Käthe Leichter

ORF/Dor Film/© Familienarchiv Franz und Kathy Leichter

Käthe-Leichter-Porträt und „Tag der Pflicht“

„kreuz und quer“ steht am Weltfrauentag mit Helene Maimanns Käthe-Leichter-Porträt und Firouzeh Khosrovanis Film „Tag der Pflicht“ ganz im Zeichen der Frauen.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 8. März 2016
um 22.35 Uhr, ORF 2

Wiederholung:

Mittwoch, 9. März 2016
um 20.15 Uhr, ORF III

„kreuz und quer“ – präsentiert von Doris Appel – steht ganz im Zeichen des Weltfrauentags: Zunächst zeichnet Helene Maimanns filmisches Porträt „Käthe Leichter – Eine Frau wie diese“ ein Bild der Wissenschafterin, Politikerin und Frauenrechtlerin.

Neben Käthe Leichters Sohn Franz Leichter, dem späteren langjährigen State Senator von New York, erzählen die Historikerinnen Jill Lewis, Gabriella Hauch, Veronika Duma, Linda Erker, Elisabeth Klamper und Sabine Plakolm sowie der Soziologe Christan Fleck aus dem Leben einer der großen Pionierinnen Österreichs.

Der Film entstand als Koproduktion von ORF und Dor Film in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer Wien, gefördert von Fernsehfonds Austria und Filmfonds Wien.

Um 23.25 Uhr gewährt die preisgekrönte Dokumentation „Tag der Pflicht“ von Firouzeh Khosrovani seltene Einblicke in die Lebensrealität junger Frauen im Iran.

„Käthe Leichter – Eine Frau wie diese“

Als Käthe Leichter 1925 das Frauenreferat der Wiener Arbeiterkammer übernimmt, macht sie daraus das weltweit erste Zentrum der Frauenforschung. Als Sozialwissenschafterin vollzieht sie anhand von Interviews und Massenumfragen überdies einen Perspektivenwechsel: Sie spricht selbst mit den Frauen und bezieht sie in ihre Untersuchungen ein.

Käthe Leichter war die erste Sozialwissenschaftlerin weltweit, die bereits in den 1920er Jahren anhand geführter Interviews und Umfragen sowie statistischer Auswertungen über das Leben arbeitender Frauen die moderne Frauenbewegung begründet hat.

Und nicht nur das: Sie hat sie entlang von modernen Bildstatistiken veröffentlicht und 1930 den ersten Film über das Alltagsleben von arbeitenden Frauen initiiert. Käthe Leichter war bereits als Studentin in Wien und Heidelberg und später als Sozialwissenschafterin und Frauenpolitikerin hoch aktiv:

Sie war Teil des reformerischen Wien der 1920er Jahre. Leichter war ihrer Zeit voraus: eine Intellektuelle, die eine ebenso passionierte Politikerin gewesen ist.

1895 geboren als Tochter einer großbürgerlichen jüdischen Familie, rebelliert Marianne Katharina Pick schon früh gegen die Konventionen der Zeit: Sie schließt sich der bürgerlichen Jugendbewegung an und studiert als eine der ersten Frauen Staatswissenschaften und Nationalökonomie.

Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegsrevolutionen radikalisieren die junge Wissenschafterin. Käthe Leichter engagiert sich mit Herz und Seele für die Arbeiterbewegung. Sie glaubt fest an den Sozialismus und daran, die Befreiung des Menschen und damit auch die der Frauen selbst noch erleben zu können.

Mit ihren umfangreichen Untersuchungen über das Leben von arbeitenden Frauen versucht Käthe Leichter, die Frauen zu ermutigen, um ihre Gleichstellung in Beruf und Familie zu kämpfen. Bis zuletzt gibt sie die Hoffnung auf den Sieg ihrer Überzeugungen nicht auf.

Ab 1925 leitet Leichter das von ihr gegründete Frauenreferat der Wiener Arbeiterkammer. Nach dem Bürgerkrieg vom Februar 1934 geht sie mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Otto Leichter, und den beiden Söhnen ins Schweizer Exil, um wenig später zurückzukehren und eine führende Rolle im Widerstand gegen den autoritären Ständestaat einzunehmen.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 verkennt Käthe Leichter ihre gefährliche Lage als jüdische Frau, widerständige Sozialdemokratin und Intellektuelle und bleibt, um legal auszuwandern.

Ende Mai 1938 verhaftet sie die Gestapo. Nach eineinhalb Jahren Haft wird sie zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt und danach sofort wieder der Gestapo übergeben. In dieser Zeit schreibt sie ihre „Kindheitserinnerungen“, ein bewegendes Zeugnis über die untergegangene Welt des Wiener jüdischen Bürgertums, gewidmet ihren beiden Söhnen Heinz und Franz, die wie ihr Vater das rettende Ausland erreichen konnten.

Internationale Interventionen und Visa, die auf dem britischen und amerikanischen Konsulat auf sie warten, nützen nichts: Sie wird Ende 1939 in das KZ Ravensbrück deportiert und im März 1942 ermordet.

Ein Film von Helene Maimann

Tag der Pflicht

ORF/Taskovski Films

„Tag der Pflicht“

In einer Halle drängen sich iranische Schulmädchen, die violette Gewänder tragen und ihr Haar unter weißen Hidschabs verbergen. Im Alter von neun Jahren hätten sie nun das „Alter der Pflicht“ erreicht; dies, so schärft es ihnen der schiitische Imam ein, sei die Zeit, in der die Pubertät beginne – und diese sei verbunden mit religiösen Regeln.

Ihre sorglosen Tage seien nun vorbei. Von nun an werde sie der Engel an ihrer rechten Schulter und der Teufel an ihrer linken beobachten, um das Gute wie das Schlechte zu wägen. Der Imam fordert die Mädchen auf, pflichtbewusst zu wiederholen, wann sie den Hidschab zu tragen haben und wann nicht. Unter lautem Jubel der Kinder wird ein Stück einer Torte in der Form der Kaaba, des zentralen Heiligtums in Mekka, angeschnitten.

Die Szenen dieser Feier wurden 2005 aufgenommen. Acht Jahre später trifft Filmemacherin Firouzeh Khosrovani zwei der Kinder, die sie damals gefilmt hatte: die Cousinen Melika und Maryam, die auch beste Freundinnen waren.

Wie ist es ihnen seither ergangen? Die beiden Frauen erzählen über ihre Vergangenheit und ihre aktuelle Situation – und wie sie ihre Zukunft sehen. Maryam trägt ihren Hidschab mit voller Überzeugung und teilt auch ihre existentiellen Zweifel im Gebet mit Gott.

Melika hingegen träumt von ihrer Karriere als Schauspielerin, lackiert ihre Fingernägel und postet „Selfies“ auf Instagram.

Ein Film von Firouzeh Khosrovani