Historikerin Bethany Hughes mit roter Farbe im Gesicht vor einem Tempel in Indien

ORF/BBC/Timothy Knight

Göttliche Frauen: Als Gott ein Mädchen war

kreuz und quer präsentiert den ersten Teil der dreiteiligen Dokumentation „Göttliche Frauen“, in der die preisgekrönte Historikerin Bethany Hughes durch die Geschichte der Frau in den Religionen führt. Danach: „Verführt und erpresst“ - wie die reichste Frau Deutschlands von einer Sekte erpresst wurde.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 15. Juli 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholungen:

Mittwoch, 16. Juli 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

Donnerstag, 17. Juli 2014
11.50 Uhr, ORF 2 (nur „Göttliche Frauen - Als Gott ein Mädchen war“)

Christoph Riedl-Daser präsentiert „kreuz und quer“ am 15. Juli mit der Dokumentation „Göttliche Frauen: Als Gott ein Mädchen war“ und der wahren Geschichte der Erpressung einer Millionärsgattin, die im Auftrag eines selbst ernannten Sendboten Gottes „Verführt und erpresst“ worden ist.

„Als Gott ein Mädchen war“

Seit jeher haben Männer und Frauen das Bedürfnis verspürt, dem Diesseits und dem Jenseits einen Sinn zu geben. In der Beziehung zum Göttlichen haben Frauen immer schon eine zentrale Rolle gespielt – selbst in den patriarchal geprägten Religionen. Doch dieser Teil der Geschichte wurde im Laufe der Zeit oft zum Verschwinden gebracht – bis heute wird die zentrale Rolle von Frauen oft verschwiegen.

Welche Rolle spielten und spielen Frauen nun im Laufe der Geschichte in den verschiedenen Religionen? Welche Rolle spielten sie beim Entstehen sogenannter institutionalisierter Religionen? Dieser Frage geht die preisgekrönte Historikerin Bettany Hughes in dem Dreiteiler „Göttliche Frauen“ nach.

In der ersten Folge – „Als Gott ein Mädchen war“ blickt die Wissenschaftlerin zurück an den Beginn der Zeitrechnung. Bettany Hughes besucht eine Welt, in der – so der Glaube – Göttinnen Himmel und Erde regierten. Die Historikerin reist auf ihrer Spurensuche nach der verborgenen und oft kontroversen Geschichte der Frauen in den Religionen ans Mittelmeer in den Nahen Osten und ins moderne Indien.

Sie beginnt ihre Reise in der heutigen Türkei und besucht dort eine Tempelanlage, die rund 7.000 Jahre älter sein soll als Stonehenge und die Pyramiden und die als ältestes religiöses Bauwerk der Welt gilt. Hier, im so genannten Löwentempel, haben Archäologen in den 1990er Jahren eine weibliche Figur entdeckt, die einen faszinierenden Einblick in das religiöse Denken der Menschen von vor rund 12.000 Jahren liefern soll. Wissenschaftler/innen gehen davon aus, dass mit dieser Figur die Tradition von „Muttergottheiten“ begründet wurde. In den folgenden Jahrhunderten entstanden im Nahen Osten, in Kleinasien und Nordafrika zahlreiche Frauenfiguren. Viele von ihnen zeigen Göttinnen – viele von ihnen werden als Göttinnen verehrt.

Bettany Hughes reist weiter, blickt ins alte Rom und beleuchtet dort die Rolle der Sibylle, die als Prophetin in den Mythen Roms als Führerin der Unterwelt dient und der Stadt eine große Zukunft voraussagt. Und sie trifft auf den Kult der römischen Göttin „Magna Mater“, die der aus dem kleinasiatischen Phrygien stammenden Göttin Kybele entspricht.

