Vatikan verhaftet Ex-Nuntius
Erzbischof Josef Wesolowski soll der Prozess gemacht werden, wie der Vatikan am Dienstag mitteilte. Wesolowski ist der erste hochrangige Kirchenvertreter, der sich wegen Missbrauchsvorwürfen in einem Strafverfahren vor einem vatikanischen Gericht verantworten muss. Diese restriktive Maßnahme sei angesichts der Schwere der Wesolowski zur Last gelegten Vergehen angeordnet worden, teilte der Vatikan am Dienstagabend mit.
Der Staatsanwalt folge damit dem ausdrücklichen Willen von Papst Franziskus, einen derart schwerwiegenden Fall ohne Verzögerungen und mit der notwendigen Strenge zu verfolgen, so der Leiter des vatikanischen Presseamtes Federico Lombardi.
Reuters/Luis Gomez/Diario Libre
Vorwurf: Missbrauch von sieben Kindern
Wesolowski, der mehr als fünf Jahre lang der ständige Vertreter des Vatikans in Santo Domingo war, wurde von der vatikanischen Glaubenskongregation nach einem kirchenrechtlichen Prozess bereits im Juni aus dem Priesterstand entlassen. Wesolowski legte Berufung gegen die Entscheidung ein. Dem Erzbischof wird zur Last gelegt, sieben Kinder in kirchlichen Einrichtungen der Dominikanischen Republik sexuell missbraucht zu haben. Laut Berichten örtlicher Medien soll der Diplomat käuflichen Sex mit Buben gehabt haben.
Der Vatikan hatte ein Auslieferung an die polnische Justiz abgelehnt, die ebenfalls Ermittlungen eingeleitet hatte. Wesolowski muss sich vor dem Gericht des Vatikanstaats in erster Instanz verantworten. Dem Polen drohen voraussichtlich sieben Jahre Gefängnis, wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwoch mitteilte. Den Prozessbeginn stellte Lombardi für Ende des Jahres oder Anfang des kommenden Jahres in Aussicht.
Hunderte Priester ihrer Ämter enthoben
Papst Franziskus hatte ein entschiedenes Vorgehen der Kirche gegen Verantwortliche sexueller Übergriffe auf Minderjährige versprochen. Die Missbrauchsfälle der vergangenen Jahre haben die katholische Kirche heftig erschüttert und ihrem Ansehen massiv geschadet. Schon unter Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. waren hunderte Geistliche deswegen ihrer Priesterämter enthoben worden. Der katholischen Kirche wurde jedoch wiederholt vorgeworfen, Kindesmissbrauch nicht ausreichend zu bekämpfen und die Täter nicht strafrechtlich zu verfolgen.
Franziskus hatte Anfang Juli erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche getroffen und sie dabei um Vergebung „für diese Sünden und schweren Verbrechen“ gebeten. Benedikt XVI. hatte sich insgesamt fünfmal mit Menschen getroffen, die in katholischen Kirchen und Einrichtungen sexuell missbraucht worden waren.
religion.ORF.at/APA/DPA/SDA/KAP/AFP
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