Entführte Bischöfe: Keine Freilassung in Sicht

Das Ringen um die Freilassung der entführten syrischen Metropoliten Gregorios Johanna Ibrahim und Bulos Jasidschi geht in die vierte Woche. Weltweit engagieren sich Bischöfe für eine Lösung.

Kardinal Christoph Schönborn erinnerte in seinem am Freitag veröffentlichten Appell an die Flüchtlinge und an die existenzielle Bedrohung der syrischen Christen. Der Wiener Erzbischof würdigte dabei auch die Aktion" Nachbar in Not".

Verantwortung übernehmen

Der emeritierte römisch-katholische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, und der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Sebastija in Cisjordanien, Thedosios Attallah Hanna, betonten am Wochenende in einer gemeinsamen Erklärung ihre Solidarität mit allen Syrern, Christen und Muslimen. Alle Beteiligten müssten ihre menschliche Verantwortung erkennen, um „Blutvergießen und Zerstörung“ zu beenden.

Wörtlich stellten die beiden Prälaten fest: „Wir unterstützen Syrien mit unserem Gebet, wir bitten Gott, diesem Krieg Einhalt zu gebieten.“ Zugleich appellierten sie an die Entführer der Bischöfe. Sie äußerten ihre Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit, „damit Leben, Freiheit und Würde der Menschen in Syrien wiederhergestellt werden“, so Patriarch Sabbah und Erzbischof Attallah Hanna

Die dem Patriarchen von Antiochien unterstehende syrisch-orthodoxe Kirche in Südindien nahm Kontakt mit der indischen Regierung auf. Eine Kirchendelegation unter Leitung von Metropolit Gregorios Joseph und Metropolit Osthatheos Ishak wurde von Ministerpräsident Manmohan Singh empfangen.

Ein „importierter Krieg“

Der Rektor der Basilika, der melkitische griechisch-katholische Archimandrit Mtanious Haddad, wandte sich im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur CNA entschieden gegen die von Rebellen und deren Sympathisanten aufgestellte These, dass es in Syrien keine Koexistenz zwischen Christen und Muslimen mehr gebe: „Das ist einfach nicht wahr“.

Wörtlich erklärte der Archimandrit, der auch Vertreter des melkitischen Patriarchen von Antiochien beim Heiligen Stuhl ist: „Der Krieg in Syrien ist keine Krise zwischen Muslimen und Christen oder zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Und es ist auch kein Bürgerkrieg. Vielmehr ist es ein von außen importierter Krieg“.

In seiner Predigt nannte Haddad die Leute, die sich zu Entführungen hergeben, „Verräter“. Die Syrer müssten ihre Probleme ohne „Einmischung von außen“ selbst lösen, „fast wie bei einem Papstwahl-Konklave“. Auch in Syrien gebe es Leute, die sich mit „Petro-Dollars“ kaufen ließen, bedauerte der Archimandrit.

Hoffnungen in Papst Franziskus

Der in Homs lebende Jesuitenpater Ghassan Sahoui sagte im Gespräch mit „Radio Vatikan“: „In allen Kirchen wurden Gebetstreffen organisiert, damit den Christen bewusster wird, was ihre Rolle in dieser Krise, in diesem brutalen Drama ist. Wir fühlen uns mit allen Christen der Welt und allen, die Syrien wirklich lieben, verbunden, wenn wir Gott um Erbarmen und Frieden für dieses gemarterte Land anflehen.“ Große Hoffnungen der Christen seien auf Papst Franziskus gerichtet, „Wir wissen alle, dass er ein Mann der Überraschungen ist. Und darum hoffen wir wirklich, dass es eine Initiative geben wird, die er vom Vatikan aus ankündigt“, so der Ordensmitbruder des Papstes.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu: