Joanna Lumley in Jebel Shams, Oman

ORF/BBC/Jane Glasson

Sintflut und Höllenfeuer

In vielen Religionen werden Flutgeschichten überliefert. Schauspielerin und Ex-Bond-Girl Joanna Lumley folgt in der Dokumentation „Auf den Spuren der Arche Noah“ der biblischen Erzählung. In einem zweiten Beitrag begiebt sich „kreuz und quer“ auf die Fährte des Teufels. Der Film führt in eine Zeit, in der tiefer Glaube die Menschen beseelte.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 22. Februar 2016
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 23. Februar 2016
um 20.15 Uhr, ORF III

Auf den Spuren der Arche Noah?

Die Sintflut und die Arche, in der Noah mit seiner Familie und Tieren aller Art vor der globalen Katastrophe bewahrt wurde, beflügeln seit Jahrtausenden die Phantasie – bis heute. Zurzeit etwa läuft in den Kinos Darren Aronofskys Filmdrama „Noah“, das die biblische Erzählung aus dem Buch Genesis in spektakulären Bildern nachzeichnen will.

In vielen Religionen wird die Geschichte einer großen Flut überliefert – nicht nur im Judentum, im Christentum und im Islam. Ob in dieser Erzähltradition Erinnerungen an historische Ereignisse bewahrt wurden, ist höchst umstritten. Dennoch machen sich bis heute Abenteurer ebenso wie Forscher auf die Suche nach den Überresten der Arche.

In der BBC-Dokumentation „Auf den Spuren der Arche Noah“ folgt die britische Schauspielerin und Ex-Bond-Girl Joanna Lumley der biblischen Erzählung in mehrere Regionen – von der Türkei über das Zweistromland bis nach Indien. Im Gespräch mit Wissenschaftlern und Menschen unterschiedlicher Glaubenstraditionen sucht Lumley nach sichtbaren Spuren dieser Erzählung.

Wrack der Arche auf dem Berg Ararat?

„Am siebzehnten Tag des siebten Monats setzte die Arche im Gebirge Ararat auf“, heißt es im biblischen Buch Genesis, Kapitel 8, Vers 4. Joanna Lumley folgt diesem Hinweis – und reist in den Osten der heutigen Türkei. Dort, auf dem Ararat, dem Pilgerziel von Gläubigen und Abenteurern, stößt sie auf eine auffällige, 133 Meter lange Steinformation, die bei gutwilliger Betrachtung den Umriss eines Schiffes erkennen lässt. Strandete hier die Arche Noah? Der renommierte Geologe Murat Avci erklärt, was es mit dieser „Ararat-Anomalie“ auf sich hat.

Indische Sintflut-Traditionen im Hinduismus

Nicht nur im Judentum und im Christentum findet man die Geschichte Noahs. Auch der Koran kennt den Propheten Noah. In dem heiligen Buch des Islams findet die Reise Noahs aber am Berg Judi, 560 Kilometer weiter südlich, ihr Ende. Zwar gibt es ein paar Abweichungen zur biblischen Version, doch handelt es sich offensichtlich um dieselbe Erzähltradition. Der Zusammenhang, der bei den drei abrahamitischen Religionen geschichtlich gut erklärt werden kann, ist bei hinduistischen Traditionen aber doch erstaunlich: Denn auch dort gibt es Überlieferungen über eine Sintflut. Könnte sie in Verbindung mit den Geschichten in der Bibel und im Koran stehen? Diese Frage führt Joanna Lumley weiter nach Indien.

Tafel 11 des Gilgamesch-Epos

Die ältesten Überlieferungen einer Sintflut findet man jedoch in sumerisch-akkadischen Texten, also mesopotamischen Traditionen, deren Entstehung bis 2500 vor Christus oder noch weiter zurückgehen könnte und die ihren wohl berühmtesten Niederschlag im Gilgamesch-Epos gefunden haben. Lumley pilgert ins British Museum, wo die „Tafel 11“ dieses Keilschrifttextes mit der Fluterzählung aufbewahrt wird.

Indien, Mesopotamien, Oman

Aber wie soll man sich eine solche Sintflut vorstellen, falls sie einen historischen Hintergrund hat? Mesopotamien, die Region rund um die Flüsse Euphrat und Tigris, der Ort, an dem viele die historische Stätte der Sintflut sehen, soll Aufschluss geben. Die Region zählt neben dem Indus-Tal zu einem der wichtigsten kulturellen Entwicklungszentren des Alten Orients. Vor 5000 Jahren herrschte reger Handel zwischen diesen beiden Regionen – zumeist über Seehandelswege. War die Geschichte über die große Sintflut ein blinder Passagier auf diesen Schiffen? Wie sahen Schiffe zu jener Zeit überhaupt aus? Wie realistisch sind heutige Abbildungen der Arche? Und was bleibt, unbeachtet der Frage nach der möglichen Faktizität einer frühen Flutkatastrophe, als ethische Botschaft der bis heute faszinierenden Sintflutgeschichte? Im Oman, in der Stadt Maskat, findet Joanna Lumley Antworten auf diese Fragen.

Gestaltung: Matt Bennett
ORF-Redaktion: Christoph Guggenberger
Deutsche Bearbeitung: Ursula Unterberger

Himmel, Hölle, Fegefeuer - Dem Teufel auf der Spur

„Seid nüchtern und wachsam! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann.“ Mahnungen wie diese aus dem neutestamentlichen Petrusbrief hatten Jahrhunderte lang ihre Wirkung.

Besonders die Welt des Mittelalters war erfüllt von Teufeln und Dämonen, die den Menschen schon auf Erden das Leben zur Hölle machten. Doch die größten Ängste der Menschen damals richteten sich auf das Jenseits. Heilsvermittelnden Beistand versprach die Kirche – die zugleich die Hölle in den schwärzesten Farben zeichnete, um mit dieser Pädagogik der Abschreckung zu einem rechtschaffenen Leben anzuhalten.

Die Hölle kein Hirngespinst?

Die Dokumentation auf den Spuren des Teufels geht zurück in eine Zeit, in der tiefer Glaube die Menschen beseelte. Für sie war die Hölle kein Hirngespinst, keine bloße Horrorvorstellung. Die Hölle war real. Von den mittelalterlichen Meistern gemalte Höllenszenarien entsprachen genau dem Denken der Zeit.

So empfand man auch die Bilder und Metaphern für die mögliche endgültige Verlorenheit des Menschen in der „Hölle“ als reale Abbilder dieser drohenden Wirklichkeit: Mittelalterliche Gelehrte suchten nach dem Einschlagkrater, den Luzifer, der Höllenfürst, bei seinem Sturz aus dem Himmel hinterlassen hat. Tief im Innersten der Erde verborgen, unter Feuer speienden Vulkanen, wurde das Territorium des Teufels lokalisiert – und sein Umfang auf den Meter genau berechnet. Bis in die grausigen Details meinte man beschreiben zu können, was die Sünder und Ungläubigen dort nach dem Tod erwarten würde.

Himmel, Hölle, Fegefeuer erzählt, wie aus dem düsteren Jenseits der Antike, wie es schon Römer und Griechen kannten, der „feurige Pfuhl“ der Christen wurde. Auch Martin Luther – dessen Wurf mit dem Tintenfass nach dem Teufel zur Legende wurde – fühlte sich schon von Kindestagen an von bösen Geistern und Dämonen verfolgt. Vor diesem Hintergrund war Luthers existentielle Entdeckung des „gnädigen Gottes“ ein spiritueller Durchbruch mit historischen Folgen.

Ein Film von Daniel Sich