Kirchenstatistik: Generalvikar hofft auf Papst-Effekt

„Einen Papst-Franziskus-Effekt können wir bei den Ein-oder Austritten nicht erkennen“: So kommentiert Nikolaus Krasa, Generalvikar der Erzdiözese Wien, die am Dienstag veröffentlichten Katholikenzahlen.

„Wir spüren zwar ein Wohlwollen und wachsendes Interesse an der Kirche, aber es schlägt sich nicht in den Zahlen nieder.“ Möglicherweise trete ein solcher Papst-Effekt aber auch erst mit gewisser Verzögerung ein, erklärte Krasa in einer Aussendung der Erzdiözese Wien. „Wir sehen, dass die Austritte gegen Jahresende immer stärker zurückgegangen sind“, sagte der Generalvikar. Im Monat Dezember traten demnach sogar um 11 Prozent weniger Wiener aus als im Dezember 2012.

Nikolaus Krasa

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Generalvikar der Erzdiözese Wien Nikolaus Krasa

Zahl der Austretenden sinkt

Die Erzdiözese Wien verzeichnet laut aktueller Statistik eine ebenso leichte wie stetige Abnahme der Zahl der Austretenden: Sie ist mit 15.889 Austritten im Jahr 2013 im langjährigen Vergleich nach wie vor sehr hoch, liegt aber unter den Zahlen von 2012 (16.217), 2011 (16.941) und vom Krisenjahr 2010 (25.314).

Im Jahr 2013 haben mit 15.889 Personen 1,26 Prozent der Katholiken durch Austritt ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Das sei im Vergleich mit anderen großen Institutionen zwar ein relativ geringer Wert, hielt die Erzdiözese fest, dem stehe aber gegenüber, „dass es der Kirche nicht gelingt, eine ähnlich große Zahl Erwachsener zum Eintritt zu bewegen“. Im Jahr 2013 traten in der Erzdiözese Wien nur 1.066 Christen aus anderen Konfessionen oder ehemalige Katholiken (wieder) in die katholische Kirche ein. Die Zahl der Erwachsenentaufen lag bei weniger als 100.

Wien: Mehr Nichtkatholiken als Katholiken

Generalvikar Krasa dazu: „Es ist nicht erstaunlich, dass bei einer so großen Institution wie der Kirche jedes Jahr ein gutes Prozent der Mitglieder austritt - aber es stimmt mich nachdenklich, dass es uns nicht gelingt, auch nur annähernd so viele Nichtkatholiken für einen Eintritt zu begeistern.“ Das sei angesichts der Tatsache, dass es im Raum der Erzdiözese Wien mittlerweile mehr Nichtkatholiken als Katholiken gibt, „eine große und dringende Herausforderung für uns alle“.

Es brauche „authentische und begeisternde Gemeinden, die nach außen ausstrahlen und anziehend wirken“. Es gehe um eine Kirche, „die aus der Freude über das Evangelium hinausgeht, um allen das Leben Jesu anzubieten, wie Papst Franziskus schreibt“.

Katholikenanteil bei 46 Prozent

Im Gebiet der Erzdiözese Wien (Stadt Wien, Weinviertel, Marchfeld, Großteil des Industrieviertels) leben heute mehr Nichtkatholiken als Katholiken. Der Katholikenanteil geht weiter zurück und beträgt ca. 46 Prozent.

Besonders markant ist die Entwicklung in der Stadt Wien selbst, wo seit jeher die meisten Austritte gemeldet werden und besonders viele Nichtkatholiken zuziehen. Zu Jahresende 2013 gab es in der Stadt Wien 654.223 Katholiken, das sind 37,1 Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt. Zuletzt gab es in Wien im Jahr 2000 eine katholische Bevölkerungsmehrheit.

Eine Pfarre weniger

Die Zahl der Pfarren ist durch die Zusammenlegung von Maria Namen und Neulerchenfeld in Wien von 660 auf 659 zurückgegangen. In Wien leben in einer Pfarre im Durchschnitt 3.917 Katholiken. In den beiden ländlicher geprägten Regionen der Erzdiözese liegt die durchschnittliche Zahl von Katholiken je Pfarre bei 885 (Weinviertel und Marchfeld) bzw. 1574 (Industrieviertel). Die größte Pfarre ist nach wie vor Aspern in Wien (12.304 Katholiken), die kleinste Grafensulz im Weinviertel (94 Katholiken). 25 Pfarren haben weniger als 200 Mitglieder.

Aus der nun vorliegenden Seelsorgestatistik für das Jahr 2012 geht weiters hervor, dass auch die Zahl der in der Erzdiözese Wien tätigen Priester leicht abgenommen hat, und zwar von 1.124 im Jahr 2011 auf 1.108 im Jahr 2012. Die Seelsorgestatistik für 2012 zeigt weiters eine Stabilisierung bei den Messbesuchen, einen weiteren leichten Rückgang bei Taufen und Erstkommunionen, erstmals einen deutlicheren Rückgang (8 Prozent) bei den Firmungen, sowie einen leichten Zuwachs an Eheschließungen und Begräbnissen - insgesamt also ein gemischtes Bild.

religion.ORF.at/KAP

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