Die "foodsaver" holen Übriggebliebenes aus dem Metropol ab. Die alltägliche Nahrungsmittelverschwendung hier und anderswo hat Vera Russwurm zur Idee dieser Dokumentation motiviert

ORF/Cinevision

Essen retten

Weltweit landet rund die Hälfte aller produzierten Nahrungsmittel im Müll. In einer Welt, in der zur gleichen Zeit fast eine Milliarde Menschen unter Hunger oder Mangelernährung leiden, stellt sich durch diesen verschwenderischen Umgang ein massives ethisches Problem.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 9. Dezember 2014
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 10. Dezember 2014
um 20.15 Uhr, ORF III

„kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – sucht in der von Christian Kugler nach einer Idee von Vera Russwurm realisierten HD-Dokumentation „Essen retten“ nach den Ursachen des globalen Problems und geht dabei von der täglichen Nahrungsmittelverschwendung in heimischen Haushalten und in der Gastronomie aus.

In der anschliessenden Doukmentation „Essen ohne Tiere“ geht es um vegetarische Ernährung. Laut Statistik Austria ernähren sich 1,4 Prozent der Männer und 3,9 Prozent der Frauen dauerhaft vegetarisch. Eine strenge vegane Diät, die auch auf tierische Produkte wie Milch oder Eier verzichtet, halten allerdings nur 0,2 Prozent ein. In „Essen ohne Tiere“ begleitet Bert Ehgartner das Leben von Menschen, die auf tierische Produkte verzichten und beschreibt das Phänomen des Vegetarismus aus philosophisch-religiöser, historischer und soziokultureller Sicht.

Essen retten

In entwickelten Ländern wie Österreich sind es jedoch vor allem Überproduktion und Verschwendung, die Berge von Nahrungsmüll erzeugen: In einer Welt, in der fast eine Milliarde Menschen von Hunger oder Mangelernährung betroffen ist, stellt sich somit auch ein massives ethisches Problem.

„kreuz und quer“ sucht in der Dokumentation „Essen retten“ nach den Ursachen des globalen Problems auf der lokalen Ebene – und geht dabei von der täglichen Nahrungsmittelverschwendung in heimischen Haushalten und in der Gastronomie aus. Ebenso zeigt die Doku mögliche Lösungen, um „Nahrungsmüll“ zu vermeiden.

Das Filmteam hat sich u.a. auf die Suche nach privaten Initiativen gemacht, die versuchen, die Menge an Lebensmittelabfällen zu reduzieren und das Bewusstsein für das Problem zu schärfen. So entstand etwa aus einer aktionistischen Bewegung namens „wastecooking“ vor kurzem ein kleines Unternehmen, das aussortiertes Gemüse verarbeitet und als Mittagsmenüs an Büros liefert – und das umweltschonend per Fahrrad. Der deutsche Filmemacher Valentin Thurn wiederum initiierte nach seiner Kino-Doku „Taste the Waste“ eine Basisbewegung namens „foodsharing“. Ehrenamtliche „foodsaver“ retten dabei Lebensmittel vor dem Müll und verteilen sie gratis in Form von virtuellen Essenskörben per Internet an Interessenten. Mittlerweile hat diese Bewegung auch Österreich erreicht.

Die Dokumentation zeigt aber auch Initiativen, die schon bei der Produktion und beim Einkauf ansetzen. So entstehen in Österreich immer mehr „foodcoops“: Die Mitglieder dieser Einkaufsgemeinschaften versuchen, ihre Lebensmittel abseits der Logik und Logistik der großen Handelsketten zu beschaffen, die den Markt in Österreich mittlerweile weitgehend beherrschen. Weil die „foodcoops“ direkt bei den Produzenten einkaufen, gelingt es diesen wiederum, von den Handelsketten und der von ihnen geförderten industriellen Agrarproduktion unabhängiger zu werden.

Genau das ist auch das Hauptziel einer anderen Entwicklung: Die CSA (community supported agriculture) oder „Solidarische Landwirtschaft“ ermöglicht es Bauern, ihre Produkte autonom zu erzeugen, indem sie sich nicht mehr den Mechanismen des industriellen Agrar-Marktes aussetzen müssen.

Die Dokumentation begleitet eine prominente Protagonistin bei ihrer Suche nach Auswegen aus der Nahrungsmittelverschwendung: Vera Russwurm, die einem breiten Publikum aus dem Bereichen Talk und Infotainment bekannt ist, besucht u.a. den Filmemacher Valentin Thurn in seiner Heimatstadt Köln, wo er gerade seinen neuen Film fertig gestellt hat, der im Herbst 2014 in die Kinos kommt. Thema: weltweite Produktion und Verteilung von Nahrung.

Regie: Christian Kugler
Redaktion: Christoph Guggenberger

Gibt es verantwortungsvollen Fleischkonsum?

Langbein & Partner 2011

Gibt es verantwortungsvollen Fleischkonsum?

Essen ohne Tiere

Für David Richter ist es klar, dass Tiere eine Seele haben und nicht getötet werden dürfen. Seit Jahren lebt er mit seiner Familie vegan – verzichtet also nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf tierische Produkte wie Eier oder Milch. „Töten ist töten – auch in einer artgerechten Tierhaltung!“

Für Monika Knotzer-Track, die eine Schar Hühner hält, „weil ich so gern backe und Eier brauche“, stellt sich das Problem, als die überzähligen Hähne zur Schlachtung anstehen. „Für mich war es klar, wenn ich es nicht schaffe, die Tiere zu töten, werde ich wieder Vegetarierin.“

Etwa die Hälfte der Bevölkerung gibt an, Mischkost mit wenig Fleisch zu essen. Als „vorwiegend vegetarisch“, mit individuellen Ausnahmen wie z.B. dem erlaubten Konsum von Fischen, oder dem Sonntag als einzigem Fleischtag in der Woche, bezeichnen neun Prozent der Bevölkerung ihren Ernährungsstil.

„Essen ohne Tiere“ beschreibt das Phänomen des Vegetarismus aus philosophisch-religiöser, historischer und soziokultureller Sicht, sowie die verschiedenen Ausformungen und Motive für vegetarische Ernährung. Als filmische Rahmenhandlung dient ein Abendessen des Kräuterpfarrers Benedikt Felsinger mit Anita Sahni, der Präsidentin der Hindu-Mandir Gesellschaft, der größten hinduistischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

Die verschiedenen Speisen bieten Gesprächsstoff für religiös motivierte Ernährungs-Gebote. Etwa die Einstufung von Fisch als Fastenspeise, die nicht dem Fleisch-Verbot unterliegt, so als wäre es „Wassergemüse“. Im Hinduismus, einer der wenigen Religionen, die weitgehend strengen Vegetarismus praktiziert, gilt Fleischnahrung als Hindernis auf dem Weg zum Nirvana.

Gestaltung: Bert Ehgartner
Redaktion: Christoph Guggenberger