Der dänische TV-Moderator Abdel Aziz Mahomoud ist Muslim und homosexuell

ORF/Dänisches Fernsehen

Mein Outing und Die unheilige Familie

Abdel Aziz Mahmoud ist dänischer Fernsehmoderator mit arabischen Wurzeln, der sich als gläubiger liberaler Muslim bezeichnet. Und er ist homosexuell.

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ORF

Sendungshinweis

Dienstag, 29. Jänner 2019
um 22.30 Uhr, ORF 2

Homosexualität gilt im Islam als Sünde, und so wagte es Abdel Mahmoud Aziz lange Zeit nicht, seine sexuelle Orientierung offen zu zeigen.

Wie er sich schließlich doch zu einem Outing vor seiner Familie und auch vor der dänischen Öffentlichkeit durchgerungen hat, zeigt die kreuz und quer-Dokumentation „Mein Outing – Muslim und homosexuell“, die Abdel Aziz Mahmoud gemeinsam mit Kenneth Laugaard gestaltet hat.

Seinen Eltern und Geschwistern hat sich Abdel Aziz Mahmoud bereits vor einiger Zeit als homosexuell geoutet. Nun möchte Abdel einen Schritt weitergehen und seine sexuelle Orientierung auch öffentlich eingestehen.

Der dänische TV-Moderator Abdel Aziz Mahomoud ist Muslim und homosexuell

ORF/Dänisches Fernsehen

Outen möchte er sich in einer TV-Produktion des Dänischen Fernsehens, in der Serie „Die Familie von Lærkevej“, einer sechsteiligen Familienchronik, die Einblick in das Leben einer modernen dänischen Familie mit Migrationshintergrund – seiner Familie – gibt. Doch bevor er diesen Schritt wagt, möchte er Näheres über die Haltung des Islam zu gleichgeschlechtlicher Liebe erfahren.

Und so fragt er einige dänische Imame ob man gleichzeitig Muslim und homosexuell sein kann. Die Reaktion ist meistens gleich: Nein, Homosexualität sei eine schwere Sünde im Islam. Dabei beziehen sie sich auf jene Stelle im Koran, die von der Vernichtung der sündigen Bewohner von Sodom und Gomorra wegen ihrer Homosexualität berichtet.

Als sich Abdel Aziz Mahmoud selbst als schwul outet, reagieren die Imame etwas weniger radikal. Zwei der Befragten meinen, die Neigung an sich sei keine Sünde, erst wenn gleichgeschlechtliche Sexualakte praktiziert werde, dann sei es schwere Sünde.

Nach diesen Gesprächen outet sich Abdel Aziz Mahmoud tatsächlich im Fernsehen. In der Folge erhält er unzählige Botschaften in den sozialen Medien, die meisten recht positiv. Einige davon sind allerdings überaus aggressiv: „Du ekelhafte Schwuchtel“, „Du Mistkerl!“, „Du bringt Schande über deine Familie“. Ein Poster namens Ali Sheik beruft sich sogar auf Allah: „Allah hat befohlen, solche Männer von einem hohen Turm zu stoßen und sie beim Hinunterfallen zu steinigen.“

Abdel Aziz Mahmoud versucht, einige dieser Schwulen-Hasser zu kontaktieren. Die meisten verweigern jedoch den Kontakt, bis auf Ali Sheik. Sogar vor laufender Kamera bekräftigt er seine tiefe Abscheu vor homosexuellen Muslimen. Dennoch findet Abdel Aziz Mahmoud nach der hitzigen Diskussion, dass ihm Ali Sheik zumindest einen Hauch von Sympathie entgegengebracht habe.

Sein Fazit nach dieser Auseinandersetzung über Homosexualität und Islam: Es sei wichtig, miteinander im Gespräch zu bleiben, dann werde sich vielleicht in Zukunft die Einstellung der Muslime zu Menschen mit anderer sexueller Orientierung verändern.

