Der Sex, der Tod und die Götter

ORF/TVF

„Der Sex, der Tod und die Götter“

Devadasis“ – „Dienerinnen Gottes“ – werden indische Frauen genannt, die bereits in sehr jungen Jahren der Hindu-Göttin Yellamma geweiht und symbolisch mit ihr verheiratet werden.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 02. Februar 2016
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 03. Februar 2016
um 20.15 Uhr, ORF III

Eine Ehe mit einem Mann aus Fleisch und Blut dürfen diese Frauen nicht mehr eingehen. Früher waren Devadasis hochangesehene Tempeltänzerinnen, die bei Hindu-Festen ihre Künste darboten. Heute ist ihre religiöse Bedeutung nur mehr nebensächlich, das System der Devadasis ist zu einer üblen Form von Zwangsprostitution verkommen.

Eine Praxis, die zwar in Indien mittlerweile gesetzlich verboten, aber im Verborgenen noch immer anzutreffen ist. Die britische Dokumentarfilmerin Beeban Kidron hat für ihre Dokumentation „Der Sex, der Tod und die Götter“ Devadasis getroffen.

Um 23.25 Uhr erzählt der Dokumentarfilm „Joana und die Mächte der Finsternis“ von Andrea Morgenthaler die Geschichte der jungen Joana und begleitet sie in das okkulte Afrika, in dem heute Hexenwahn und Voodoo-Religion mit Elementen des christlichen Glaubens verschmelzen.

„Der Sex, der Tod und die Götter“

Meist entstammen die Devadasis der untersten sozialen Schicht Indiens, der Gruppe der Dalits, die früher auch als Unberührbare geächtet wurden. Dass sie von ihren Müttern und Großmüttern der Göttin Yellamma geweiht werden, hat mit der schlechten wirtschaftlichen Situation der Dalit-Familien zu tun. Denn durch die Zwangsprostitution tragen die Devadasis wesentlich dazu bei, die Großfamilie zu erhalten. Doch nicht alle Devadasis sind unglücklich mit ihrem Schicksal. Manche sehen es sogar als Vorteil, sich nicht einem Ehemann unterordnen zu müssen, der in der häufig frauenfeindlichen indischen Gesellschaft die Position des dominanten Beherrschers – oft sogar Unterdrückers – einnimmt.

Die Dokumentation geht auch ausführlich auf die historischen Wurzeln des Devadasi-Systems ein. Denn in der vorkolonialistischen Zeit waren Devadasis hochangesehene Frauen, die im Schutz des Tempels lebten und sich dem Tanz und den schönen Künsten widmen konnten. Da sie zur Ehelosigkeit verpflichtet waren, dienten sie oft den Tempelpriestern, hochrangigen Beamten oder den lokalen Fürsten als Nobel-Konkubinen, verwöhnt und reich mit Schmuck und kostbaren Juwelen beschenkt. Die Tempeltänzerinnen durften über eigene Besitztümer verfügen und konnten ihr Hab und Gut an ihre weiblichen Nachkommen weitervererben.

Als Indien dem Britischen Empire als Kronkolonie einverleibt wurde, gelangte das System der Devadasis in Verruf. Nach und nach verloren die Frauen ihren hohen gesellschaftlichen Stellenwert, später wurde dieses System per Gesetz verboten. Übrig geblieben ist eine Form von Prostitution im Namen der Göttin Yellamma – aus wirtschaftlicher Not.

Ein Film von Beeban Kidron

„Joana und die Mächte der Finsternis“

ORF/Telepool/BR/Jan Kerhart

„Joana und die Mächte der Finsternis“

Wer Hexenverfolgung für ein Phänomen der europäischen Geschichte hält, der irrt. Mindestens 100.000 Frauen und Kinder wurden seit 1960 in Afrika wegen Hexerei getötet. Hexen, so der afrikanische Glaube, sind schuld an Krankheiten, persönlichem Unglück, Aids, Epidemien und ökonomischem Misserfolg. Joana ist fast noch ein Kind, als ihr Martyrium beginnt. Gemeinsam mit ihren drei Geschwistern und den Eltern lebt sie in Benin-City, Nigeria. Die Familie gehört zur Mittelschicht des Landes, man ist wohlhabend und gebildet. Joana fühlt sich sicher – bis ihr Vater glaubt, dass sie Schuld an seinen schlecht laufenden Geschäften sei.

Joana muss sich einem bizarren und bedrohlichen Ritual unterziehen, um das Negative auszutreiben. Sie überlebt und kann nach Österreich fliehen. Mit 21 lernt Joana Toni kennen, einen jungen Nigerianer, der in Wien angeblich mit einem Reisebüro viel Geld verdient. Die beiden heiraten gemäß afrikanischer Tradition in Nigeria, aber wenig später verlangt auch er von Joana ein reinigendes Hexenritual. Während der okkulten Zeremonie werden ihr immer wieder mit Drogen gemischte Getränke eingeflößt, die ihr Bewusstsein lähmen. Wieder nach Wien zurückgekehrt, stellt Joana fest, dass Toni kein Reisebüro betreibt, sondern afrikanische Mädchen auf den Strich schickt. Sie zeigt ihn an, verlässt ihn und beginnt ein neues Leben. Sie schreibt sich ihre Geschichte von der Seele. Heute kämpft sie in ihrem Verein EXIT für die Rechte afrikanischer Frauen in Europa und Afrika.

Ein Film von Andrea Morgenthaler