Die Spurensuche nach dem Weiblichen in den Religionen führt die Wissenschaftlerin schließlich auf den indischen Kontinent. In der ersten Folge des Dreiteilers „Göttliche Frauen“ nimmt Bettany Hughes hier die Göttin Durga genauer unter die Lupe. Durga nimmt im Hinduismus, der vor mehr als dreieinhalbtausend Jahren entstanden ist, eine zentrale Stellung ein.

Zeitungsseite mit der Headline "Wo hat der Sex-Erpresser die Millionen gelassen?"

ORF/Firsthandfilms/Pret-A-Tourner Film

„Verführt und erpresst“

Ein Erpressungsfall vor dem Landesgericht München machte im März 2009 weltweit Schlagzeilen. Denn es ging um eine private Liebesaffäre, und das Opfer war die reichste Frau Deutschlands, die Milliardärin und BMW-Großaktionärin Susanne Klatten. Der Angeklagte war nicht prominent, ein Schweizer mit dem Namen Helg Sgarbi. Mit ihm hatte sie eine heimliche Liebesbeziehung gehabt, und er hatte dann für sein Schweigen über die pikante Geschichte 14 Millionen Euro von ihr verlangt.

Doch sie wollte sich nicht erpressen lassen und schaltete die Behörden ein. Bei der fingierten Geldübergabe ging Sgarbi der Polizei ins Netz – und mit ihm ein zweiter der Öffentlichkeit damals unbekannter Mann, der Italiener Ernani Barretta.

Die Schweizer Dokumentation „Verführt und erpresst“ von Aldo Gugolz beleuchtet die Beziehung zwischen diesen beiden Männern. Denn in der Schweiz hatte Ernani Barretta Verführung ganz anderer Art betrieben: Er hatte sich als Sendbote Gottes stilisiert, als „Maestro della vita“ – dazu berufen, die Liebe Christi neu und unmittelbar lebendig zu verbreiten, fernab der erstarrten Strukturen etablierter christlicher Kirchen.

Seine Botschaft schien endlich die langersehnte Antwort auf zentrale Fragen des Lebens zu geben, und es waren keineswegs nur leicht beeindruckbare junge Menschen auf Sinnsuche, die in ihm ihren neuen „Messias“ gefunden zu haben meinten. Seine Anhänger waren bereit, ihre Existenz in der Schweiz aufzugeben und ihrem Meister nach Italien zu folgen, sich selbst und ihr gesamtes Vermögen in seine Hände zu geben, um dieses vermeintliche Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen.

Der Journalist Romeo Regenass wurde Mitte der 1990er Jahre auf Ernani Barretta und seine „Jünger“ aufmerksam, als eine enttäuschte Anhängerin die Gruppe verlassen wollte und sich an die Zeitschrift wandte, für die er damals arbeitete.

Regenass begann zu recherchieren und förderte bald Fakten zutage, die ganz und gar nicht zu einer göttlichen Frohbotschaft passen wollten, sondern vielmehr ein Bild von Verführung, Manipulation und Ausbeutung ergaben – sehr zum Missfallen des selbst ernannten Heilsbringers Ernani Barretta und seines loyalen Anhängers Helg Sgarbi.

Die journalistische Detailarbeit führte schließlich auch zu einer Anklage von Ernani Barretta vor einem italienischen Gericht und bildet die Grundlage der Dokumentation „Verführt und erpresst“. Zu Wort kommen neben dem Journalisten Regenass und einer ehemaligen Barretta-Anhängerin auch Angehörige von Opfern dieser Machenschaften sowie Anwälte und ein Jugendfreund Ernani Barrettas.

Helg Sgarbi büßt seit 2009 wegen gewerbsmäßigen Betrugs und versuchter gewerbsmäßiger Erpressung eine sechsjährige Haftstrafe ab. Doch die Mühlen der Justiz haben sich auch seit Fertigstellung des Films weitergedreht. Im Juni 2012 wurde Ernani Barretta vor dem Gericht in Pescara wegen schweren Betrugs in erster Instanz zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.