Amazonien-Synode im Vatikan beginnt

Die Synode vom 6. bis 27. Oktober steht unter dem Motto „Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“. Der Generalsuperior der Steyler Missionare, Paulus Budi Kleden, macht „drei brennende Fragen“ aus.

Für die Amazonien-Synode sieht Kleden den Umgang mit ethnischen Minderheiten und deren Lebensraum, mit dem Erbe des Kolonialismus sowie die kirchlichen Dienste als zentral an. Ein Weitermachen wie bisher nach europäischem Muster sei vielerorts unmöglich, hätten ihm Besuche in Brasilien gezeigt, so Kleden am Mittwoch in einem Wiener Pressegespräch anlässlich des am Dienstag begonnenen „Außerordentlichen Monats der Weltmission“, in den auch die Amazonien-Synode fällt.

Der Steyler Missionar ist gebürtiger Indonesier, studierte und arbeitete in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Seit sechs Jahren ist er im Generalrat des Ordens und hat in dieser Zeit viele Provinzen des Ordens weltweit besucht.

Pater Paulus Budi Kleden, Generalprior der Steyler-Missionare

Monika Slouk

Pater Paulus Budi Kleden war diese Woche zu Besuch in Wien

Probleme nicht nur in Amazonien

Die Kirche in Europa wie auch weltweit müsse „missionarischer“ werden - was ein Sich-Zurücknehmen und verstärktes Hinhören auf Probleme der Menschen miteinschließe, sagte der 53-Jährige. Die Probleme der Kirche im Amazonas-Gebiet seien jedoch nicht auf Südamerika beschränkt: Auch anderorts wie etwa in West-Papua sei die Praxis des Landraubs an Indigenen für die Schaffung von Palmölplantagen durch Großkonzerne weit verbreitet.

Auch hier gebe es Pfarren mit bis zu 40 Außenstationen, die von den Priestern nur einmal jährlich per Flugzeug angesteuert werden. „In einigen Ortskirchen erlaubt die Realität kein gesundes Wachstum der Gemeinden, da man von geweihten Christen abhängig ist“, mahnte der aus Indonesien stammende Ordensobere. Es gelte Rücksicht zu nehmen auf die Not, in der sich viele Gemeinden befänden, sagte Kleden. Ob die Priesterweihe bewährter Männer („Viri probati“) eine Lösung sein könnte, lässt Kleden offen.

Die Debatte über „Viri probati“ laufe auch in Südostasien seit bereits über zwei Jahrzehnten intensiv. Dramatische Änderungen erwarte er hierzu von der Synode dennoch nicht: „Solche Lösungen brauchen Zeit. Es ist schon viel erreicht, wenn über das Thema gesprochen wird.“

Der brasilianische Kardinal Claudio Hummes betonte in einer Pressekonferenz bei der Vorstellung der Einzelheiten zur Synode, man müsse „neue Wege“ für einen Zugang der oft entlegenen Gemeinden zu Eucharistiefeiern suchen. Mit Blick auf mögliche Ausnahmen von der Zölibatsverpflichtung für Priester sagte Synoden-Generalsekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri, die Synodenväter könnten „frei diskutieren und Vorschläge machen“.

Papst: „Sozio-ökologische Krise“

Thematisch habe die Synode einen zweifachen Brennpunkt, so Baldisseri bei der Vatikan-Pressekonfernz. Es gehe um die „Verkündigung des Heils in Jesus Christus“, aber auch um Ökologie „angesichts der Bedeutung des Amazonasgebiets für den ganzen Planeten“. Ähnlich erinnerte Kardinal Hummes, der als sogenannter Generalrelator eine zentrale Moderatorenrolle bei der Synode spielt, an eine Aussage der Papst-Enzyklika „Laudato si“ (2015), es gebe „nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise“.

Schweizergardisten vor einem Gebäude am Petersplatz

APA/AFP/Andreas Solaro

Im Vatikan beginnt am Sonntag eine dreiwöchige Synode zu den Problemen im Amazonas-Gebiet

Stimmberechtigt sind nur Männer

Das Programm der Synode sieht vor, dass Baldisseri als Generalsekretär in einem Eröffnungsvortrag den Ablauf erläutert und Generalrelator Hummes in die Thematik einführt. Wortbeiträge der Teilnehmer sind auf vier Minuten begrenzt. Jeweils zum Abschluss der Plenarversammlungen ist eine freie Diskussion möglich.

Anhand der Ergebnisse aus kleineren Beratungsrunden und der Beiträge im Plenum erarbeiten der Generalrelator und die Sondersekretäre der Synode einen Entwurf für ein Schlussdokument, der in der Versammlung diskutiert und zur Abstimmung gebracht wird. Stimmberechtigt sind 185 Synodenmitglieder, teilnehmen werden insgesamt 283 Bischöfe, Sachverständige, Sondergesandte und Beobachter. Frauen sind nicht stimmberechtigt - mehr dazu in Frauen bei Amazonien-Synode nicht stimmberechtigt.

Weltregionen mit ähnlichen Problemen

Eingeladen seien alle Ordinarien und Weihbischöfe des Amazonasgebiets. Damit handle es sich „nicht um eine Teilrepräsentanz der Bischöfe“. Von den 113 Synodenvätern aus den betreffenden Kirchenbezirken in neun Ländern stammen allein 57 aus Brasilien. Papst Franziskus berief darüber hinaus persönlich 33 weitere Mitglieder vor allem aus Weltregionen mit ähnlichen Problemlagen, etwa dem Kongobecken.

Die Gruppe von Sondergästen, die aufgrund ihrer wissenschaftlichen Kompetenz oder als Vertreter einschlägiger Institutionen ausgewählt wurden, ist laut Baldisseri mit zwölf Teilnehmern größer als bei jeder Sondersynode zuvor. Hinzu kommen sechs ökumenische Beobachter, 25 Experten und 55 sogenannte Hörer. 17 der Teilnehmer sind Indigene. Die Zahl der Frauen beträgt 35; von diesen sind 20 Ordensfrauen.

religion.ORF.at/KAP

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