„Gebet der Solidarität“ mit Flüchtlingen
Ab 18.00 Uhr werden sich in zahlreichen Kirchen und Pfarrgemeinden Gläubige zum Gebet versammeln. Hintergrund ist laut Schaffelhofer die Situation in der Wiener Votivkirche, wo Flüchtlinge seit dem 18. Dezember auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam machen. Die KAÖ bitte angesichts der „betroffen machenden Lebensgeschichten“ der Flüchtlinge um ein „Zeichen der Mitmenschlichkeit und der Solidarität“ mit allen Menschen auf der Flucht - in Österreich und weltweit.
Kathbild/ Franz Joasef Rupprecht
Unterstützt wird diese Initiative von der Caritas, der evangelischen Diakonie, den Ordensgemeinschaften Österreich, der Katholischen Jugend, der „youngCaritas“, der Wochenzeitung „Die Furche“ sowie etlichen weiteren Organisationen und Gruppen.
Küberl: „Dreiklang der Hilfe“
Caritas-Präsident Franz Küberl sagte in der Aussendung, dass das Engagement der Caritas ein „Dreiklang der Hilfe“ sein solle, bestehend aus konkreter Unterstützung in Akutsituationen wie jetzt in der Votivkirche, aus Einwirken auf die Politik zugunsten entsprechender Rahmenbedingungen sowie aus Spiritualität: „Nicht zuletzt braucht es neben allem Tun auch immer das Gebet“, so Küberl. Deshalb unterstütze er die Initiative der Katholischen Aktion und freue sich, „wenn möglichst viele Menschen ein Zeichen setzen“.
„Wir helfen immer konkret und klar an vielen Orten in Österreich, in der Votivkirche macht das die Caritas Wien seit Wochen in beeindruckender Art und Weise. Wir müssen aber auch auf die Politik einwirken, damit sich die Strukturen für Menschen auf der Flucht verändern und verbessern. Das ist sicherlich die schwierigste Baustelle auf dem Weg zu mehr Menschlichkeit“, so Küberl.
Flüchtlinge kommen zu Wort
In der Wiener Ruprechtskirche werden ab 18.00 Uhr auch Flüchtlinge aus der Votivkirche zu Wort kommen und über ihre Situation berichten. Sein Kommen zugesagt hat Amnesty-International-Generalsekretär Heinz Patzelt: „Es ist mir wichtig, auch in dieser Form ein Zeichen der Solidarität und Verbundenheit zu setzen.“
In der Linzer Ursulinenkirche veranstaltet die Katholische Aktion Oberösterreich am Montag um 18.00 Uhr ein „Politisches Nachtgebet“. „Mäßigung und Vernunft auf beiden Seiten“ sei für die Beilegung des Konflikts rund um die Votivkirche nötig, so der Appell der KA Oberösterreich. In christlicher Solidarität wolle man „an jene Menschen denken, die sich in echter Not und Gefahr befinden“, so der Präsident der KA Oberösterreich, Bert Brandstetter. In welcher Form das „Gebet der Solidarität“ stattfindet, entscheide jede Pfarrgemeinde für sich, sagte Gerda Schaffelhofer.
dapd/Ronald Zak
Schreiben des BMI an Asylwerber
Das Innenministerium hat den Asylwerbern in der Votivkirche in einem Schreiben nun noch einmal nahegelegt, das Sakralgebäude zu verlassen und stattdessen in ein betreutes Quartier zu übersiedeln. Einerseits verweist das Ministerium darauf, dass die Flüchtlinge an ihren Verfahren mitwirken sollten, andererseits macht es sie auf gesundheitliche Risiken aufmerksam, die sich durch die Aktion in der Kirche ergeben: „Mangelnde Nahrungsaufnahme und Ihr Aufenthalt in der kalten Kirche gefährden Ihre Gesundheit“, schreibt das Innenministerium in dem auf deutsch, englisch und paschtu verfassten Brief, der der APA vorliegt.
Das Schreiben wurde nach BMI-Angaben auf Ersuchen der Caritas verfasst und soll klarstellen, dass es keine Verhandlungen des Ministeriums mit den Flüchtlingen geben wird. Stattdessen wird darauf hingewiesen, dass die Flüchtlinge wichtige Fristen für ihr Asyl- und Fremdenpolizeiverfahren versäumen, wodurch sich „Nachteile für Ihr Verfahren ergeben“.
Um den Verfahrensstand im Asyl- und Fremdenpolizeiverfahren abklären zu können, sei die persönliche Mitwirkung an allen Verfahren und Verfahrensschritten unbedingt erforderlich, heißt es in dem Papier. Dabei bestehe die Möglichkeit, dass bei der jeweils zuständigen Behörde jedem einzelnen das weitere Verfahren erläutert und einzeln eine Abklärung der rechtlichen Situation durchgeführt werde.
Hungerstreik ausgesetzt
Die Flüchtlinge in der Votivkirche hatten am Dienstagabend nach 31 Tagen ihren Hungerstreik ausgesetzt. Der Protest und die Forderungen blieben aber aufrecht, sagten Vertreter der Flüchtlinge bei einer Pressekonferenz in der Kirche am Mittwoch.
„Die Unterbrechung ist ein Kompromissangebot von uns“, so die Flüchtlinge in einer Aussendung vom Mittwoch. Bis zum ersten Februar habe die Politik Zeit, sich neue Lösungen zu überlegen. Sollte bis dahin kein Verhandlungsangebot kommen, dann könnte der Hungerstreik wieder aufgenommen werden, sagte eine Sprecherin der Flüchtlinge.
religion.ORF.at/KAP/APA
Links:
- Flüchtlinge beenden Hungerstreik, aber nicht Protest (religion.ORF.at; 23.1.2013)
- Schönborn verteidigt Vorgehen in der Votivkirche (religion.ORF.at; 18.1.2013)