitter“. Die vielfach preisgekrönte Künstlerin vermittelt darin faszinierende Kabinettstücke jüdischer Dichter, Komponisten und Kabarettisten wie Friedrich Hollaender, Georg Kreisler, Randy Newman, Elfriede Gerstl, Barbara, Thomas Brasch, Else Lasker-Schüler, Nelly Sachs.

Begleitet wird Andrea Eckert von drei Ausnahmemusikern: dem Pianisten und Arrangeur Florian Sitzmann (Söhne Mannheims), dem internationalen Gitarrenstar Kosho und dem jungen Wiener Ziehharmonika-Virtuosen Paul Schuberth. Das Programm ist ein Projekt von Andre Heller, dessen Interviewreihe „Menschenkinder“ zurzeit in ORF III zu sehen ist.