Ein Film von Abdel Aziz Mahmoud mit Kenneth Laugaard
Redaktion: Christoph Guggenberger
Deutschsprachige ORF-Bearbeitung: Rosemarie Pagani-Trautner

Die unheilige Familie

ORF/Dogwoof Global/Big Stories Co.

Die unheilige Familie - Sekte der geraubten Kinder

August 1987 – um 6:00 Uhr morgens durchsuchen Polizei und Sozialdienste ein einsam gelegenes Haus am Lake Eildon im australischen Bundesstaat Victoria. Es ist das Domizil einer Sekte, die unter dem Namen „Die Familie“ bekannt und zu diesem Zeitpunkt bereits seit fast 25 Jahren aktiv ist.

Mehrere Kinder werden im Zuge der Hausdurchsuchung in Gewahrsam genommen. Das Bild, das sich im Zuge der anschließenden Ermittlungen langsam herauskristallisiert, ist erschreckend: Mindestens 28 Kinder gerieten im Laufe der Jahre durch ominöse und illegale Praktiken in die Fänge der Sekte und wurden von ihren Betreuerinnen geschlagen, mussten immer wieder hungern, wurden unter Drogen wie LSD gesetzt.

Gegründet wird „Die Familie“ bereits 1963 von der schönen und charismatischen Anne Hamilton-Byrne. Gemeinsam mit dem Physiker Raynor Johnson startet sie den New-Age-Kult, der einen Mischmasch christlicher und fernöstlicher Inhalte lehrt, garniert mit einigen apokalyptischen Science-Fiction-Elementen: Anne Hamilton-Byrne wird als weibliche Reinkarnation von Jesus Christus verehrt.

Die Kinder werden regelrecht zusammengesammelt, um als möglichst homogene Gruppe vermeintlicher „Geschwister“ und fern von anderen Menschen unter der Kontrolle der Sekte aufzuwachsen.

Die Mädchen und Buben gelangen etwa durch illegale Adoptionen in die Gewalt der Sekte. Am Lake Eildon werden sie in Erwartung des Weltuntergangs mit strikter Disziplin erzogen. Denn sie sollen rechtzeitig in Raumschiffen die Erde verlassen, um danach zurückzukehren und das, was von der Menschheit übrig ist, neu zu unterweisen.

Dabei besteht das Klientel der Sekte überwiegend aus hochgebildeten Leuten. Sie alle geraten in den Bann von Sektengründerin Hamilton-Byrne, heiraten etwa auf ihre Anweisung hin ihnen nahezu fremde Menschen, überschreiben ihr Eigentum und geben häufig auch ihre Kinder in die Obhut der Sekte.

Barbara Kibby etwa wurde als junge Frau rekrutiert. Auf der Suche nach einer „Mutterfigur“ wird sie fündig bei der Sektengründerin. Psychisch unter Druck gesetzt versinkt sie in Depressionen und überlässt Anne Hamilton-Byrne für längere Zeit ihre beiden kleinen Söhne. Mit „katastrophalen Folgen“, wie sie in der Dokumentation erzählt.

Lex de Man ist als polizeilicher Ermittlungsbeamter und späterer Leiter einer Sonderkommission jahrelang auf den Spuren der Sekte. Er sammelt Beweise gegen Anne Hamilton-Byrne und ihre Helfer und bereitet akribisch eine mögliche Anklage vor.

Seine Ermittlungsarbeit wird anhand von Archivmaterial nacherzählt und bildet den Rahmen für die beklemmende Dokumentation. Alte Tonbandaufnahmen, filmisches Archivmaterial und viele Gespräche mit ehemaligen Mitgliedern, Ermittlungsbeamten und auch Kindern der Sekte geben Einblick in die abgeschottete Welt der „Familie“.

Doch nicht nur die Geschehnisse von damals stehen im Fokus, es geht auch um die Frage, wie die Sekte so lange unbehelligt bleiben konnte. „kreuz und quer“ zeigt die australische Dokumentation in deutscher Bearbeitung.

Regie: Rosie Jones
ORF-Redaktion: Christoph Guggenberger
Deutschsprachige ORF-Bearbeitung: Sabine Aßmann