Iraks Christen rufen EU um Hilfe

Die Vertreter der christlichen Minderheit im Irak haben die EU dringend um Hilfe gebeten. „Die Europäer haben eine moralische Pflicht gegenüber dem Irak“, hieß es am Mittwoch von Christenvertretern in Brüssel.

Der chaldäische Patriarch Louis Sako, die höchste christliche Autorität im Irak, und weitere Vertreter der Christen in der Region trafen am Mittwoch in Brüssel den EU-Ratspräsidenten Herman van Rompuy sowie weitere EU-Politiker. Er sei „extrem beunruhigt“ über das Schicksal der Christen, die aus den von radikalsunnitischen Rebellen besetzten Gebieten fliehen, sagte Sako vor Journalisten. Er appellierte an die EU: „Die Europäer haben eine moralische Pflicht gegenüber dem Irak.“

Kinder in Flüchtlingslager

Reuters/Ahmed Jadallah

Flüchtlinge in einem Lager in der irakischen Region Kurdistan

Erzbischof: Alle Christen aus Mossul geflohen

Der Erzbischof von Mossul, Johanna Petros Mutsche, sagte, alle Christen hätten die einst multireligiöse Stadt im Norden des Irak verlassen. Die chaldäische und die syrisch-orthodoxe Kirche der Stadt seien beide von Kämpfern der Gruppe Islamischer Staat (IS) besetzt.

Die Dschihadisten hatten ihre Offensive vor vier Wochen begonnen und seitdem fast die ganze Provinz Ninive samt Mossul sowie Teile von vier weiteren Provinzen erobert. Für das von ihnen kontrollierte Gebiet rief IS einen islamischen Gottesstaat aus.

„Wir sind eine sehr verletzliche Minderheit, weil wir weder Armee noch Milizen haben“, sagte Sako. Die Zahl der Christen im Irak ist nach einem Jahrzehnt des Krieges und interreligiöser Konflikte eingebrochen. Von den vor dem US-Einmarsch im Jahr 2003 im Irak lebenden mehr als eine Millionen Christen sind weniger als 400.000 noch im Land. Die meisten sind unter dem Verfolgungsdruck muslimischer Extremisten ins Ausland geflohen.

religion.ORF.at/APA/AFP

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