Caritas baut Hilfe für Flüchtlinge im Nordirak aus

Das internationale Caritas-Netzwerk baut angesichts der jüngsten dramatischen Ereignisse im Nordirak nach dem Vorrücken der Terrorgruppe IS seine Hilfe für die Flüchtlinge in der Region weiter aus.

Caritas Irak und die amerikanische Caritas (CRS), die bereits in den vergangenen Monaten Tausende Familien mit dem Lebensnotwendigsten versorgt haben, errichten derzeit in Erbil ein weiteres Koordinationsbüro. Dadurch soll die Hilfe für 30.000 Familien in den kommenden sechs Monaten sichergestellt werden, berichtete Georg Matuschkowitz, Abteilungsleiter für internationale Programme bei der Caritas Österreich, am Dienstag im Gespräch mit Kathpress.

Wegen der kritischen Sicherheitslage erfolgt die Arbeit für kirchliche Hilfswerke in der Region unter schwierigsten Bedingungen. Die genauen Orte, an denen Wasser, Nahrungsmittel, Wasser, Decken oder Matratzen verteilt werden, müssen geheim bleiben. Bei der Verteilung der aus Caritas-Spenden finanzierten Hilfsgüter arbeitet die Caritas eng mit der UNO zusammen.

Syrien-Flüchtlinge doppelt gefährdet

Dramatisch ist auch die Situation jener Flüchtlinge, die vor dem Syrienkrieg in den Nordirak geflohen sind und dort jetzt erneut in Gefahr sind. „Ihre Situation ist doppelt kritisch. Viele sind drauf und dran, wieder nach Syrien zurückzukehren“, berichtet Matuschkowitz.

Keinen Zugang hat die Caritas derzeit zu den Tausenden jesidischen Flüchtlingen im Sindschar-Gebirge, deren Schicksal zuletzt auch die Weltöffentlichkeit aufgerüttelt hat. „Da kommen wir derzeit nicht hin“, berichtete Caritas-Mitarbeiter Matuschkowitz. Die Versorgung mit Hilfsgütern aus der Luft sei aber nach örtlichen Berichten gut angelaufen.

Humanitäre Hilfe unzureichend

Auf der Flucht vor der Terrorgruppe IS (Islamischer Staat) sind in den vergangenen Wochen mehr als 70.000 Christen allein in die Region Erbil gekommen. Tausende Flüchtlingsfamilien hätten alles verloren, die humanitäre Hilfe sei unzureichend, berichtete der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche im Irak, Louis Rafael I. Sako, am Wochenende in einem Hilferuf aus Bagdad. Das weltweite katholische Hilfswerk Kirche in Not stellte daraufhin weitere 100.000 Euro Soforthilfe für irakische Christen auf der Flucht zur Verfügung.

Spendenhinweis:

Caritas: IBAN: AT 926 0000 0000 7700 004 BIC: OPSKATWW, Kennwort „Nothilfe Flüchtlinge Nordirak“

Kirche in Not: IBAN: AT72 6000 0000 9206 5338 BIC: OPSKATWW Verwendungszweck: „Irak“

Diakonie: IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333 BIC: GIBAATWWXXX, Kennwort „Nothilfe Nordirak“

Viele Flüchtlingsfamilien hätten in Kirchen und Schulen ein Obdach und Versorgung gefunden, so Patriarch Sako: „Die Situation dieser Familien ist recht gut. Doch beklagenswert ist die Situation derer, die auf Straßen und öffentlichen Parkanlagen kampieren müssen. Ihnen fehlen ein Dach über dem Kopf, Kleidung, Wasser und Medikamente.“

Dramatische Lage

„Aktuell geht es darum, genügend sauberes Trinkwasser und Nahrungsmittel für die Flüchtlingsfamilien und die aufnehmenden Gemeinden zu sichern“, erklärte auch Dagmar Lassmann, Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe in einer Aussendung. Wie die Caritas verteilt das Netzwerk ACT Alliance, in dem evangelische Hilfsorganisationen weltweit zusammengeschlossen sind, Nahrungspakete und Trinkwasser an Flüchtlingsfamilien.

Lassmann verwies insbesondere auf die verzweifelte Lage der Menschen in Dohuk. Dort sei die Lage noch schlimmer als in Erbil. In der Stadt, in der aktuell 60.000 Menschen Zuflucht gesucht haben, eskaliere die humanitäre Situation. Akuthilfe für Kranke und Verletzte sei bisher kaum möglich.

„Wer die aktuellen Bilder von Erbil und Dohuk gesehen hat, wo Hunderte Familien an den Straßenrändern campieren, kann sich vorstellen, dass dort dringend Unterstützung notwendig ist“, betonte Diakoniedirektor Michael Chalupka.

religion.ORF.at/KAP

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