Lebensgroße Wachsfigur einer Frau in goldenem Gewand in einer Vitrine

ORF/Bavaria Media/WDR

Knochen, Kleider, Kreuzessplitter

Um christliche Volksfrömmigkeit und das daraus resultierende Geschäft mit angeblichen Reliquien sind Thema der „kreuz und quer“-Dokumentation „Knochen, Kleider, Kreuzessplitter“. Danach: Diskussion zum Thema „Wer war Jesus von Nazareth?“

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 19. November 2013
um 22.30 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 20. November 2013
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 21. November 2013
um 11.50 Uhr, ORF 2
(nur „Das Geschäft mit den Reliquien“)

„kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – zeigt in Michael Langs Reportage „Knochen, Kleider, Kreuzsplitter“ am Dienstag, dem 15. April 2014, wie das Geschäft mit den Reliquien funktioniert.

Um 23.05 Uhr folgt eine „kreuz und quer“-Diskussion zum Thema „Wer war Jesus von Nazareth? Die Faszination eines Mannes und seiner Botschaft“: Eine Runde von renommierten Expertinnen und Experten diskutiert unter der Leitung von Michael Hofer darüber, was die Forschung heute von Jesus von Nazareth, seiner Botschaft und seinem öffentlichen Auftreten weiß.

„Knochen, Kleider, Kreuzsplitter: Das Geschäft mit den Reliquien“

Das Kreuz Christi muss besonders groß gewesen sein. Alle Kreuzsplitter zusammengenommen, die in Kirchen oder Privathäusern als Reliquie verehrt werden, ergeben nach Expertenschätzungen mehrere Hektar Wald. Gläubige und Sammler zahlen Höchstpreise für diese äußerst beliebte Reliquie. Aber auch Knochen, Innereien und Kleider von Heiligen werden schwunghaft gehandelt, vor allem über das Internet.

Die Nachfrage nach Reliquien ist im 21. Jahrhundert ungebrochen. Aber wer verehrt heute noch Reliquien? Michael Lang begibt sich in seinem Film auf Spurensuche: Wer sind die Käufer, wer die Verkäufer? Wie funktioniert das Geschäft mit den Reliquien?

Dabei trifft er junge Gläubige wie gewiefte Großhändler. Erhoffen sich die einen von den Reliquien Kraft im Alltag, erwerben die anderen selbst heute noch Reliquien legal von Kirchen oder Klöstern. Das internationale Geschäft mit den Reliquien hat inzwischen ein solches Ausmaß erreicht, dass die Präfektur der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechung im Vatikan Alarm schlägt.

Die Kirchenbehörde kritisiert den „gotteslästerlichen Handel“. Sie treibt die Angst, dass die Heiligen in die Hände satanischer Sekten fallen. Ihre Sorge vor sogenannten Teufelsanbetern ist nicht unbegründet, denn auch Antichristen suchen Reliquien – ebenso wie Gläubige, Händler und Mitarbeiter der Kirche.

Ein Film von Michael Lang

Michael Hofer

ORF/Hans Leitner

Michael Hofer

„Wer war Jesus von Nazareth? Die Faszination eines Mannes und seiner Botschaft“

Er trat auf wie ein Prophet, galt als Heiler, wurde von vielen als erhoffter Messias gesehen: Jesus von Nazareth. Dennoch wurde der jüdische Wanderrabbi von den Römern vor den Toren Jerusalems wie ein Verbrecher gekreuzigt. Unter seinen Zeitgenossen war er somit als Messias widerlegt. Jesus müsste – so gesehen – heute eine Fußnote in der Geschichtsschreibung sein.

Wie kommt es, dass der Wanderprediger aus Galiläa dennoch zum Begründer der größten Weltreligion wurde und nach 2.000 Jahren weltweit mehr als zwei Milliarden Anhänger hat? Die „kreuz und quer“-Diskussion geht zunächst der Frage nach, was aus den neutestamentlichen und den spärlichen außerbiblischen Quellen über Jesus historisch verlässlich geschlossen werden kann: Was gilt heute wissenschaftlich als gesichert, wo haben plausible Rückschlüsse zu einem Konsens in der Forschung geführt? Und was gibt weiterhin Rätsel auf?

Die Diskussion versucht zu klären, worin die Botschaft Jesu bestand, die er verkündete – und was es mit seinen „Wundern“, vor allem den Heilungen von Kranken, auf sich hat, die Jesus laut Evangelien gewirkt haben soll. Welchen Anspruch hat Jesus von Nazareth für sich selbst erhoben? Verstand er sich als Messias? Und woran entzündete sich der Konflikt mit jüdischen Autoritäten und den römischen Besatzern?

Es wird der Frage nachgegangen, ob Jesus – nach der Todesstrafe zu schließen – doch ein Aufrührer war, der mit messianischem Anspruch die römische Besatzung gewaltsam abschütteln wollte. Oder ob der verkannte Friedensprophet als unbequemer Querdenker, Kritiker oder religiöser Abweichler beseitigt wurde.

Zuletzt wird auch die Frage aufgeworfen, wie die neutestamentlichen Aussagen über die Auferstehung Jesu verstanden werden sollen. Schließlich galt ein Gekreuzigter nach damaligem jüdischem Verständnis als gescheitert und „von Gott verflucht“. Wie konnten die Jünger – allesamt Juden – nun einen Gekreuzigten als von den Toten Auferweckten und somit als Messias und Sohn Gottes verkünden? Und: War das Grab tatsächlich leer?

Mit Diskussionsleiter Michael Hofer diskutieren Thomas Söding, katholischer Theologe für Exegese des Neuen Testaments (Universität Bochum), Annette Merz, protestantische Theologin für das Neue Testament (Universitäten Utrecht und Tilburg), Susanne Plietzsch, Judaistin und Leiterin des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte (Universität Salzburg), sowie Bernhard Lang, Religionswissenschafter und Theologe für das Alte Testament (Universität Paderborn).